Kapitel 3
Die
Schatten der Häuser des kleinen Dorfes Kraic wurden immer länger,
und der Himmel zauberte mit seinen zarten Pastelltönen eine falsche,
friedliche Idylle.
Kaum
einer hatte bis vor kurzem noch daran geglaubt dass in ihrem Dorf
einst wieder das turbulente Leben stattfinden würde, wie es für
einen Handelsumschlagpunkt typisch war. Auch wenn die Winter immer
etwas Ruhe mit sich brachten, so hatte es doch nie eine solch
gespenstische Stille gegeben, wie sie nun Einkehr gehalten hatte.
Viele
überlegten sich dem Verbot zu widersetzen, das Dorf zu verlassen,
und ihr Glück in der Fluch zu suchen. Aber alle waren sich bewusst
dass dieses Vorhaben sie geradewegs in den sicheren Tod führen
würde. Niemand in den Dörfern und Städten ringsum würde sie
aufnehmen. Man munkelte hinter hervor gehaltener Hand, dass nicht die
Wälder um Kraic herum allein verflucht waren, sondern ebenso seine
Bewohner.
Ironisch
grinste das Schicksal fast hämisch auf die Menschen in diesem Dorf
hernieder. Würden sie gehen, würden sie sicherlich erfrieren, doch
wenn sie hier blieben, würden sie eines Tages verhungern wenn sich
das Blatt nicht bald wendete.
Seit
der vergangenen Nacht aber machte sich zum erstem Mal seit so vielen
Monaten wieder ein Funken Hoffnung breit. Der Jäger Fisk hatte eine
Frau vor den dunklen Kreaturen des Waldes gerettet. Man wollte
glauben er könne sie wirklich von ihrem Fluch erretten. Sie
befreien, und das Leben zurück nach Kraic bringen.
Nicht
jeder aber sah in ihm eine Gestalt des Erlösers.
Der
Waidmann legte sein Schwert im Stroh neben seinem Begleiter Veldig
ab. Noch einmal drückte er mit beiden Händen seine massiven Kiefer
auseinander um einen prüfenden Blick in dessen Rachen zu werfen.
Veldig gefiel dieses Behandlung nicht im geringsten, aber man biss
schließlich nicht in die Hand die einen fütterte, und da diese
Hände dies eben noch getan hatten, blieb er geduldig liegen. Es
hätte ihn kaum Kraft gekostet sich gegen die Hände seines Herren zu
wehren, sein Kiefer war eines der gefährlichsten Dinge an seinem
Körper. Gleich neben den zwei Hörnern auf seiner Stirn, die lang
genug waren um einen Menschen ohne Probleme aufzuspießen.
„Alles
in Ordnung, mein Freund. Das Blut der Wurzelhexe hat keinen Schaden
angerichtet.“ Gerade als sich Fisk wieder erheben wollte, hörte er
ein leises Geräusch hinter sich.
Den
Finger am Abzug seiner Armbrust richtete er sich auf, und drehte sich
in Richtung der offenen Stalltür. In seinem Kopf rechnete er sich
seine Chancen aus, würde jemand ebenfalls auf ihn zielen, wäre er
schnell genug seine Waffe zu ziehen, zu zielen und dann noch
abzudrücken?
Bevor
er aber seinen Gedankengang zu Ende bringen konnte, erblickte er die
Silhouette eines Kindes im Türrahmen und ließ den Finger um den
Abzug wieder locker.
Tobias
stand mit erstarrter Miene einige Meter von ihm fort und schenkte dem
Waidmann keine Beachtung. Sein Blick hatte sich auf Veldig gerichtet
und jede Farbe in seinem Gesicht war verschwunden.
Fisk
wandte sich wieder seinen Vorbereitungen zu, und packte in die kleine
Tasche die er mit sich nehmen würde, noch ein wenig Proviant. Es
würde eine lange Nacht werden.
Endlich
hatte Tobias seinen Mut wiedergefunden und tastete sich langsam an
der Wand aus Holz, weiter an den Jäger und dessen Begleiter heran.
„So etwas habe ich noch nie gesehen. Was ist es?“
Fisk
atmete lange durch die Nase aus und beschäftigte sich weiter mit dem
Packen seiner Tasche, er war kein Freund von Kindern, und schon gar
nicht von welchen die auch noch dumme Fragen stellten. Als die Stimme
in seinem Rücken eine Weile lang schwieg, erhob er widerwillig doch
das Wort. In seiner dunklen Stimme war deutlich zu hören dass er
leicht genervt war. „Was ist was? Redest du von einem Gegenstand?“
Tobias
schluckte so laut das Fisk es hören konnte „Nein. Ich meine Euer
Tier. Ich habe noch nie so ein Wesen gesehen! Was ist es?“
Fisk
leckte sich langsam über die Unterlippe und band die letzte Schnalle
seiner Tasche zu. „Veldig ist ein Hyna. Hynas kommen weit im Süden
vor, fern der Grenzen von Siont. Schon mal was von den Schlafenden
Riesen gehört?“
Tobias
überlegte und traute sich noch ein paar Schritte weiter heran, dann
durchfuhr ihn plötzlich die Erinnerung. Sein Herz klopfte schneller
als das Bild seines Vaters vor seinem inneren Auge auftauchte. „Ja!
Die Schlafenden Riesen! Mein Vater erzählte mir von diesem Land. Man
nennt es so, weil die Berge dort so hoch sind, dass sie fast den
Himmel berühren. Und weil ihre Form so aussieht als hätten sich
Riesen auf den Rücken zum schlafen gelegt. Man soll ihre Gesichter
sogar erkennen!“
Über
die finsteren Züge des Waidmanns huschte ein Lächeln. Langsam erhob
er sich und befestigte seine Reisetasche an Veldigs Sattel. „Richtig,
mit etwas Fantasie kann man in der Form der Berge wirklich Gesichter
erkennen. Die Landschaft dort ist sehr abwechslungsreich. Es gibt
viele Seen, Wälder und breite Graslandschaften. Dort traf ich einst
auf Veldig. Und wie das Schicksal es so wollte, begleitet er mich
seitdem auf meinen Reisen.“
Tobias
machte große Augen und blieb schließlich gut zwei Meter von den
Beiden stehen. Das war eindeutig nah genug.
Fisk
schnallte sich sein Schwert auf den Rücken, dann war er bereit. So
bereit man nur sein konnte sich nachts in einem Wald herum zu
treiben, der von dunklen Gestalten heimgesucht wurde.
Tobias
sah dem Waidmann zu wie er die letzten Vorkehrungen für seine
Aufgabe traf, und verschränkte immer wieder nervös seine Finger
ineinander. Dann fasste er all seinen Mut zusammen, und sprach das
aus, weswegen er überhaupt an diesen Ort gekommen war. „Nebeljäger.
Ich hörte wie Ihr mit meiner Mutter über die Toten im Wald spracht.
Ist es wahr? Wandelten dort wirklich tote Männer umher?“
Fisk
zog die letzte Schnalle seines Schwertes fest und setzte sich seinen
Hut auf. Unter der Krempe starrten zwei blaue Augen düster zu dem
Jungen herüber. „Du hast gelauscht?“
Tobias
zuckte zusammen, suchte händeringend nach einer guten und plausiblen
Ausrede, doch die Zeit war zu knapp als dass er eine hätte finden
können. „Es tut mir leid, ich...“
Fisk
brachte ihn mit einer barschen Handbewegung zum schweigen und gab
Veldig ein Zeichen, woraufhin sich dieser erhob, um sich das Stroh
aus dem Fell zu schütteln.
„Mir
ist das egal, für deine Erziehung sind andere zuständig. Ja, ich
sah die ruhelosen Toten. Warum fragst du?“
Tobias
ballte seine Hände zu Fäusten, eine Handlung die den kleinen,
scheuen Jungen direkt in ein anderes Licht rückte, denn sie war
begleitet von einem festen Blick. „Wenn ihr einen Mann seht, der
einen Gürtel mit Werkzeugen, die man zum Schnitzen von Holz
benötigt, um seine Hüften trägt, dann bitte ich Euch, es mir zu
sagen!“
Fisk
sah den Jungen einen Augenblick lang abschätzend an, dessen Fassade,
die Stärke heucheln sollte, bereits zu bröckeln begann. Seine
kleinen Fäuste zitterten, und an dem Beben seiner Unterlippe war
deutlich zu erkennen, dass er mit seiner Fassung rang. „Dein
Vater?“
Tobias
nickte und senkte den Blick zu Boden, die ersten Tränen benetzten
die umher liegenden Strohhalme. „Auch uns erzählte man die
Geschichte, man hätte ihn auf ein Boot gebracht und auf dem Meer
ausgesetzt wo er gute Chancen hätte auf einem anderen Stück Land zu
stranden, und dort ein gutes Leben führen zu können. Aber ich
glaube davon kein Wort! Mein Vater und ich haben jede Minute zusammen
verbracht! Kurz nachdem man ihn in den Wald brachte, da spürte ich
mit einem Mal so eine tiefe Leere! Sie ist immer noch da! Ich weiß
einfach dass Vater tot sein muss!“ Die Schultern von Tobias bebten,
er wollte seine Gefühle bändigen, aber die Tränen flossen
erbarmungslos an seinem Gesicht hinab.
Fisk
seufzte leise und antwortete in einem ruhigen Tonfall, welcher schon
fast freundlich hätte wirken können. „Wenn ich jemanden mit solch
einem Gürtel sehe, wirst du es erfahren.“
Eilig
wischte sich Tobias ein paar Tränen aus den Augenwinkeln und blickte
zu dem Waidmann auf. „Diesen Gürtel würde mein Vater niemals
ablegen! Das Schnitzen war seine Leidenschaft und ich habe viel von
ihm gelernt! Er trug ihn an dem Tag, als er aufbrach.“
Fisk
nickte ihm zu, als Zeichen dass er sich an seine Worte halten würde,
dann durchquerte er mit ein paar wenigen Schritten den Stall und trat
mit seinem treuen Begleiter in die kalte Nacht des Abends hinaus.
Noch bevor er die Grenze des Waldes erreicht hatte, war das Licht
bereits so weit gewichen, dass die finstere Nacht nur noch wenige
Augenblicke auf sich warten lassen würde.
Der
Waidmann ging mit langen, aber ruhigen Schritten den breiten Pfad
durch den Wald entlang. Konzentriert lauschte er auf jedes Geräusch,
doch die einzigen die er vernahm, kamen von ihm. Es war so leise,
dass er das Knistern seines Atems in der kalten Luft hören konnte.
Obwohl
er dieses Mal die Schatten im Unterholz nicht ausmachen konnte, die
ihn einst beobachtet hatten, hatte er dennoch das Gefühl dass
unentwegt Blicke auf ihn gerichtet waren.
Wieder
konzentrierte er sich auf sein Schwert, welches er auf seinem Rücken
befestigt war. Es summte nicht wie das letzte Mal als er diesen Wald
betreten hatte. Dass das Summen ausblieb war keineswegs eine Garantie
dafür dass sich niemand in seiner Nähe befand, sondern lediglich
dafür dass es keine Wesen der Dunkelheit waren.
Vorsichtig
zog er eines der kleinen Fläschchen, welche er an einem Riemen über
der Brust befestigt hatte, aus seiner Halterung. Mit dem Daumen schob
er den Korken auf und schüttete sich den Inhalt im Ganzen die Kehle
hinab.
Fisk
blinzelte einige Male, dann hatten sich seine Augen an die immer
weiter voran schreitende Finsternis gewöhnt und er konnte mindestens
genauso gut sehen wie sein Begleiter.
Zwei
weitere dieser kleinen Fläschchen besaß er noch, genug für zwei
weitere Nächte. So lange beabsichtigte er allerdings nicht an diesem
Ort zu bleiben. Seine Jagd sollte in dieser Nacht ihr Ende finden,
denn er wollte sein Winterquartier erreichen bevor der Schnee ihm bis
zu den Knien reichte.
Plötzlich
setzte es ein. Das Summen auf seinem Rücken. Seine Augen suchten das
Unterholz ab, huschten aufmerksam hin und her, doch sie machten keine
Bewegung aus. Selbst Veldig, dessen Nase kaum jemand das Wasser
reichen konnte, hatte scheinbar noch nichts gewittert. Ruhig schritt
er dicht an der Seite des Waidmanns daher.
Das
Summen auf seinem Rücken nahm zu, etwas musste sich ganz in seiner
Nähe befinden. Fisk verharrte an Ort und Stelle. Seine Ohren
schmerzen vor Anstrengung, er vernahm ein ganz leises Schlurfen in
der Ferne. Die Augen weit aufgerissen drehte er sich einmal im Kreis,
untersuchte jede Baumkrone, jeden Busch, jeden Baumstamm, doch konnte
er nichts auffällig erkennen. Die Situation gefiel ihm nicht.
Der
Wald war gut bewachsen zu beiden Seiten des Pfades, dicke und dünne
Baumstämme der verschiedensten Arten standen nah beieinander, jedoch
war dieser Wald nicht so dicht, dass man sich unerkannt an ihn heran
schleichen konnte. Zwischen den Bäumen war so viel Platz dass man
schon einige große Schritte tun musste, um von einem Versteck zum
anderen zu huschen.
Fisk
verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen und ging langsam den Pfad
weiter entlang, immer tiefer hinein in die Dunkelheit des Waldes,
begleitet von dem Summen seines Schwertes.
Er
konzentrierte sich auf das schlurfende Geräusch, und näherte sich
ihm vorsichtig. Dafür musste er seinen sicheren Pfad verlassen.
Farne und kleine Sträucher streiften seine Beine. Hölzer und
gefrorenes Laub knackten unter seinen Füßen.
Vor
sich entdeckte er die Umrisse einer Grube im Boden, aus ihr stammte
das Geräusch. Vorsichtig pirschte er sich an die Grube heran, um
über dessen Rand einen Blick hinein erhaschen zu können.
Tief
war das Loch nicht, zwei Meter mochten es sein, vielleicht einen
Meter mehr in Breite und der Länge. Als er nah genug an der Grube
war, um einen Blick hinein zu werfen, entdeckte er einen Mann am
Boden von dieser. Er musste sich vor einer Weile die Beine gebrochen
haben, vielleicht als er in dieses Loch stürzte, denn diese
schleifte er wie einen Fremdkörper hinter sich her. An den Rändern
der Grube konnte Fisk Kratzspuren ausmachen, scheinbar hatte er ohne
Erfolg wieder versucht aus seinem ewigen Grab hinaus zu kommen.
Leere,
vertrocknete Augenhöhlen blickten zum Waidmann auf. Lange schon
musste das Leben aus diesem Mann gewichen sein, denn auf seinem Haupt
befanden sich nur noch ein paar spärliche Reste seines Haars, und
sein Fleisch hatte sich soweit zurück gezogen dass man auf sein
blankes Gebiss schaute.
Als
der Tote seinen Mund öffnete, drang ein leises, dunkles Stöhnen
hinaus. Mühsam drehte er sich in der engen Grube und versuchte an
dem Ende wo Fisk stand, hinauf zu kriechen. Doch seine Beute war
unerreichbar fern.
Gerade
als Fisk sich wieder aufrichtete, begann Veldig zu knurren und warf
seinen Kopf über die Schulter. Zu spät. Etwas hartes prallte gegen
Fisk. Es riss ihn von den Füßen, und bevor er verstand was gerade
geschah, stürzte der Waidmann hinab in die Grube. Jemand hielt
seinen Körper fest umschlugen, jemand der so kalt war wie die eisige
Winterluft selbst.
Der
Körper des Toten in dem Erdloch dämpfte den Sturz etwas ab, dennoch
presste der Balast der zweiten Person, Fisk den Atem aus den Lungen.
Unter ihm brachen Knochen, zum Glück nicht seine eigenen, doch er
spürte wie die Knochensplitter schmerzhaft in seinen Rücken
drückten.
Er
blinzelte seine Benommenheit fort und stemmte sich mit beiden Händen
gegen seinen Angreifer, erst jetzt erkannte er ihn. Eine Wurzelhexe
musste ihm aufgelauert sein, hatte gewartet bis der Augenblick
günstig war, und die Aufmerksamkeit des Jägers auf etwas anderem
gelegen hatte.
Ihr
Zahnloses Grinsen überzog ihr altes Gesicht, sie gackerte hämisch
vor Freude und versuchte ihre langen, gelben Fingernägel in seine
Augen zu Bohren. Ihr Atem stank nach fauligem, nassen Holz. Fisk
gelang es ihre Handgelenke mit beiden Händen zu umfassen, bevor sie
ihn blenden konnte. Die Spitzen ihrer Nägel waren nur wenige
Zentimeter von seinen Augen entfernt, sie versuchte mit aller Kraft
sie hinunter zu drücken.
Für
ein altes Weib hatte sie eine unsagbare Kraft, Fisk ächzte vor
Anstrengung. Neben ihm schob sich etwas in sein Gesichtsfeld. Leere
Augen starrten ihn an. Blanke Zähne entfernten sich voneinander, und
ein stechender Verwesungsgestank mischte sich unter den Geruch der
Hexe.
Bevor
sich die Zähne in das weiche Fleisch des Waidmanns graben konnten,
drehte Fisk seinen Kopf weit zur Seite. Der Untote würde auch seine
blanke Kehle nicht verschmähen und riss seine Kiefer noch weiter
auf. Die dünne Haut riss unter der Spannung und gab noch mehr seines
Kiefers frei.
Mit
aller Kraft wuchtete Fisk seinen Kopf wieder auf die andere Seite und
gab dem Toten eine Kopfnuss, die seinen morschen Schädel zum bersten
brachte.
Eine
Hand der Wurzelhexe drückte seinen Griff zu Boden, ihre Nägel
streiften noch seine Wange und hinterließen ein feines Rinsaal Blut.
Über ihm bellte Veldig nervös, fletschte die Zähne und versuchte
immer wieder nach der Wurzelhexe zu schnappen die seinen Herren
angriff.
Fisk
war von der Kopfnuss, die einen seiner Angreifer endgültig getötet
hatte, selbst total benommen. Die Konturen des Gesichts über ihm
verschwammen zu undeutlichen Linien.
Die
Wurzelhexe richtete sich mit ihrem Unterleib so weit auf, dass ihre
Füße beide fest auf dem Boden standen, sie verlagerte ihr Gewicht
so weit nach vorn dass Fisk noch mehr Mühe hatte, ihre Krallen bei
einem weiteren Angriff fern zu halten. Aus dem Mund der Hexe drangen
unverständliche Laute, ihre Zehen drückten sich noch fester auf den
gefrorenen Boden. Fisk merkte augenblicklich dass die Erde um ihn
herum begann sich zu bewegen. Ganz so als würde eine ganze Schar
Würmer unter ihm erwachen und versuchen an die Oberfläche zu
gelangen.
Der
Boden um ihn herum begann aufzubrechen und kleine Wurzeln
schlängelten sich unter größter Anstrengung in die Höhe. Ein paar
Worte der Hexe, und die Wurzeln begannen sich auf Fisk zu zubewegen.
Die Hexe gackerte vor freudiger Erregung als die Wurzeln ihn erreicht
hatten und sich um seine Gliedmaßen legten. Mehr noch, sie wanderten
über seinen Oberkörper und dem Waidmann wurde bewusst, was die Hexe
beabsichtigte. Feste drückten sich die Wurzeln auf seine Kleidung,
suchten einen Weg hindurch, suchten einen Weg zu seiner Haut, dem
geringsten Widerstand bis sie sich in sein Innerstes graben konnten.
Fisk
wollte es nicht so weit kommen lassen. Die Hexe hatte durch ihre
Verlagerung seine Beine frei gegeben. Der Waidmann nutzte die
Gelegenheit und zog sie so weit an, bis er seine Füße unter ihrem
Magen wusste. Langsam klärte sich auch wieder sein Blick und er
konnte am oberen Grubenrand noch immer Veldig erkennen, der nicht
aufgab und versuchte die Hexe mit seinen massiven Kiefern zu
erreichen.
Fisk
legte all seine Kraft in seine Beine, und unter einem Aufschrei der
Anstrengung, streckte er sie aus, und schleuderte die Hexe über sich
in die Luft. Unter ihren Fußsohlen hatten sich kleine Wurzeln
gebildet, welche bei dem heftigen Ruck aus dem Erdreich gerissen
wurden. Es war des Waidmanns Glück gewesen dass der Boden so hart
gefroren war, denn sonst hätte er genau so gut versuchen können
einen Baumstamm mit bloßen Händen heraus zu reißen.
Kreischend
wurde die Hexe in die Höhe geschleudert, nicht weit, aber es reichte
gerade aus, dass Veldig einen ihrer rudernden Arme zu fassen bekam.
Ohne
Mühe gruben sich seine spitzen Zähne in das harte Fleisch, mit
einer Pfote schlug er nach ihrem Brustkorb und fixierte sie so am
Rand der Grube. Wütend und kreischend versuchte sie mit ihrem freien
Arm nach der Bestie zu schlagen.
Die
Wurzeln um Fisks Körper hatten augenblicklich ihr Leben verloren und
hielten ihn nicht länger in seiner Gewalt. Mit einem Ruck war er
wieder auf den Beinen und zog surrend sein Schwert.
Bevor
die Wurzelhexe Gelegenheit hatte ihren Kopf zu dem Waidmann zu
drehen, hatte er ihn mit einem Schlag sauber von ihren Schultern
abgetrennt. Polternd rollte er zwischen seinen Beinen hindurch und
blieb an den Überresten des Untoten liegen, den er bei seinem Sturz
zerschlagen hatte.
Veldig
gab den leblosen Körper der Wurzelhexe wieder frei, und richtete
sich am Rand der Grube stehend, stolz zu seiner vollen Größe auf.
Fisk
holte noch ein paar Mal tief Luft und betrachtete den Boden seines
Gefängnisses, als wollte er sicher gehen, dass sich auch niemand
mehr rührte. Langsam schob er sein Schwert wieder zurück in die
Scheide, mit leichter Besorgnis stellte er fest, dass es noch immer
summte.
„Veldig
geh ein paar Schritte zurück.“ Sein Begleiter gehorchte. Fisk
stellte sich mit dem Rücken in eine Ecke der Grube und richtete
seinen Blick konzentriert auf die ihm gegenüberliegende Seite. Dann
stürmte er los.
Viel
Anlauf konnte er nicht nehmen, aber es musste reichen. Er sprang ab,
stieß sich mit einem Fuß an der Wand der Grube ab, und streckte
seine Arme nach dem schräg dazu liegenden Rand aus. Seine Finger
bekamen tatsächlich für einen Augenblick lang Halt, er versuchte
sich so schnell wie möglich hinauf zu ziehen. Seine Unterarme lagen
bereits auf dem Waldboden auf, er musste sich nun nur noch in die
Höhe ziehen. Seine Füße rutschten immer wieder von der glatten
Wand der Grube ab, langsam zog ihn sein Gewicht wieder zurück.
Ächzend vor Anstrengung wollte er sich dagegen wehren, versuchte
weiter sich hinauf zu kämpfen, dann endlich hatte sein Begleiter
erbarmen. Veldig trat ruhig an den Waidmann heran und nahm behutsam
den Gurt zwischen seine Zähne, mit dem er sein Schwert auf dem
Rücken befestigt hatte, und zog den zappelnden Menschen hinauf.
Fisk
hatte es eilig wieder auf die Beine zu kommen, klopfte sich den Dreck
von der Kleidung und pflückte noch ein paar Wurzeln ab die sich an
ihm verheddert hatten. Nachdem er seinen Hut wieder gerichtet hatte,
warf er Veldig einen strengen Blick zu und tätschelte sein Haupt.
„Gut gemacht mein Freund. Aber dass ich etwas meine Kondition
verloren habe, davon erfährt niemand. In Ordnung?“ Veldig
schnaubte als habe er verstanden, dann machten sich die beiden wieder
auf den Weg.
Fisk
setzte seine Reise erst einmal auf dem Pfad weiter fort, er wusste
nicht wie groß der Wald war, noch wo er seine Suche beginnen sollte.
Alles was er wusste war, dass es eine Ursache für einen tief
verwachsenen Fluch an diesem Ort geben musste wenn so viele
Wurzelhexen hier ihr Unwesen trieben. Drei Stück hatte er bisher
gesehen, und dabei war er nicht einmal tief in das Herz des Waldes
eingedrungen. Ein schlechtes Zeichen, denn Wurzelhexen waren sehr
selten.
Etwas
riss ihn aus seinen Gedanken. Ein dunkles Stöhnen. Schatten bewegten
sich langsam durch das Unterholz. Fisk ging zusammen mit Veldig
hinter einem breiten Baumstamm in Deckung. In einiger Entfernung sah
er eine Gruppe Männer durch den Wald marschieren, Sieben an der
Zahl. Alle tot und ruhelos.
Die
Augen zu schmalen Schlitzen verengt, versuchte Fisk die Männer
genauer zu betrachten, doch leider ermöglichte ihm der Trank nur in
der Nacht zu sehen wie am Tage, nicht aber zu sehen wie ein Adler.
Seine Augen waren gut, sonst hätte er auch als Jäger versagt, aber
die Männer waren einfach zu weit fort. Er konnte nur erahnen dass
manche von ihnen schon länger tot sein mussten als die anderen. Sie
waren magerer, und ihre Schritte ließen ihre Körper hin und her
schwanken. Die meisten aber hatten mehr Ähnlichkeit mit gewöhnlichen
Spaziergängern.
Seine
Finger angelten nach der Armbrust. Im Moment würden sie ihm
vielleicht keine Bedrohung sein, aber zumindest von ihrem Leid konnte
er sie befreien.
Ein
heftiges Summen hinter ihm brachte ihn von seinem Vorhaben ab. Sein
Schwert reagierte auf eine nahe und sehr starke Präsenz. Tiefe
Atemzüge brachten die Luft vor ihm zum Knistern als er sich langsam
herum drehte. Niemand war da.
Veldig
stellte seine Ohren auf. Das Fell auf seinem Rücken sträubte sich
leicht. Plötzlich bemerkte Fisk einen schwachen, grünlichen
Schimmer im Dickicht des Waldes. Noch einmal blickte er zu den
wandelnden Toten, doch sie entfernten sich immer weiter von ihm.
Langsam
erhob er sich, schlich durch das Unterholz, immer weiter in die Nähe
des grünen Leuchtens. Darauf bedacht, kaum einen Laut von sich zu
geben, fragte er sich wieso. Viel gewisser schien ihm zu sein, dass
irgendetwas genau wusste wo er sich befand. Dass es ihn beobachtete.
Jetzt vielleicht sogar zu sich lockte. Das Schwert verriet ihm dass
er und Veldig nicht alleine waren, auch wenn es sich bisher nicht zu
erkennen gegeben hatte, glaubte er, dass der Augenblick bald gekommen
sein musste.
Das
gefrorene Laub unter seinen Füßen knirschte leise. So leise dass
ein normales Tier nichts von seiner Pirsch mitbekommen hätte. In all
den Jahren als Nebeläger war dies eine der ersten Lektionen die er
gelernt hatte. Sich in möglichst vollkommener Stille zu bewegen. Es
kam vor, dass sein Leben davon abhing.
Ihm
war, als entferne sich das Schimmern immer so weit, wie er ihm näher
kam. Kein Schritt brachte ihn näher heran. Jemand lockte ihn,
spielte sein Spiel mit ihm. Fisk spielte mit, hoffte nach seinen
eigenen Regeln. Seine Umgebung suchte er unaufhörlich ab, doch bis
auf das Schimmern, war er von einer trügerischen Idylle eines
winterlichen Waldes umgeben.
Trotz
des Frostes wurde der Boden unter seinen Füßen weicher. Ein Teppich
aus Moos ebnete ihm den Pfad durch das Gehölz. Dann war er gekommen,
der Augenblick an dem das grünliche Licht eine Stelle erreicht
hatte, an der es verweilen mochte.
Ein
leichtes Flackern ließ es mal stärker, mal schwächer wirken.
Umringt von Moos und ein paar vereisten Farnen, schwebte es nur eine
handbreit über einem zersplitterten Baumstumpf.
Aus
Veldigs Kehle drang ein leises Knurren, Fisk blieb einige Meter von
dem Licht entfernt stehen. Nichts geschah. Schritt um Schritt näherte
er sich langsam dem Baumstumpf.
Plötzlich
sank das Licht hinab auf das verrottende Holz, des Waidmanns Füße
verharrten still. Wie ein Wassertropfen, so versickerte das Leuchten.
Kaum war es verschwunden, begann das Holz sich zu regen. Kleine
Splitter lösten sich, fielen Stumm auf das vereiste Moos. Knackend
brach der Stamm in Zwei, ein Haarschopf drückte sich langsam aus dem
Riss heraus. Es machte sich Platz, der Spalt wurde größer und auf
einen Kopf folgten nackte Schultern. Eine Frau schälte sich aus dem
Stamm heraus, ihr Gesicht war verborgen hinter einem Schleier grünen,
verfilzten Haares. Ihr Körper war vollkommen unbekleidet, nur hier
und da schlängelten sich feine Ranken um sie.
Bis
zu ihren Knien wuchs die weibliche Gestalt aus dem alten Baumstumpf
heraus, der Rest von ihr schien mit dem Holz verwachsen zu sein.
„Ihr
gehört hier nicht hin. Mischling.“ Knirschend rollte ihr Kopf über
eine Schulter, bis in ihren Nacken, und dann zu ihrer anderen
Schulter. Wirre Strähnen fielen in ihr Gesicht, die Lippen waren
dunkel, wie ihre seelenlosen Augen. Zwei schwarze, matte Abgründe.
„Wie
es aussieht bin ich allerdings hier, Waldnymphe. Richtig?“ Fisk
lockerte mit kreisenden Bewegungen seine Schultern. Ganz unauffällig
ließ er anschließend seine Hand nahe des Griffes seiner Armbrust
ruhen.
Was
sie war wusste er ohne Zweifel, es war nicht das erste Mal dass er
einer Waldnymphe begegnete. Gestern aber waren ihre Augen viel mehr
von Leben durchflutet. Sie wirkten wie klare, wunderschöne
Edelsteine die in einem herrlich anzusehenden Gesicht eingefasst
waren. Auch sie musste unter dem Fluch leiden, einen Ausweg gab es
für sie nicht. Denn Nymphen waren immer an den Ort gebunden, an dem
sie lebten.
„Spart
Euch Euren Humor, Mischling. Ihr habt an diesem Ort nichts zum
lachen. Er will Euch. Er weiß dass Ihr da seid. Und er mag Euch
nicht, für dass was ihr seinen Schützlingen angetan habt.“
Fisk dachte über die Worte der Frau nach, meine sie mit den Schützlingen etwa die Wurzelhexen? Soweit es ihm bekannt war, existierten diese dunklen Wesen allein. Niemand konnte sie befehligen, noch eine Art Pakt mit ihnen eingehen, wie es mit anderen Kreaturen der Dunkelheit oder Dämonen üblich war. „Wer ist Er?“
Fisk dachte über die Worte der Frau nach, meine sie mit den Schützlingen etwa die Wurzelhexen? Soweit es ihm bekannt war, existierten diese dunklen Wesen allein. Niemand konnte sie befehligen, noch eine Art Pakt mit ihnen eingehen, wie es mit anderen Kreaturen der Dunkelheit oder Dämonen üblich war. „Wer ist Er?“
Statt
auf seine Frage zu antworten, rollte die Waldnymphe ihren Kopf
langsam wieder auf ihre andere Schulter. „Geht. Solange Ihr noch
könnt. Wenn Ihr noch weiter an ihn heran tretet seid ihr verloren.
Wie wir. Er wird niemals ruhen. Nie wieder.“
Tief
zog Fisk die kalte Nachtluft durch die Nase ein und reckte sein Kinn
leicht vor. „Ich werde nicht gehen. Sag mir wo ich ihn finde.“
Schweigen
trat ein. Die Nymphe starrte ihn lange an, dann richtete sie ihren
Kopf wieder in eine gerade Position auf. Ihr Arm hob sich, als wäre
sie eine Marionette und der Puppenspieler würde an dem
entsprechenden Faden ziehen. „Geht. Das ist die letzte Warnung.
Niemand mehr kann Euch schützen. Unsere Mutter stirbt. Und wir mit
ihr. Seht. Seht und verlasst diesen Ort solange Ihr es noch könnt.“
Der nackte Körper der Nymphe begann zu zucken und ihre Glieder
verrenkten sich in schmerzhafte Winkel. Ihr Körper drängte sich
zurück in den Spalt des Baumstammes aus dem sie heraus gekrochen
war. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden.
Fisk
folgte zunächst nur mit den Augen ihrem Fingerdeut. Vor ihn
erstreckte sich eine große Fläche aus Moos und erfrorenen Farnen.
Hier und da lagen ein paar Äste herum die ebenfalls stark vermoost
waren. Etwas Ungewöhnliches fiel ihm nicht auf.
Seine
Füße schoben sich weiter, leise knirschte das frostige Moos unter
seinen Schuhsohlen. Er suchte die Finsternis des Waldes ab, die
kahlen Baumkronen, aber nichts ließ sich finden. Vielleicht hatte
sie ihm auch eine Stelle tiefer im Wald gezeigt. Das Knurren seines
Begleiters riss ihn aus seinen Gedanken.
Veldig
hatte etwas auf dem Boden mit seinem Blick fixiert, vor wilder
Erregung peitschte sein Schwanz hin und her. Fisk sah nun ebenfalls
was Veldig entdeckt hatte.
Zu
seinen Füßen lag eine Gestalt im Moos. So lange schon, dass sie ein
Bestandteil des grünen Teppichs geworden zu sein schien. Ihre feinen
Gesichtszüge und ein paar wenige Körperteile die aus dem Boden
heraus ragten, ließen ihn wissen dass es eine Frau war. Sie glich
der Waldnymphe, doch ihr Haar wirkte seidig, nicht verfilzt und in
ihren Augen lag noch immer ein kaum erkennbarer Glanz. Ihre Augen
starrten in den schwarzen Himmel.
Dicht
neben ihr ging Fisk in die Hocke und betrachtete genau ihr Gesicht.
Ihre Lippen zuckten leicht, Fühler reckten sich heraus und tasteten
blind in die Luft. Ein Käfer krabbelte aus ihrem Mund und huschte
davon.
In
seinem Leben hatte er viel über die verschiedenen Wesen dieser Welt
gelernt, dennoch kannte er sie nicht alle. Waldnymphen hatte er
selten einmal zu Gesicht bekommen, aber er hatte keine Ahnung wen sie
als Mutter benannten. Was ihm klar wurde, dass diese Frau vor ihm
wahrscheinlich so etwas wie die Seele des Waldes sein musste, und es
sah nicht gut aus um sie.
Langsam
erhob sich Fisk wieder und blickte sich um, vor wem auch immer die
Nymphe ihn hatte warnen wollen, er musste ihn schnell finden.
In
der Ferne weckte etwas seine Aufmerksamkeit. Vor ihm lichtete sich
der Wald ein wenig, und er konnte eine kleine Anhöhe ausmachen. Auf
ihrer Spitze ragte etwas in die Luft das aussah wie ein Hausdach.
Zumindest war es etwas dass von Menschenhand errichtet worden war.
An
der Anhöhe war eine riesige Eiche gewachsen, deren Wurzeln so
verwuchert waren, dass sie auf den zweiten Blick wie eine Treppe
wirkten. Tatsächlich waren diese Wurzeln die einzige Möglichkeit
hinauf zu gelangen und Fisk fragte sich, ob der Baum wirklich nur
durch Zufall so gewachsen war.
Oben
angekommen, bestätigte sich sein Verdacht. Vor ihm stand eine kleine
Hütte, erbaut aus vielen breiten Ästen die man aneinander geschnürt
hatte. Das Dach war aus vielen Schichten Geäst der naheliegenden
Nadelbäume gedeckt und eine ausgetretene Feuerstelle war unweit des
Einganges zu erkennen. Eine Tür war nicht mehr vorhanden, vielleicht
auch nie gewesen. Zumindest stand dieses Haus schon eine sehr lange
Weile hier und niemand hatte sich darum gekümmert.
Die
Verwitterung war weit voran getrieben worden und er entdeckte ein
breites Loch im Dach. Veldig hatte sich inzwischen auch die
Wurzeltreppe hinauf gemacht und trat dicht an seinen Herrn heran.
„Bleib du hier mein Freund.“
Seine
Worte besiegelte er durch ein Handzeichen und ging langsam auf den
Eingang zu. Etliche Spinnennetze versperrten seinen Weg. Bitter
verzog er seinen Mund und umrundete das Haus einmal. Nichts, kein
Fenster, kein zweiter Eingang.
Mit
einem tiefen Seufzer nahm er all seinen Mut zusammen und zerstörte
die Kunstwerke der Spinnen mit seinem Arm. Er versuchte noch sie
abzuschütteln, doch die Spuren seiner Tat klebten unauslöschlich an
ihm.
Mit
einer Hand am Abzug seiner Armbrust wagte er sich hinein und die
Dunkelheit der Hütte verschluckte ihn.
Seine
Augen brauchten trotz des Elixieres dass er genommen hatte einen
Augenblick bis sie sich an die undurchdringliche Finsternis im
Inneren gewöhnt hatten. Die Hütte war geräumiger als er anfangs
vermutet hatte. Es gab zwei Räumlichkeiten, wobei die kleinere von
Beiden fast vollkommen von dem hinabgestürzten Teil des Daches
ausgefüllt war. Er konnte noch erkennen dass dies eine Schlafstätte
gewesen sein musste. Viel Interessanter aber war für ihn der Raum in
dem er sich befand. Überall standen die kuriosesten Dinge herum. An
den Wänden waren Bretter befestigt worden auf denen sich unzählige
Gläser mit den verschiedensten Inhalten befanden. Käfer,
getrocknete Blüten, Pilze, Wurzeln, Samenkörner, Knochen und einige
Dinge die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Fisk überlegte,
dass es vielleicht auch besser war, wenn er nicht alles kannte.
Sogar
einen richtigen Boden aus fein säuberlich zurecht gesägten Brettern
gab es. Etwas zu seinen Füßen fiel ihm direkt ins Auge. Direkt im
Eingang hatte jemand eine Schutzrune auf die Bretter gemalt. Er
kannte das Zeichen, es diente zur Abwehr böser Geister.
An
der Decke des Raumes waren verschiedene Pflanzen und Gräser zu
Büscheln gebunden, und zum trocken aufgehangen worden.
In
den Ecken standen unzählige Kisten, klein und groß, er entdeckte
sogar einen Korb mit den fauligen Überresten von Kartoffeln. Alles
stand an seinem Platz, es wirkte fast penibel ordentlich wie alle
Gläser und sonstiger Kram nach Größe sortiert da standen. Wenn die
Witterung dem Inventar nicht so zugesetzt hätte, bekäme man den
Eindruck dass jemand nur kurz hinaus gegangen war, und gleich wieder
zurück kehrte.
Fisk
trat an den breiten Holztisch heran, der ihm gegenüber an der Wand
stand. Ein paar Blatt Papier lagen herum, waren jedoch vollkommen
unleserlich geworden. Sonst gab es nur noch einen Holzbecher mit ein
paar Schreibgeräten. Fisk verspürte Enttäuschung, oftmals hatte er
an den merkwürdigsten Plätzen Hinweise gefunden die ihn
weiterbrachten. Aber dies schien nur eine alte, verlassene Hütte
inmitten eines verdammten Waldes zu sein.
Als
er sich abwenden wollte fiel ihm etwas merkwürdiges auf. Leichte
Kratzspuren waren auf dem Fußboden zu sehen, genau vor den Beinen
des Tisches, so als hätte ihn jemand des öfteren mal verschoben.
Fisk runzelte die Stirn und ging in die Hocke, seine Finger fuhren
über die glatten Bretter des Bodens. Alles passte perfekt zusammen.
Er pochte. Nichts ungewöhnliches.
Er
pochte wieder, dieses Mal ein wenig weiter unter dem Tisch. Dieses
Mal war es ein hohl klingendes Pochen. Sofort machte sich Fisk daran
den gesamten Tisch zu verschieben. An der Wand entdeckte er eine
kleine Kerbe im Holz, perfekt um einen Finger hinein zu schieben.
Es
brachte ihn zum Schmunzeln als er somit eine kleine Geheimtür im
Boden der Hütte öffnen konnte. Eine schmale Treppe, die ins
Erdreich gegraben war, führte ihn hinab. Die Stufen waren fester als
er gedacht hatte, die Erde hier musste über lange Zeit festgetreten
worden sein, sie führten ihn hinab in den Bauch des Hügels auf der
die Hütte erbaut worden war.
Als
er ein paar vorsichtige Schritte hinunter gegangen war, stieg ihm ein
süßlicher Gestank entgegen der ihm den Atem raubte. Er hielt inne.
Es war der unverwechselbare Gestank von Verwesung.
Fisk
blinzelte und wartete bis sich seine Augen an die vollkommene
Dunkelheit gewöhnt hatten. Nur noch ein paar wenige Stufen lagen vor
ihm, dann erstreckte sich ein Raum, welcher fast doppelt so groß war
wie die gesamte Hütte über ihm.
Wurzeln
hingen hier und da von der Decke herab. Der Boden war mit großen
Steinplatten ausgelegt. Dann fand er ihn. Jener, der vermutlich
diesen Ort sein Zuhause genannt hatte. Ein Mann lag mit dem Bauch auf
dem Boden, alle Glieder von sich gestreckt. Sein Haar war grau und
stand wüst in alle Richtungen ab. Seine Kleidung bestand lediglich
aus einer abgetragenen Leinenkutte und seine Füße steckten in
einfachen Lederschuhen. Fisk fühlte sich in seiner Vermutung
bestätigt, dass er diese Hütte als das Heim eines Druiden
ausgemacht hatte.
Er
ging neben dem alten Mann in die Hocke und drehte ihn vorsichtig auf
den Rücken. Sein Bart war so lang, dass er ihm bis zu den Knien
reichen musste. Seine toten Augen waren weit aufgerissen als läge in
ihnen noch immer das Grauen was er zuletzt gesehen hatte. Der
Waidmann machte anhand des Zustandes der Leiche und des Madenbefalls
aus, dass der Druide ein paar Wochen hier unten liegen musste. Tiefe
Furchen zeichneten sich auf Fisks Stirn ab als er den Toten genauer
betrachtet. Erst jetzt erkannte er die dunkle Verfärbung der Steine
unter ihm. Getrocknetes Blut.
In
der Brust des alten Mannes befand sich eine tiefe Stichwunde. Jemand
hatte ihm zielgenau in sein Herz gestochen. An seinem Tod war kein
Fluch beteiligt gewesen, dieser Mann war durch die Hand eines
Menschen umgekommen, nicht durch eine Wurzelhexe oder einen Untoten.
Er erinnerte sich an die Schutzrune beim eintreten in die Hütte.
Keines dieser Wesen hätte auch nur einen Fuß hinein setzen können.
Aber warum hatte es jemand auf einen alten Mann abgesehen der hier
inmitten eines verfluchten Waldes lebte? Vor allem, wer war es der
sich trotz der Gefahren auf den Weg zu diesem Ort hier gemacht hatte?
Langsam
erhob Fisk sich wieder, sein Blick streifte durch den Raum. An den
Wänden standen dutzende Regale, doch im Gegensatz zu oben, stand
hier nichts mehr an seinem Platz. Alles mögliche war auf dem Boden
verteilt worden, ganz als hätte jemand etwas gesucht, oder aus Wut
alle Habseligkeiten des Druiden zerstören wollen.
Dutzende
Gläser und Phiolen waren zerbrochen und ihr Inhalt verdorben. Fisk
konnte nicht mehr viel erkennen, der Trank ermöglichte es ihm in der
Dunkelheit zu sehen, aber keine Farben zu unterscheiden.
Schriftrollen, Bücher, Knochen, kleine Eidechsen und Kräuter waren
überall verteilt.
An
einer Wand entdeckte er einen breiten Tisch mit noch mehr
zerschlagenen Phiolen, Mörsern und einer kleinen Öllampe. Auch wenn
die Gerätschaften zerstört worden waren, Fisk erkannte einige davon
wieder, jene die seine Tränke braute, hatte genau die gleichen. Hier
hatte der Druide sein kleines, geheimes Alchemielabor geführt.
Vorsichtig
schob er seine Fußspitze durch all die Scherben und suchte. Wonach?
Das wusste er selbst nicht so ganz. Irgendetwas musste es hier
gegeben haben dass den Mörder des Druiden angelockt hatte.
Vielleicht war es ja auch schon gefunden worden.
Zwischen
all den zerstörten Habseligkeiten fand er nichts von Interesse.
Diesen Ort gefunden zu haben, weckte mehr neue Fragen als dass er die
Alten beantwortete.
Vielleicht
wusste Mina wer der Mann gewesen war.
Fisk
wandte sich zum Gehen ab, da hielt er plötzlich inne. Die Wände
dieses geheimen Raumes waren mit Brettern verkleidet, eines von ihnen
wirkte allerdings vollkommen fehl am Platz. Alle Bretter hatten eine
ähnliche Maserung die darauf hindeutete, dass sie alle von einem
Baum stammen mussten. Es waren fließende Übergänge die jemand
penibel genau aneinander gesetzt hatte. Nur dieses eine Brett war
seltsam. Dann erkannte er wieso. Es war verkehrt herum angebracht
worden.
Fisk
zog sich einen seiner Handschuhe aus und fuhr über das glatte Holz.
Er griff nach einer silbernen Verzierung an der Rückseite seines
Gürtels den er um die Hüften trug und enttarnte beim herausziehen
einen schmalen Dolch. Vorsichtig schob er die Klinge in den Spalt
zwischen den Brettern und hebelte somit das falsch eingesetzte Stück
heraus. Es fiel ihm förmlich entgegen, so locker saß es in der
Wand. Dahinter befand sich ein kleines Fach im Erdreich in dem ein
Lederbündel lag. Über seine schmalen Lippen huschte ein zufriedenes
Lächeln.
Fisk
sah über die Schulter zu dem toten Druiden, wahrscheinlich hatte er
seinen Mörder kommen gehört. In der Eile hatte er hier etwas
versteckt was nicht gefunden werden sollte, und dabei das Brett
verkehrt herum wieder in die Wand gedrückt. Zu seinem Glück.
Der
Waidmann nahm das Bündel heraus, es war nicht schwer, und schon
bevor er das Leder zurück schlug, hatte er gewusst was sich in
seinen Händen befand. Ein Buch.
Abgegriffen,
aber dennoch in recht gutem Zustand. Fisk schlug es auf, und
betrachtete die erste Seite. Sie war mit einem Datum versehen dass
schon mehr als fünf Jahre zurück lag. Es war das Tagebuch des alten
Mannes. Vorsichtig blätterte er in dem Buch herum, überflog diesen
und jenen Absatz. Die meiste Zeit schrieb er über seine Entdeckungen
die mit der Alchemie zu tun hatten, notierte Formeln und Rezepte.
Viele
der Dorfbewohner suchten ihn auf, kauften von ihm Salben oder Tränke
die ihre Leiden lindern sollten. Eine halbe Seite lang schwärmte er
von dem Kuchen der Müllersfrau die sie ihm mitgebracht hatte weil er
sie von ihrem lästigen Ausschlag befreit hatte.
Das
Buch war fast bis zur letzten Seite beschrieben, nur noch wenige
waren leer. Fisk schlug das Buch weiter hinten auf, der letzte
Eintrag lag erst vier Tage zurück. Hastig überflog Fisk die eilig
geschriebenen Zeilen. Er glaubte kaum was er da las, sein Herz pochte
schneller. Ihm fehlte der Zusammenhang, rasch blätterte er einige
Seiten zurück und überflog auch diese. Mit jedem Absatz verstand er
besser wieso der Druide hatte sterben müssen. Er hatte zu viel
gesehen.
Gierig
verschlang Fisk die Seiten, doch ein entsetzliches Jaulen riss ihn in
das Hier und Jetzt zurück. Sein Herz setzte einen Moment aus, es war
der Aufschrei seines Begleiters gewesen. „Veldig!“
So
schnell Fisk konnte, hechtete er die Stufen hinauf und stolperte zur
Tür der Hütte hinaus. Zwei starke Arme packten den unvorsichtigen
Jäger und schlangen sich von hinten um seinen Hals. Fisk keuchte auf
und wurde nach hinten gerissen. Seine Augen fingen das Bild vor sich
ein. Vor dem Baum, welcher allein auf dem Hügel neben der Hütte
thronte, lag Veldig. Unzählige kleine Ranken hatten sich um seinen
Körper gewickelt und fixierten ihn am Boden. Aus dem Stamm des
Baumes hatten sich bis zu den Hüften zwei Waldnymphen geschält und
beugten sich mit ausgestreckten Armen über seinen Begleiter. Ihre
Augen leuchteten, auf den Lippen trugen sie ein gieriges Lächeln.
Veldig
regte sich nicht mehr. Fisk war es unbegreiflich wie so feine Ranken
diesen massiven Körper bändigen konnten.
Fauliger
Atem drang an seine Nase, Zorn brannte in ihm auf. Eine raue Stimme
flüsterte nahe seines Ohres. „Die Toten werden Rache an den
Lebenden nehmen! An jedem einzelnen!“
Fisk
rammte seinem Angreifer den Ellenbogen in die Seite, doch es folgte
keine Reaktion. Mit einem Aufschrei und einem gewaltigen Akt der
Anstrengung packte Fisk die Arme die sich um ihn geschlungen hatten,
und wuchtete seinen Körper mit einem Ruck nach vorn.
Es
hatte gereicht. Der Mann flog über ihn hinweg und landete mit einem
dumpfen Aufschlag vor ihm auf dem Boden.
Um
den Untoten würde er sich später kümmern, zuerst musste er Veldig
befreien. Fisk stürmte los, doch eine breite Hand packte sein Bein
und hielt ihn zurück. Für so etwas hatte er keine Zeit. Fisk zog
das breite Schwert auf seinem Rücken, die Klinge surrte in freudiger
Erwartung, goldene Runen tanzten auf ihr. Mit einem Hieb trennte er
den Arm ab, der ihn gepackt hatte. Kein
Schmerzensschrei
folgte. In einer einzelnen, fließenden Bewegung stürmte Fisk weiter
voran und holte zu einem Schlag aus, der beide Nymphen zerteilen
sollte.
Die
Wesen des Waldes erschraken im Angesicht des Todes und zogen sich
rasch zurück, und verschwanden in dem Stamm des Baumes. Dadurch ließ
sich des Waidmanns Schneide nicht halten. Mit aller Wucht die sein
Körper her gab, zwang er die Klinge hinein in die harte Rinde des
Baumes. Immer wieder und wieder holte er aus, Splitter flogen in
alle Richtungen, und schließlich zerbarst das letzte Stück des
Stammes das den Baum noch aufrecht gehalten hatte. Krachend und
knackend lehnte der Baum sich zur Seite und landete mit einem dumpfen
Aufschlag auf dem Rand des Hügels. Ein Schrei hallte durch die Nacht
als das Leben der beiden Nymphen, die in diesem Baum Unterschlupf
gesucht hatten, verwirkte. Endlich verwelkten auch die grünen
Ranken, die Veldig am Boden fixiert hatten, und zerfielen zu Staub.
Hinter
dem Waidmann hatte sich der Untote wieder aufgerichtet und stolperte
auf ihn zu. Fisk war so in seinem blinden Zorn gefangen, dass er
nicht lange zögerte dem Untoten seine wahre Bestimmung zukommen zu
lassen. Wieder sauste die Klinge durch die Nacht, spaltete den
Schädelknochen und zerteilte alles was sich ihm in den Weg stellte.
Fisk zerteilte den Angreifer einmal in der Mitte bis hin zu seinem
Nabel. Der blutende Leichnam brach zusammen und blieb in seinem
eigenen Blut vor ihm liegen. Alles was Fisk interessierte war sein
treuer Begleiter.
Neben
Veldig ging er in die Knie und strich ihm über das sonst so weiche
Fell. Nun war es stumpf, und darunter konnte er jeden einzelnen
Rippenbogen deutlich spüren. Leise und raschelnd kamen die
unregelmäßigen Atemzüge noch aus seiner Kehle, unter großer
Anstrengung hielt er seine Augen geöffnet und drehte den Blick zu
seinem Herren.
Fisk
ballte vor Wut seine Hände zu Fäusten, diese verfluchten Wesen des
Waldes hatten ihm einen Großteil seiner Lebensenergie geraubt.
„Warum lässt du dich auch überrumpeln?“ Behutsam strich er
Veldig über den Kopf. „Ich bringe dich fort von hier, dann
bekommst du so viel zum Essen wie in dich hinein passt und kannst
dich ausruhen.“
Fisk
ließ den Blick schweifen, er würde schon etwas finden aus dem er
eine Bare bauen konnte. Der Weg zurück in das Dorf war weit, er
hatte in dieser Nacht den Fluch aus diesen Wäldern austreiben
wollen, doch nach allem was er in dem Buch des Druiden gelesen hatte,
war es vielleicht auch besser wenn er sich den ein oder anderen
Bewohner von Kraic einmal zur Brust nahm.
Der
Waidmann richtete sich auf und griff nach dem Heft seines Schwertes,
welches noch immer in dem zerschlagenen Körper des Toten Steckte,
und zog es heraus. Dabei fiel ihm der Gürtel des Toten auf. Der
breite Gurt besaß viele Schlaufen in denen verschiedene Werkzeuge,
nebeneinander angereiht, steckten. Es waren Werkzeuge die man zum
Schnitzen von Holz benötigte. Fisk stieß langsam einen tiefen
Atemzug aus und hob den Blick.
Ringsherum
um den Hügel auf dem er stand, schälten sich Schatten aus dem
Unterholz, angelockt durch all den Lärm den der Kampf verursacht
hatte. Eine ganze Schar von Toten kam auf ihn zu. Ruhelos und auf der
Suche nach jemandem an dem sie sich für das Unrecht was ihnen
widerfahren war, rächen konnten.
Fisk
schüttelte das Blut von seiner Klinge. Er würde nicht dieser Jemand
sein, und auch wenn er ihren Seelen niemals Frieden geben konnte, so
würde er ihren ruhelosen Körpern ein Ende bereiten. Es würde
schnell gehen, denn die Zeit war zu seinem Feind geworden.
Der
neue Tag war noch nicht lange angebrochen, die Farben des Himmels
schimmerten noch in zarten Tönen, und die Raben hatten eben erst
damit begonnen ihre Kreise zu ziehen. Sie rochen ihr köstliches Mahl
tief im Wald, es würde ein Fest werden, und ihre Bäuche so voll
dass das Fliegen schier unmöglich für sie werden würde.
Erst
zu dieser Stunde hatte Fisk die Mauern des Dorfes Kraic erreicht.
Nicht wie sonst lag diese gespenstische Stille in der Luft, ein
Wirrwarr aus Stimmen drang an seine Ohren, zu weit entfernt als dass
er ein Wort hätte verstehen können. Die Stimmen allein waren noch
nicht alles was merkwürdig war. An jeder Pforte die in das Dorf
hinein führte, waren unzählige Wachen positioniert worden. Ihre
Lanzen hielten sie kampfbereit in den Händen und suchten mit ihren
Blicken den Waldrand ab. Fisk hatte sich nicht einmal vorstellen
können dass es so viele Wachen in Kraic gab.
Vorsorglich
hatte er einen Weg gewählt, am Waldesrand vorbei, der nicht unter
der Beobachtung solch vieler Blicke lag.
Schweiß
tropfte von seinem Kinn, den ganzen Weg hinaus aus dem Wald hatte er
die, in Eile gebaute Bare hinter sich her gezogen, auf welcher Veldig
gerade gegen die Dunkelheit ankämpfte.
Er
schaffte es an einer unbewachten Stelle hinein in das Dorf, scheinbar
gab es doch nicht genug Wachen um auch die kleineren Pforten zu
bewachen. Die Stimmen waren noch immer weit fort, und der Rest des
Dorfes schien noch leerer geworden zu sein als zuvor schon. Es war
für ihn kein Problem es bis zu dem Gasthaus im Schutz der
Seitengassen zu gelangen.
Mit
einem Fuß trat er die Tür zu dem Stall ein, wo sein Begleiter auch
schon zuvor untergekommen war. Eilig legte er die Bare in einer der
Boxen ab und schleppte einen Eimer Wasser heran. „Ich weiß es ist
eiskalt, aber du musst etwas trinken.“
Nur
mit Mühe und Not gelang es Fisk Veldig ein paar Schlucke
einzuflößen, er war einfach zu schwach, selbst das Schlucken schien
ihm größte Mühe zu bereiten.
Das
Licht in dem Stall wurde verschluckt als sich jemand in die offene
Türe stellte. „Nebeljäger!“
Tobias
rannte stolpernd die wenigen Meter zu Fisk herüber und riss die Arme
in die Höhe. „Was habt Ihr hier zu suchen? Es ist gefährlich!“
Der Junge holte neuen Atem um weiter zu reden, doch Fisk brach ihn
mit einem kalten Blick und einer barschen Handbewegung zum schweigen.
„Halt den Mund und hilf mir! Wir müssen Veldig versorgen. Bring
mir ein paar Decken, er friert.“
Tobias
gestikulierte wild mit den Armen und blickte sich immer wieder nervös
zum Eingang um. „Ihr wisst gar nicht was hier los ist! Ihr werdet
gesucht Jäger! Überall suchen die Stadtwachen nach Euch! Es ist
unmöglich dass es Euch gelungen sein kann, hier unerkannt herein zu
kommen.“
„Wieso
werde ich gesucht?“ Missmutig runzelte Fisk die Stirn während er
seinem Begleiter beruhigend über die Seite streichelte.
Tobias
sah ihn mit angst geweiteten Augen an und verfiel in einen Flüsterton
als fürchte er, jemand könnte sie belauschen. „In der Nacht kamen
die Dämonen aus den Wäldern wieder! Das haben sie sonst nie getan!
Gleich drei Menschen entführten sie aus ihren Häusern und
verschleppten sie!“
Fisk
schoss in die Höhe und funkelte den Jungen finster an. „Was sagst
du da?“
Tobias
hielt sich den Zeigefinger an die Lippen um dem Jäger zu
symbolisieren, er solle doch bitte nicht so schreien, und warf noch
einmal einen panischen Blick hinüber zu der offenen Stalltür. „Es
findet gerade auf dem Marktplatz eine Bürgerversammlung statt. Alle
sollten sich dort einfinden, meine Mutter aber schickte mich nach
Hause, falls Ihr hier auftaucht. Ich hatte nur noch mitbekommen wie
der Bürgermeister Euch als den Gehilfen des Teufels bezeichnete! Ihr
hättet noch größeres Unheil über Kraic gebracht.“
Fisk leckte sich langsam über die Unterlippe und blickte hinab zu Veldig. „Verstehe. Ich werde mir diese Versammlung mal ansehen. Dann musst du aber etwas für mich tun.“
Fisk leckte sich langsam über die Unterlippe und blickte hinab zu Veldig. „Verstehe. Ich werde mir diese Versammlung mal ansehen. Dann musst du aber etwas für mich tun.“
Tobias
machte so große Augen, dass man befürchten müsste, dass sie ihm
jeden Augenblick aus den Höhlen fallen würden. „Ihr könnt doch
nicht einfach durch die Stadt marschieren! Überall lauern die Wachen
Euch auf.“
„Das
sind dämliche Amateure. Ich habe es mit einer Bare hinein geschafft
auf der ein Hyna lag, ohne dass mich jemand gesehen hat. Glaub mir,
ich schaffe es ohne große Mühe zu der Versammlung.“ Mit dem
Finger deutete er auf Veldig. „Kannst du ihn irgendwo hin schaffen
wo man ihn nicht findet, wenn man eure Gaststätte durchsucht?“
Tobias
gaffte den Jäger einen Moment lang mit offenem Mund an, plötzlich
zuckte er zusammen als hätte ein Blitz ihn getroffen. „Ja! Ich
denke schon! Hinten in dem großen Schuppen lagern unzählige Fässer!
Es gibt auch viele leere Weinfässer dort. Sie sind so riesig dass
Euer Tier dort hinein passen könnte! Meine Mutter und ich konnten
uns allein nicht mehr um die Produktion von Wein kümmern.“
Fisk
nickte ihm zu und drängte sich an ihm vorbei. „Erledige das. Ich
muss mir diese Versammlung ansehen.“
„Aber... aber Nebeljäger! Wie soll ich das denn ganz allein schaffen? Euer Tier ist so schwer!“
Der Waidmann hielt inne und blickte langsam über seine Schulter zu dem Jungen, dann drehte er sich noch einmal herum und ging auf ihn zu. Tobias konnte seinem dunklen Blick kaum stand halten und fürchtete seine Knie würden gleich nachgeben. „Weißt du was einen Menschen am schnellsten seine Grenzen vergessen lässt? Blinder Zorn.“
„Aber... aber Nebeljäger! Wie soll ich das denn ganz allein schaffen? Euer Tier ist so schwer!“
Der Waidmann hielt inne und blickte langsam über seine Schulter zu dem Jungen, dann drehte er sich noch einmal herum und ging auf ihn zu. Tobias konnte seinem dunklen Blick kaum stand halten und fürchtete seine Knie würden gleich nachgeben. „Weißt du was einen Menschen am schnellsten seine Grenzen vergessen lässt? Blinder Zorn.“
Der
Waidmann ging langsam in die Hocke und zog etwas aus der Innenseite
seines Mantels hervor und legte es in die Hände von Tobias. Es
raubte ihm die Luft als er den Ledergurt mit all den vertrauten
Werkzeugen sofort erkannte. Fisk dunkle Stimme kam seinen Fragen
zuvor. „In den Wäldern stieß ich auf einige Tote, die umher
wandelten weil sie keine Ruhe mehr fanden. Einer von ihnen trug das.“
Tränen
schossen in die Augen von Tobias und seine Hände begannen zu
zittern. „Das ist der... der Gurt meines Vaters!“
„Die
Männer von Kraic, die man angeblich zu dem Hafen bringen sollte, und
wo Gottes Gnade auf offener See über ihr Schicksal entscheiden
sollte, kamen nie dort an. Ihre ruhelosen Seelen sind ein Teil des
Fluches der auf dem Wald hier liegt, aber nicht die Ursache.“
Tobias
sah voller Wut zu Fisk auf, seine Stimme war nur noch ein heiseres
Krächzen. „Was soll das heißen? Wisst ihr was meinem Vater
zugestoßen ist?“
Der
Waidmann blickte dem Jungen einen Augenblick lang in die Augen, dann
wandte er sich wieder zum Gehen ab. „Bring Veldig in Sicherheit.
Wenn ich wieder zurück bin, werde ich dir und deiner Mutter alles
erzählen.“
Auch
wenn es ihm nicht sonderlich gefiel, er musste den Jungen allein mit
seiner Trauer zurück lassen, jemand musste sich um Veldig kümmern,
und er musste sich um diese Versammlung kümmern.
Die
aufgebrachten Stimmen der Bürger waren in jeder entlegenen Straße
von Kraic zu hören, sie wiesen ihm den Weg, auch wenn er schon
längst ahnte dass sein Ziel der Marktplatz sein würde.
Fisk
sprang von Hausdach zu Hausdach, lautlos wie eine Raubkatze auf der
Jagd. Viel Geschick verlangte sein Schleichweg ihm nicht ab, die
Häuser waren so dicht an dicht gebaut dass er ohne Probleme voran
kam. Hier und da erblickte er eine Stadtwache in den Gassen unter
ihm, sie waren auf der Suche nach ihm, nur an der falschen Stelle.
Innerlich verhöhnte er sie für ihre Naivität und Unfähigkeit.
Langsam
spähte er über die Spitze des letzten Hausdaches und blickte hinab
auf den Marktplatz. Auf dem kleinen Podium vor seinem eigenen,
riesigen Abbild stand Bürgermeister Müllebreck und plapperte auf
die Menge ein. Diese Menschenmasse die unter ihm in der bitteren
Kälte des Morgens stand, war fürwahr eine beachtliche Anzahl an
Menschen. Er hatte sich in diesem fast schon geisterhaften Ort nicht
vorstellen können, dass hier so viele Menschen hausten. Auch wenn
ein jeder seinen Leib in dicke Mäntel und Felle gehüllt hatte, war
nicht zu übersehen dass alle schon sehr lange einen quälenden
Hunger litten. Nur der Bauch des Bürgermeisters und des Pfarrers
waren kugelrund und wohl genährt.
Der
Pfarrer stand dicht neben dem Podium und warf finstere Blicke in die
Menge, zur anderen Seite des Bürgermeisters stand der Kommandant der
Stadtwache, wie ein riesiger, unbezwingbarer Wächter in Stahl.
„Dieser
Jäger des Teufels hat uns unser Verderben gebracht! Wir alle haben
Tag um Tag gebetet dass die Dämonen des Waldes verschwinden mögen
sobald sie sich den letzten Sündiger geholt haben! Doch nun sehen
wir was dieser Fremde angerichtet hat! Diese Dämonen haben sich
unschuldige geholt, und sie wurden von diesem Satan dazu
angestiftet!“
Die
Stimme des Bürgermeisters donnerte über die Anwesenden hinweg, dazu
fuchtelte er mit seinem Zeigefinger in der Luft herum. Seinen Worten
folgte ein leises Raunen durch die Menge. Plötzlich entdeckte er die
Schneiderin, welche er in der Nacht zuvor noch gerettet hatte. Zwei
Soldaten hielten sie fest, ihre Wangen tränennass, und die Augen vor
Schreck weit aufgerissen. Dann richtete sich der Zeigefinger auf
Mina, die Wirtin, Augenblicklich wichen alle anderen, die um sie
herum standen, wie ein Schwarm fort gescheuschte Fliegen zurück.
Marie aber zuckte nicht einmal zusammen.
„Und
sie ist die Verräterin die diesen Teufel in unser Dorf geholt hat!
Ihr haben wir dieses Leid zu verdanken!“
Mina
trat einen Schritt vor und warf wütend die Arme in die Luft. „Das
ist doch alles Irrsinn! Dafür muss es eine andere Erklärung geben!“
Hilfesuchend blickte sie sich um und schüttelte den Kopf. „Er ist
den weiten Weg hier her gekommen um uns zu helfen! Niemand sonst war
bereit dazu!“
Müllebreck
fiel der Wirtin grob ins Wort und schleuderte wieder seinen
Zeigefinger in ihre Richtung. „Auch du wirst auf der Stelle zur
Beihilfe bei dämonischen Machenschaften verurteilt! Wachen! Ergreift
sie!“
Ohne
zu zögern wurde auch Mina direkt von zwei Männern in Rüstung an
den Armen geschnappt und zur Seite geschleppt. Schreiend und tretend
versuchte sich die zierliche Frau zu wehren und sich dem Griff zu
entreißen, aber sie hatte keine Chance, und niemand sah es ein ihr
zu helfen oder für sie einzustehen. „Lasst mich los! Das könnt
ihr nicht machen! Mein Sohn! Ich muss mich um ihn kümmern. Ihr habt
ihm doch schon seinen Vater genommen!“
Fisk
zog sich auf seinem Posten hoch über den Köpfen der Anwesenden
zurück und machte sich auf den Weg zum Gasthaus.
Tobias
hatte es derweil tatsächlich geschafft Veldig mit Hilfe der Bare in
den Bauch des alten Weinfasses zu zerren, Seine Muskeln brannten und
Schweiß tropfte aus jeder seiner Poren. Tränen mischten sich unter
den Schweiß.
Jeden
Tag hatte er mit einer Illusion gelebt, einer Lüge. Jeden Tag hatte
er daran gedacht was sein Vater wohl gerade tat, irgendwo an fremden
Ufern, denn dass die See ihn geholt habe, daran hatte er nie
geglaubt. Sein Vater war immer ein guter Mann gewesen, wieso hätte
Gott ihn strafen sollen.
Nun
aber wusste er sein Vater war tot, Fisk hatte es nicht wörtlich
gesagt, aber er wusste es. Der Nebeljäger hatte ihm seinen Gurt
mitgebracht, aber was mit seinem Vater geschehen war, dass wusste er
nicht. Er wollte es aber wissen.
Eine
Hand schloss sich um seine Schulter. Tobias schrie auf und wirbelte
herum. Ungeschickt stolperte er dabei über seine eigenen Füße und
landete auf den Dielen des Schuppens.
Fisk
schüttelte den Kopf. „Du solltest deine Umgebung etwas
aufmerksamer wahrnehmen.“
Er blickte auf seinen Begleiter Veldig, welcher schwer atmend in dem riesigen Fass lag. „Gut. Du hast ihn hinein bekommen. Ich werde ihn gleich noch versorgen und dann das Fass verschließen.“
Tobias kämpfte sich wieder auf die Beine und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Wütend herrschte er den Jäger an. „Ich habe es so gemacht wie du es wolltest! Und jetzt erzähle mir endlich was mit meinem Vater passiert ist!“
Er blickte auf seinen Begleiter Veldig, welcher schwer atmend in dem riesigen Fass lag. „Gut. Du hast ihn hinein bekommen. Ich werde ihn gleich noch versorgen und dann das Fass verschließen.“
Tobias kämpfte sich wieder auf die Beine und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Wütend herrschte er den Jäger an. „Ich habe es so gemacht wie du es wolltest! Und jetzt erzähle mir endlich was mit meinem Vater passiert ist!“
Fisk
wusste er hatte nicht viel Zeit, aber er wusste auch dass er etwas
besonnener sein musste, er würde die Hilfe des Jungen brauchen. Er
musste sich selbst etwas abverlangen dass er gar nicht konnte. Mit
Kindern umzugehen war nicht gerade eine seiner Stärken. „Hör zu,
ich habe deinen Vater erlöst. Er hat nun Ruhe gefunden, aber dort in
den Wäldern wandern noch immer einige Tote herum um Rache zu
nehmen.“
Tobias
kreischende Stimme unterbrach den Jäger. „Wie erlöst? Was willst
du mir damit sagen?“
„Ich
sagte dir doch, die Männer, welche der Stadt verwiesen wurden,
gelangten nie ans Meer. Ihr Ende fanden sie alle hier in diesen
Wäldern. Nun wandeln ihre Körper noch immer dort herum. Dein Vater
hat mich angegriffen und ich habe ihm Ruhe verschafft.“
Zorn und neu aufkommende Tränen machten Tobias blind, der Junge stürmte vor und schlug mit seinen Fäusten auf den Jäger ein, er schrie ihn an dass er ein Monster sei, dass er seinen Vater hätte hier her bringen können, seine Mutter hätte ihn schon wieder gesund gepflegt.
Zorn und neu aufkommende Tränen machten Tobias blind, der Junge stürmte vor und schlug mit seinen Fäusten auf den Jäger ein, er schrie ihn an dass er ein Monster sei, dass er seinen Vater hätte hier her bringen können, seine Mutter hätte ihn schon wieder gesund gepflegt.
Die
Schläge machten Fisk nichts aus, dennoch packte er die Handgelenke
des Jungen damit er sein Handeln einstellte und ging etwas in die
Hocke.
„Dein
Vater wurde ermordet. Es war nur noch eine leere Hülle die dort in
den Wäldern umher irrte. Niemand kann ihn wieder zurück bringen. Du
musst dich jetzt zusammen reißen Tobias, dann verspreche ich dir,
werde ich mich um seinen Mörder kümmern.“
Der
Junge atmete heftig, sein Blick war noch immer voller Zorn aber er
leistete keine Gegenwehr mehr. Als Fisk sich seiner Aufmerksamkeit
sicher war, sprach er weiter. „Du musst mir jetzt gut zuhören,
denn ich brauche deine Hilfe. Kennst du einen Mann der dort draußen
in den Wäldern gelebt hat?“
Tobias
Gesichtszüge entspannten sich ein wenig aufgrund der merkwürdigen
Frage. Kurz dachte er nach, dann nickte er. „Ja. Der Waldkauz.“
„Der
Waldkauz? Erzähl mir von ihm. Aber schnell, wir haben keine Zeit.“
Tobias
runzelte nachdenklich die Stirn, sein Gesicht war noch immer ganz rot
und feucht von all den Tränen. „Der Waldkauz ist ein alter Mann
der irgendwo in den Wäldern lebt. Niemand weiß genau wo. Einmal in
der Woche kam er zu einem kleinen Stand den er sich am Waldesrand
gebaut hatte und verkaufte allerlei Salben und Tinkturen. Viele
kauften bei ihm ein, sagten er wäre ein weiser Druide. Andere
wiederum wie meine Mutter schüttelten nur den Kopf über ihm. Sie
nannte ihn einen Scharlatan, weil sie nicht an seine Mittelchen
glaubte.
Seit
der Fluch ausgebrochen ist, hat ihn niemand mehr gesehen. Manche
munkelten er sei bestimmt geflohen, andere sagten er sei tot, die
Dämonen hätten ihn geholt.“
„Kannst
du lesen?“ Die Frage des Jägers irritiere Tobias noch mehr, dann
nickte er. „Ja, meinen Eltern war es wichtig dass ich lesen lerne,
ich kann es aber noch nicht gut und muss sehr langsam lesen.“
Fisk
zog das Buch dass er in der Hütte des Druiden gefunden hatte aus
seinem Mantel und hielt es Tobias hin. Der Junge rieb seine
schmerzenden Handgelenke und starrte verwirrt auf das Buch.
„Das
ist das Tagebuch von dem Druiden. In seinen letzten Einträgen
erzählt er von einer sehr interessanten Beobachtung die er gemacht
hat. Wir haben keine Zeit lange zu reden, daher ist es wichtig dass
du machst was ich dir sage.“
Fisk
drückte dem Jungen das Buch in die Hand. „Eben hat der
Bürgermeister deine Mutter verhaften lassen, weil sie es war die
mich her gerufen hat. Ihr und mir werden Dinge vorgeworfen die
vollkommen banal sind.“ Tobias stockte der Atem, erst erfuhr er
dass sein Vater tot war, und nun hatte man seine Mutter verhaftet?
Bevor der Junge etwas erwidern konnte, sprach der Jäger weiter. „Ich
verspreche dir, wir werden sie schnell wieder da raus holen, aber
dafür musst du mir helfen und machen was ich dir sage.“
Ganz
offensichtlich war Tobias nicht gerade erfreut über diese
Aussichten, aber er war restlos überfordert mit der Situation und
traute sich nichts zu sagen.
„Du
musst dieses Buch nehmen und zum Totengräber gehen. Jetzt. Ich
bezweifle dass die Stadtwache nicht hier her kommen wird um auch dich
mitzunehmen, aber bei ihm wirst du einen Verbündeten finden. Lies
ihm die letzten Einträge vor, und ihr werdet alles verstehen.“
Tobias
schüttelte fassungslos den Kopf und blickte immer wieder zu dem Buch
in seinen Händen, und dem dunklen Gesicht des Jägers hinauf. „Zum
Totengräber? Aber...“
Fisk schnitt ihm das Wort ab und deutete auf die Tür des Stalls. „Mach was ich dir sage. Und unternehmt nichts, bevor ich wieder zurück bin. Ich werde mich dann um alles weitere kümmern. Scharrt Menschen um euch denen ihr vertrauen könnt, und nicht jemanden die dem Bürgermeister die Stiefel lecken.“
Tobias schüttelte den Kopf. „Aber wo wollt Ihr denn hin? Ich verstehe nicht.“
Fisks Blick wurde dunkler und er der Ton in seiner Stimme deutlich frostiger. „Ich muss mich um diesen Fluch kümmern wenn wir wollen dass nicht noch mehr Menschen verschleppt werden. Ich darf keine Zeit verlieren. Und du auch nicht mehr. Mach was ich dir gesagt habe. Wenn nicht, dann werde auch ich euch allen nicht mehr helfen können. Dir nicht, und deiner Mutter nicht. Was du in diesem Buch lesen wirst, wird deinen Zorn noch weiter wachsen lassen, aber du musst dich zusammen reißen. Sonst werden viele unschuldige in diesem Dorf sterben. Vergiss das nicht.“
Fisk schnitt ihm das Wort ab und deutete auf die Tür des Stalls. „Mach was ich dir sage. Und unternehmt nichts, bevor ich wieder zurück bin. Ich werde mich dann um alles weitere kümmern. Scharrt Menschen um euch denen ihr vertrauen könnt, und nicht jemanden die dem Bürgermeister die Stiefel lecken.“
Tobias schüttelte den Kopf. „Aber wo wollt Ihr denn hin? Ich verstehe nicht.“
Fisks Blick wurde dunkler und er der Ton in seiner Stimme deutlich frostiger. „Ich muss mich um diesen Fluch kümmern wenn wir wollen dass nicht noch mehr Menschen verschleppt werden. Ich darf keine Zeit verlieren. Und du auch nicht mehr. Mach was ich dir gesagt habe. Wenn nicht, dann werde auch ich euch allen nicht mehr helfen können. Dir nicht, und deiner Mutter nicht. Was du in diesem Buch lesen wirst, wird deinen Zorn noch weiter wachsen lassen, aber du musst dich zusammen reißen. Sonst werden viele unschuldige in diesem Dorf sterben. Vergiss das nicht.“
Des
Jägers Zeigefinger deutete auf die Tür des Stalls und seine Worte
wurden mit einem zornigen Zischen untermalt. „Geh, und lass dich
nicht erwischen!“
Tobias
Beine zitterten wie Espenlaub, ihm drehte sich der Kopf, doch dann
hechtete er los, voller Zweifel ob er diesem Fremden trauen sollte.
Als
der Junge zur Tür hinaus geeilt war, warf Fisk einen letzten Blick
auf Veldig. Behutsam streichelte er ihm über die Seite, seine Stimme
war nicht mehr als ein Flüstern. „Halte durch mein Freund.“
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