Fachidiot 6. Kapitel Teil 1

6. Kapitel

Ein warmer Sommerwind streichelte das saftig grüne Gras. Es bog sich wiegend hin und her unter der sanften Liebkosung. In dem fruchtbaren Tal lag ruhig und still das Dorf Tion.
Eine Stille die nicht zu dem sonst so lebhaften Ort passte, wo um diese Zeit für üblich reger Handel auf dem Marktplatz getrieben wurde.
Genau dieser Marktplatz lag nun vor den fremden Besuchern, einer Janama, zwei Ellydren und einem Menschen aus einer anderen Welt. Ihre Gesichter waren starr vor Grauen.
Alle Pfade des kleinen Dorfes die sie bestritten hatten, waren menschenleer. Keine Geräusche erfüllten die Luft außer dem Rauschen des Windes. Nun wussten sie wo all die Bewohner geblieben waren.
Auf dem gesamten Platz war kein einziger Pflasterstein mehr zu erkennen, er wurde überall von zerrissenen Körpern verdeckt. Arme und Beine lagen wild verstreut, Dinge die niemand der Besucher erkennen wollte lagen auf den Waren der verschiedenen Verkaufsstände. Blut war in den Rinnsalen zwischen den Steinen getrocknet, und leblose Augen starrten Philipp an.
Ihm drehte sich der Magen herum, doch er konnte den Blick nicht abwenden. Noch nie hatte er solch eine grausame Tat gesehen. Es wirkte als hätte man alle Bewohner hier versammelt, sie in Stücke zerfetzt und auf einen blutigen Haufen geworfen.
Lilly schluchzte laut neben ihm, sie war die erste die aus ihrer Starre erwachte und einige Schritte nach vorn taumelte.
Ihr Bruder Ooku hielt sie an der Schulter fest und ließ seinen Blick über die mit Blut bespritzten Häuserwände gleiten.
Wir sollten von hier verschwinden.“
Lilly schüttelte den Kopf, Tränen sickerten ihre Wangen hinab. Sie streifte die Hand ihres Bruders ab und ging noch zwei kleine Schritte.
Shorana hat uns doch gewarnt sie würde die Menschen bis zur Mittagsstunde verschonen. Es ist noch Morgen! Wieso hat sie diese grausige Tat nur begangen?“
Xiis Fuchsschwanz peitschte hin und her, leise fauchte sie vor Wut.
Shorana ist eine Hexe! Was glaubt Ihr, können wir auf ihre Versprechen geben Lilly? Jedem hier war klar das wir in eine Falle laufen, und wir sollten schnell von hier verschwinden! Seht Ihr nicht wie diese Menschen zugerichtet sind? Die verätzten Stellen an ihren Leibern sprechen Bände. Also lasst uns...“
Xii konnte ihren Satz nicht zu ende bringen, da drang ein gequältes Stöhnen aus der Menge.
Lilly zögerte keinen Augenblick und stürmte nach vorn, leise Flüche verfolgten sie als Ooku und Xii sich darauf vorbereiteten jeden Moment angegriffen zu werden.
Philipp rannte ihnen nur nach, weil er nicht allein und schutzlos sein wollte. Das Grauen wurde noch schlimmer, je näher er ihm kam.
Er erkannte unter den Toten Frauen und Kinder, niemand war verschont geblieben.
Nochmal erklang das gequälte Stöhnen und Lilly entdeckte einen Mann der sich regte. Ihre Füße färbten sich rot als sie durch all das Blut rannte, und sich neben dem Verletzten auf die Knie sinken lies. Behutsam legte sie ihm eine Hand auf den Kopf, er öffnete seine Augen und blinzelte zu der Ellydre auf.
Eines seiner Beine war knapp über dem Knie abgerissen worden, er presste beide Hände auf eine Bauchverletzung aus der noch immer Blut hervor quoll. Er war den Toten schon näher als den Lebenden, dennoch schenkte Lilly ihm ein warmes Lächeln und sprach ihm in sanften Ton zu.
Bewegt Euch nicht. Ich werde Eure Wunden heilen, und dann bringen wir Euch an einen sicheren Ort.“
Bevor ihre Begleiter Einspruch erheben konnte, sprach der Mann mit kaum vernehmbarer Stimme zu ihr. Seine Hände zitterten und es kostete ihn viel Kraft seine Gedanken in Worten zu formen.
Sie... sie kamen... und trieben uns wie... Vieh vor... sich her. Alle. Hier her. Dann... stürzten sie sich auf uns.“ Seine Augen weiteten sich vor Schreck und ein heftiger Ruck ging durch seinen Leib bevor er weiter sprach. „Faulvaruls! Aus... der Hölle. Töteten alle... zeigten... keine Gnade.
Die ganze Zeit... hörte man ein Lachen... das einer... Frau. Die ganze Zeit...“
Unter großer Anstrengung gelang es ihm einen Finger zu heben, er deutete eine breite Straße entlang die sich in einer Biegung hinter den Häusern verlor.
Zogen nach Norden... dort... liegt Larn. Bitte... helft ihnen... bevor... sie... wie... uns...“
Seine Worte brachen ab und der Mann erschlaffte in Lillys Armen. Sie schloss seine Augen und atmete tief durch, doch erneut suchten sich Tränen den Weg an ihren Wangen hinab.
Mit bebenden Schultern erhob sie sich langsam und ließ den Blick über all jene schweifen die an diesem Morgen so sinnlos ihr Leben gelassen hatten. Sie wischte sich die Tränen mit dem Unterarm vom Gesicht und ballte die Hände zu Fäusten, sie sah zu der Straße auf die der sterbende Mann gezeigt hatte.
Gehen wir.“
Während Ooku noch der Mund offen stehen blieb, so hatte sich Xii bereits an die dummen Aktionen ihrer Freundin gewöhnt, was noch lange nicht heißen würde das sie mit ihnen auch einverstanden war.
Ooku! Xii! Wir können diese Menschen nicht ihrem Schicksal überlassen! Sie brauchen Hilfe wenn Shorana mit ihren Bestien auf dem Weg dorthin ist. Noch ist es vielleicht nicht zu spät.“
Ihr Bruder machte einen Schritt vor und schüttelte den Kopf während sein Blick über den Marktplatz wanderte. Jeder Muskel an ihm zeugte von großer Anspannung, dann sagte er etwas mit dem wohl niemand gerechnet hatte.
Mir ist egal was das Schicksal für die Menschen bereit hält, aber ich kann nicht tolerieren das sie ihr Leben so sinnlos verwirken. Shorana will etwas von uns, und tötet nur zum Spaß.
Wenn ich etwas noch weniger leiden kann als die Menschen, ist es das Morden am Vergnügen.
Lasst uns gehen, und ihr zeigen mit wem sie sich angelegt hat.“
Bevor sie den Schauplatz des Grauens verließen verharrte Philipp vor einem Schwert das auf dem Boden lag. Kein Tropfen Blut klebte daran. Es lag weit abseits des Kampfgeschehens. Entweder es wurde von einem fliehenden Feigling fallen gelassen, oder der Besitzer war gar nicht erst dazu gekommen es zu benutzen.
Zögernd hob er das Schwert von den kalten Pflastersteinen auf, hier war sowieso niemand mehr dem es dienen konnte, und so würde er Shorana nicht wieder unbewaffnet entgegen treten. Es war schwer, und er konnte sich nicht vorstellen das er in der Lage war es im Kampf zielsicher zu schwingen. Aber einen Versuch war es wert.

Die Gruppe ließ den Ort Tion hinter sich, ihn und sein grausiges Geheimnis. Philipp war der einzige der immer wieder einen Blick zurück warf. Was er dort gesehen hatte, würde er wohl niemals wieder vergessen.
Er fühlte Trauer für all die Menschen und Wut das Shorana ihnen das angetan hatte nur um sie zu sich zu locken. Die Erinnerung an seinen Traum der letzten Nacht wurde plötzlich wieder greifbar nahe, er wusste was diese Leute in ihren letzten Minuten durchlebt hatten. Wie es war wenn sich die Klauen dieser Bestien in das Fleisch gruben und ihr ätzender Speichel die Haut zerfraß.
Ein eisiger Schauer ließ ihn frösteln, er beschloss wieder seinen Blick nach vorn zu richten.
Es dauerte nicht lang da ließen sie die fruchtbaren Täler hinter sich zurück und blickten den steilen Klippen einer engen Klamm entgegen.
Nach Rechts und Links war kein weiterer Weg durch das Bergmassiv zu sehen, die Faulvaruls mussten also durch diese Klamm weiter gegangen sein.
Niemandem wahr wohl dabei diesen Weg zu beschreiten, aber wenn sie den Tod aufhalten wollten, den die Hexe Shorana den Menschen sandte, so mussten sie es wagen.
Mit klopfenden Herzen ließen sie sich von den steilen Hängen umarmen und betraten den schmalen Pfad, der nur einen Meter breiter war als die Fahrrinne der Handelskarren die sich in den Boden gegraben hatte.
Links von ihnen befand sich die glatte Felswand an der kleine Rinnsale aus Wasser hinab liefen. Zu ihrer Rechten fiel der Pfad steil ab und einige Meter unter ihnen führte ein Bach hindurch, dessen Rauschen fast jedes andere Geräusch das sie von sich gaben, übertönte.
Philipp dachte daran dass das Tal ein idyllischer Platz zum Leben gewesen sein musste. Der kleine Bach verließ das Bergmassiv und bildete viele kleine Bachläufe die sich durch die Wiesen schlängelten. Er schluckte und versuchte das Echo des Bildes von Tions Marktplatz aus seinen Gedanken zu verbannen.
Dieser Weg sieht mir nicht so sicher aus. Ich kann mir kaum vorstellen, würde ich die Radspuren nicht sehen, das dies hier eine Handelsroute ist.“
Xii zuckte mit den Schultern und warf einen Blick hinab in den kleinen Bach der immer mehr an Fliesgeschwindigkeit zu zunehmen schien.
Die Menschen hier haben vielleicht keine andere Wahl. Man nimmt den ein oder anderen Unfall in Kauf wenn das Gold lockt.“
Als er die fauligen Bretter auf einem Stein unten an dem Lauf des Baches erkannte, verstand er was sie meinte. Hier war sicherlich schon die ein oder andere Kutsche samt Hab und Gut in die Tiefe gestürzt.
Nachdem sie einige Minuten den schmalen Pfad entlang gegangen waren wurde er auch schon ein wenig breiter und sie konnten in einigen Metern Entfernung eine stabile Holzbrücke erkennen. Es war nicht das einzige was sie sahen.
Der Pfad schlängelte sich aufwärts durch das Gestein und sie konnten in der Ferne die bekannten Silouetten deutlich erkennen. Faulvaruls.
Wie erstarrt blieb die Gruppe stehen und Xii legte ihren pelzigen Finger an die Lippen. Jetzt musste ein Plan her, und zwar rasch. So schnell sie konnten huschten sie den Pfad entlang und gingen hinter einer Biegung in Deckung, sie hatten Glück denn die Faulvaruls entdeckten sie nicht.
Philipp drückte sich flach an die feuchte Wand und kaltes Wasser tropfte in seinen Nacken. Tiefe Falten überzogen seine Stirn.
Ist euch aufgefallen wie langsam sie gehen? Sie scheinen es nicht eilig zu haben.“
Ooku warf ihm einen finsteren Blick zu, er machte eine wegwerfende Handbewegung und stieß genervt seinen Atem durch die Nasenlöcher aus. „Was tut das zur Sache du Narr? Sie haben ein ganzes Dorf ausgerottet, da liegt es vielleicht nahe das sie erschöpft sind. Viel mehr sollten wir überlegen wie wir die Gelegenheit nutzen um ihnen in den Rücken zu fallen.“
Lilly rieb sich nachdenklich das Kinn und blickte an den steilen Felswänden hinauf. Es gab kein Efeu oder eine andere Pflanze deren Hilf sie erbitten könnte um sie vielleicht in die Höhe zu ziehen. Dazu war sie viel zu feucht und rutschig um daran hinauf zu klettern.
Wir können sie nicht überrumpeln. Alles was wir machen können ist, uns zügig anzupirschen und hoffen das sie sich nicht all zu früh umdrehen. Wobei ich nicht weiß wie gut der Geruchssinn von Faulvaruls ist, und ob sie uns nicht vorher wahr nehmen.“
Philipp warf vorsichtig einen Blick um die Kurve und sah das die Kreaturen aus den Sümpfen der Verbannten langsam voran trotteten. Sein Augenmerk richtete sich auf die stabile Holzbrücke.
Die Brücke! Wenn ihr doch Pflanzen befehligen könnt, lasst sie... ich weiß nicht. Einzustürzen? Sie ist doch aus Holz“
Lilly senkte den Blick und schüttelte den Kopf.
Wir können sie nicht befehligen, wir können ihre Hilfe erbitten. Aber das können wir nur von etwas das noch lebt. Den Bäumen die für diese Brücke genutzt wurden, wurde ihr Leben genommen.“
Xii rümpfte ihre Nase und ballte eine Hand zur Faust.
Schluss mit dem Geschwätz. Wir haben keine Wahl. Nach oben können wir nicht, und unten lauert eine reißende Strömung. Wir müssen ihnen so schnell es geht in den Rücken fallen, wenn wir warten bis sie außer Sichtweite sind, dauert es ewig bis wir sie eingeholt haben.
Habt ihr gesehen wie weit geradeaus der Pfad führt? Mein Vorschlag ist, da ich die Schnellste von allen bin, das ich vor renne. Dann falle ich ihnen in den Rücken, und ihr lauft mir einfach so schnell und leise ihr könnt hinterher.“
Ooku knirschte nachdenklich mit den Zähnen, der Plan gefiel ihm ganz und gar nicht, aber hatte er einen besseren? Wütend musste er sich eingestehen das er keinen hatte.
Da Xii keine Einwände vernahm, und jeder versuchte einen besseren Vorschlag zu finden, von dem sie wusste das es keinen gab, hüllte sie ihren Körper in bläulichen Nebel und nahm wieder ihre Gestalt als Fuchs an.
Ihre Stimme ertönte in den Köpfen der anderen.
Genug gewartet! Wir müssen handeln!“ Ohne auf eine Antwort zu warten sprintete sie um die Kurve, sie musste sich beeilen, bevor die Kreaturen sie wahr nehmen konnten.
Der Rest der Gruppe fluchte leise, nun gab es kein Zurück mehr, sie mussten ebenfalls los rennen um Xii beistehen zu können. So schnell sie konnten rannten sie zusammen los und kamen schon nach wenigen Schritten abrupt zum Stillstand. Fast währen sie in Xii hinein gerannt. Bevor jemand fragen konnte wieso sie mitten auf dem Pfad wie angewurzelt stehen blieb, erkannten sie es selbst.
Die Faulvaruls waren verschwunden. Einfach vom Erdboden verschluckt.
Philipp suchte hektisch die Umgebung ab, sie konnten doch nicht einfach fort sein! Die Steilwände hinauf würden sie selbst mit ihren langen Klauen nicht klettern können. Auch wenn sie in den reißenden Fluss gesprungen wären, und es überlebten, so gab es keine Möglichkeit für sie wieder von dort unten hinauf zu kommen.
Wie ist das möglich?“
Ooku knirschte mit den Zähnen und ließ seinen Blick ebenfalls hin und her schweifen, aber die Kreaturen blieben verschollen. „Sie müssen uns gesehen haben!“
Xii zog ihre Stirn in Falten und ging mit langsamen Schritten vorwärts. „Selbst wenn du Recht hast, wo sind sie geblieben? Es sind Wesen der Unterwelt, aber soweit ich weiß, niedere Diener ohne magische Eigenschaften.“
Vielleicht wissen wir weniger über sie als uns lieb ist Xii, was wenn sie sich tarnen können?“ Lilly knabberte sich nervös auf der Unterlippe herum und ging ebenfalls ein paar vorsichtige Schritte weiter.
Ooku drängte sich an ihnen vorbei und übernahm die Spitze der kleinen Gruppe. „Gehen wir weiter. Wenn wir umkehren können sie uns in den Rücken fallen. Es gibt keinen anderen Weg hier raus. Seid wachsam das wir nicht in ihre plumpe Falle hinein laufen. Selbst wenn sie getarnt irgendwo auf uns lauern, ihr Geruch wird sie verraten. Und dann haben wir noch immer ein Ass im Ärmel.“
Feste legte sich seine Hand um den Kiefernzapfen. Den Zapfen den er von einem Baum direkt vor dem Ort Tion gepflückt hatte. Auch wenn er ihn nicht gerne verwendete, würden es die Umstände verlangen, kam ein Hadern nicht infrage.
Mit bedachten Schritten gingen sie den Pfad entlang, Philipp bildete das Schlusslicht, und warf immer wieder einen Blick zurück falls sich doch noch etwas hinter ihnen nähern sollte.
Als sie die breite, massive Holzbrücke erreichten, warf Lilly einen prüfenden Blick in die Tiefe. Spitze Felsen ragten aus dem Fluss empor und man musste schon Glück haben, wenn man es denn in Erwägung zog hinein zu springen, nicht von ihnen aufgespießt zu werden oder zumindest beim davon treiben an ihnen zu zerschellen. Hier hatten sie die Faulvaruls zuletzt gesehen, aber es war wohl eher unwahrscheinlich das sie hinab gesprungen waren.
Xii reckte die Nase in die Luft und begann leise zu knurren, es war ganz schwach zu vernehmen, aber ihre Nase hatte sie nur selten belogen. „Ihr Gestank liegt in der Luft. Er ist nicht stark, aber ich habe keinen Zweifel.“
„Wir haben sie auch vorhin hier gesehen, du weißt doch wie intensiv der Verwesungsgeruch von ihnen ist. Er wird vielleicht noch immer in der Luft liegen...“ Ooku bereute seinen Irrtum nachdem er ein paar wenige Schritte weiter gegangen war. Nun konnte auch er den unverwechselbaren Gestank deutlich wahr nehmen.
Ein grausiges Scharben übertöne das Rauschen des Flusses. Krallen die über die Bretter der Brücke kratzten.
Bevor auch nur einer unserer Truppe verstehen konnte was gerade geschah, schlug direkt rechts von Lillys Fuß eine Klaue in das Holz der Brücke. Unter einem erstickten Aufschrei hüpfte sie zur Seite und starrte in zwei leuchtend rote Augenhöhlen.
Von allen Seiten her zogen sich Faulvaruls unter der Brücke hervor und leckten sich erwartungsvoll den giftigen Speichel über ihre Mäuler.
Verdammt! Sie müssen sich mit ihren Krallen unter der Brücke festgehalten, und auf uns gewartet haben!“
Ooku fackelte nicht lange bis sich alle Faulvaruls an den Brückenrändern hinauf gezogen hatten. Er streckte die Hand aus und rief einen knappen Befehl. Ein heftiger Windstoß wirbelte von seiner Hand aus auf zwei der Kreaturen zu und stieß sie zurück. Sie fanden keine Zeit mehr sich fest zu halten, schon hatte die Böe sie hinab in die Tiefe befördert. Ein greller Aufschrei ertönte bevor das Wasser sie mit sich von dannen riss.
Xii verwandelte sich in ihre menschliche Form und brannte einem weiteren Angreifer mit ihrem blauen, magischen Feuer das Fleisch von den Knochen.
Jeder von ihnen kämpfte gegen den Brechreiz an den der faulige Gestank dieser Kreaturen mit sich brachte, Philipp versuchte durch den Mund zu atmen, aber selbst dabei wurde ihm speiübel. Mit aller Kraft hob er sein geborgtes Schwert an, jetzt musste es nur noch den Faulvarul treffen der sich hinter ihm bereit machte und den Knochenkamm an seiner Kehle zum klackern brachte. Ein Geräusch das immer wieder sein Blut gefrieren ließ.
Das Wesen stieß einen keckernden Laut aus, so als ob es ihn auslachen würde. Es leckte sich über die grünen Fänge und preschte voran. Philipp schlug sein Herz bis zum Hals, er versuchte einen festen Stand zu finden und schwang das Schwert über seine Schulter.
Doch noch bevor der Faulvarul ihn erreicht hatte, schossen an dem Gesichtsfeld des Menschen dünne Ranken vorbei. An ihren Enden spalteten sie sich auf und umfassten den gesamten Kopf des Varuls. Wütend kreischte er auf und versuchte durch Schläge seiner Fänge die Ranken zu durchtrennen.
Philipp warf einen Blick über seine Schulter und erblickte Lilly die mit ausgestrecktem Arm auf den Faulvarul deutete. Nun erkannte er die Ranken wieder, es waren jene, die sich immerzu um ihre Hände, Arme und Beine geschlängelt hatten. Der Mensch hatte sie lediglich als Dekoration angesehen, bis er eines besseren belehrt wurde.

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