Shoranas
Stimme donnerte über den modrigen Morast hinweg und die Faulvaruls
wetzten ihre Krallen.
„Genug
der Plauderei! Nun hole ich mir deine Seele, und meine Kleinen hier
dürfen sich die Mägen vollschlagen.“
Die Hexe deutete mit ihrem Zeigefinger auf Lilly und grinste diabolisch über das gesamte Gesicht.
Die Hexe deutete mit ihrem Zeigefinger auf Lilly und grinste diabolisch über das gesamte Gesicht.
„Fresst
aber nicht die Ellydre! Zumindest nicht das was sie zum leben
braucht, kostet ruhig von Armen und Beinen!“
Auf
ihr Kommando hin stürzte das Rudel bis auf eine Ausnahme mit
fletschenden Zähnen auf die Gruppe.
Xii
zögerte nicht und schleuderte einen blauen Feuerball auf die Bestie
direkt vor sich. Blitzschnell wich der Varul aus, rechnete aber nicht
mit dem zweiten Feuerball der ihn frontal traf.
Heulend
ging er in Flammen auf, Haare und Fleisch rutschten von seinen
Knochen, verzehrten seine Seele bis nur noch Asche von ihm übrig
war.
Ein
weiterer Angreifer blieb plötzlich mit allen Vieren im Moor stecken.
Was normal seine Heimat war, wurde ihm nun zum Verhängnis. Lilly
hatte beide Hände flach auf dem Boden abgelegt und bohrte ihre
Finger in den schleimigen Untergrund.
Unter
wütenden Schreien wurde der Faulvarul in die Tiefe gezogen bis seine
Stimme im Schlamm erstickte.
Shorana
grinste müde und gab dem zurück gebliebenen Biest den Stab in das
Maul, auch wenn dessen grüner Speichel ätzend war, konnte er dem
Holz scheinbar nichts anhaben.
Als
hätte er einen stummen Befehl bekommen rannte er davon und
verschwand im Nebel. Die Hexenmeisterin verschränkte die Arme vor
der Brust und sah dem Kampf zu, ohne einzugreifen.
Zwei
weitere blaue Feuerbälle verbrannten einen Faulvarul nachdem Xii ihm
mit einem beherzten Sprung ausgewichen war.
Philipp
wusste gar nicht wo er zuerst hinschauen sollte, jedes Mal wenn ihnen
eine der Bestien zu nahe kam, wurde sie von seinen zwei
Begleiterinnen ausgelöscht, doch das Blatt schien sich binnen von
Sekunden zu wenden.
Lilly
erhob sich schwankend und wischte sich den Schweiß von der Stirn,
zwei weitere Angreifer hatte sie nur für einen Moment in dem Moor
feststecken lassen können, jetzt schon kämpften sie sich unablässig
wieder frei.
Er
erinnerte sich an ihre Worte, das sie ohne das Sonnenlicht kaum
Kraftreserven hatte, doch das sie so schnell am Ende sein würde,
hatte er nicht gehofft. Der Griff um den Ast den er sich geschnappt
hatte wurde fester, nun lag es an ihm sich auch einmal nützlich zu
machen.
Eine
Gelegenheit bot sich ihm umgehend, einer der Faulvaruls war Xiis
Angriff ausgewichen und öffnete seinen Schlund. Schlamm und kleine
Brocken flogen durch die Luft als er auf Lilly los preschte. Die
Ellydre grub ihre Finger in den Morast, doch ihre Bitte um Hilfe
wurde nicht erhört.
Nur
einen Steinwurf weit entfernt waren die Fänge die sich in ihren Leib
schlagen wollten, als Philipp der Bestie mit einem harten Schlag auf
den Schädel drosch.
Er
hatte alles in diesen Angriff gelegt, seine Arme schmerzten und der
Ast war zersplittert, dennoch hatte er Erfolg gehabt. Der
Knochenschädel des Faulvaruls war an einer Stelle vollkommen
zertrümmert, eine grünliche Flüssigkeit trat heraus und tropfte
zäh zu Boden. Philipp hielt sich eine Hand vor den Mund, der
bestialische Gestank schien noch schlimmer zu werden, er fürchtete
das Essen nicht länger in seinem Magen halten zu können.
Taumelnd
und schwankend wandte sich der verletzte Varul zu Philipp um und hieb
mit seinen Klauen nach ihm. Zum Glück machte die Verletzung ihn so
träge das sogar der Mensch in der Lage war ihm auszuweichen. Dann
brach er tot zusammen.
Das
nächste Unheil ließ nicht lange auf sich warten, drei weitere
Faulvaruls durchbrachen Xiis Verteidigung und rannten auf sie zu.
Philipp
pochte das Herz bis zum Hals, er stellte sich vor Lilly und drückte
sie hinter seinen Rücken. Es war aussichtslos, er hatte keine Waffe,
und selbst wenn, wäre er nie gegen drei dieser Kreaturen angekommen.
Ihr Verwesungsgeruch nahm ihm schon fast die Besinnung.
Mit
einem Sprung setzte einer der Faulvaruls zu seinem vernichtendem
Schlag an, Klauen waren bereit zu zerreißen, Zähne waren bereit zu
zerfleischen.
Soweit
sollte es nicht mehr kommen, eine Druckwelle aus Geröll und Wurzeln
erfasste das Biest im Sprung und schleuderte es zurück bis an einen
Baum wo jeglicher Knochen in dessen Leib unter lautem Krachen
zerbarst.
Ein
unheilvolles Surren erfüllte die Luft bevor die letzten Staubkörner
zu Boden gingen, und ein Schwarm faustgroßer Insekten mit riesigen
Stacheln stürzte sich auf die beiden verbliebenen Faulvaruls. Alle
Gegenwehr nutzte nichts, sie zerstachen sie binnen Sekunden, überall
bildeten sich Beulen. Die Faulvaruls gingen zu Boden, zuckten, und
blieben nach verlorenem Kampf leblos liegen.
Philipp
erkannte diese Insekten, die von ihrer Form her Hornissen ähnelten,
doch mit ihrer rot schwarzen Maserung noch viel bedrohlicher wirkten.
Sein Blick irrte suchend umher als er schließlich den Retter in der
Not sichtete.
Ein
Ellydre mit dunkel blondem Haar, und zwei Ästen die seitlich seiner
Schläfen wuchsen, hob seine beiden Arme und sogleich schossen
Wurzeln aus dem Morast heraus die sich um die Gliedmaßen der übrigen
Faulvaruls schlängelten und sie so für einen Augenblick an diesen
Ort fesselten.
Der
Ellydre trug um seine Hüften eine Art Gürtel aus Geflechten und
Ranken, an deren Enden große Blätter befestigt waren und bis hinab
zu seinen Knien reichten. Überall an seinem Körper schlängelte
sich Efeu von seinen Ästen, bis zu seinem Gürtel hinab. Was Philipp
aber zum Staunen brachte war die Rinde die seinen kompletten linken
Arm bedeckte, seine Schulter, einen Teil seiner Brust, über die
Seite seines Halses hinauf, über den Rand des Gesichts bis hin zu
dem Ast an seiner linken Schläfe.
Lilly
schob sich an ihm vorbei und schlug sich erleichtert die Hände vor
die Brust. „Ooku! Du bist hier!?“
Der
Fremde warf Lilly einen eindringlichen Blick zu, dann sah er zu Xii,
die ebenfalls verwundert wie erleichtert wirkte.
„Xii!
Bring sie fort von hier! Gen Osten! Schnell!“
Die
Fuchsdame zögerte nicht lange und sprintete zu Lilly, feste packte
sie diese am Handgelenk und zerrte sie mit sich.
Stolpernd
leistete sie Gegenwehr und versuchte sich von dem Halt zu befreien.
„Lass
mich los! Ooku! Du kannst es nicht mit allen alleine aufnehmen, die
Hexe hat eine schwarze Zunge! Sie hat ihre Seele verkauft!“
Auf
den Lippen Ookus bildete sich der Anflug eines Lächelns, in seinen
Augen lag ein wilder Ausdruck.
„Mach
dir keine Sorge. Wir sehen uns später, ich kann besser wüten wenn
niemand im Weg ist.“
Shorana
löste die entspannte Verschränkung ihrer Arme und schnarrte leise
während sie den Kopf langsam von einer Schulter auf die andere
rollen ließ.
„Das
sich noch jemand einmischt, mag ich nicht. Meine Kleinen hätten
schon lange ihre Bäuche vollschlagen sollen.“
Wütend
stampfte sie mit einem Fuß auf und eine Druckwelle rauschte über
den Boden, die das gesamte Moor zum schwanken brachte. Die Ranken um
die Beine der Faulvaruls zogen sich zurück. Wieder in Freiheit
kreischten die Bestien wütend auf und stürzten sich auf den
Ellydren.
Die
Hexenmeisterin machte ein paar schnelle Fingerbewegungen als würde
sie Zeichen in die Luft malen, dann beugte sie sich hinab und tippte
auf die Oberfläche des braunen Wassers. Unter ihrem Finger entfachte
sich ein schwarzes Feuer das sich rasend schnell davon schlängelte
und das gesamte Wasser um sie herum in Flammen hüllte.
Langsam
durchschritt sie das Feuer ohne das es ihr etwas anhaben konnte.
„Hier
wird niemand entkommen.“
Philipp
rannte hinter Xii und Lilly her, letztere warf immer wieder
verzweifelte Blicke nach hinten.
Auch
er traute sich über seine Schulter zu blicken, doch das was er sah,
gefiel ihm ganz und gar nicht. Zwei der Faulvaruls waren ihnen dicht
auf den Fersen, noch schneller aber folgten ihnen die schwarzen
Flammen die Shorana entsandt hatte. Ooku drehte sich nach ihnen um,
er machte eine ausladende Bewegung mit beiden Armen und schlug seine
Hände vor der Brust mit voller Kraft zusammen. Keine Sekunde zu
früh, neigten die Bäume ihre Kronen zu Seite, Äste und allerlei
Gestrüpp vereinten sich mit ihnen und bildeten binnen eines
Wimpernschlages eine undurchdringliche Mauer. Philipp hörte ein
lautes Krachen als die Faulvaruls dagegen donnerten. Lange hörte er
noch ihre wütenden Schreie und das Scharren als sie versuchten die
Blockade mit ihren Klauen zu durchbrechen. Es gelang ihnen nicht.
Sie
rannten so schnell ihre Füße sie tragen konnten, gen Osten, wie er
es gesagt hatte. Der Wald um sie herum wurde wieder etwas lichter,
alle drei keuchten schon vor Erschöpfung als ein leises Summen die
Luft erfüllte. Xii und Lilly blieben augenblicklich stehen und
reckten die Köpfe in die Luft.
„Xii!
Das hört sich an wie...“, sie hatte den Satz noch nicht beendet
als ein Schatten über die Gruppe hinweg segelte. Es drehte eine
Runde hoch oben in der Luft und kam im Sturzflug auf sie zu.
Kurz
vor dem Boden flatterten zwei paar Flügel wild als es seinen Flug
abbremste und aufsetzte.
Philipp
musste sich eine Hand vor die Augen halten, so viel Staub wurde
aufgewirbelt.
Als
die Umgebung wieder zur Ruhe kam, blinzelte er heftig und traute
seinen Augen kaum was da gerade vor ihm gelandet war. Ein
überdimensionales Insekt mit zwei langen Fühlern die einen Bogen
von seinem schwarzen Kopf nach hinten machten, dazu war sein Maul mit
zwei riesigen Zangen bewehrt. Erschrocken wich Philipp zurück, Lilly
keuchte noch vor Anstrengung als sie auf das Insekt zu rannte.
„Keine
Angst! Das ist Uri, ein Freund von uns. Er ist ein Scarsaluc, ein
Bewohner meiner Heimat. Ooku muss auf ihm her geflogen sein.“ Das
Insekt hob seinen Kopf und klapperte gefährlich mit seinen Zangen,
die langen Fühler vibrierten und brachten die Luft zum Schwingen.
Philipp sah Lilly schon in zwei Teilen am Boden liegen, aber gegen
all seine Erwartungen tat er der Ellydre nichts als sie beide Arme um
ihn legte.
Aufgeregt
klappte Uri die beiden Chitin Platten auf seinem Rücken hoch und
flatterte wieder mit seinen vier Flügeln, es wirkte sogar als würde
er vor Wonne schnattern als er die herzliche Umarmung bekam.
Ungläubig
rannte Philipp um den Neuankömmling herum und taxierte es genau. Er
erkannte, das Insekt war nicht schwarz, sondern dunkelgrün, und die
Platten welche seine Flügel schützten, waren von grasgrünen
Mustern durchzogen. Drei Beine stützten es von jeder Seite, und als
er an dessen Rückseite angekommen war, traute er seinen Augen kaum.
Der längliche Körper endete in einer Art Schwanzfortsatz an dessen
beiden Seiten feine Lamellen wuchsen, wie ein feiner Kamm. An jeder
Lamelle befanden sich unzählige kleine Härchen die schimmerten und
funkelten als hingen feine Wassertröpfchen daran.
Nach
seiner Umrundung boxte Xii ihn hart in die Seite.
„Willst
du mit deinem Mund Fliegen fangen? Wir haben keine Zeit für
Gaffereien. “ Philipp war zu fasziniert um auf ihre Bemerkung
einzugehen. Ungläubig schüttelte er den Kopf und musterte immer
noch den Scarsaluc.
„Dieses
Insekt ist riesig! Er sieht aus wie eine Mischung aus einem Heldbock
und Hirschkäfer, das ist einfach unglaublich.
Ihr
nutzt diese Dinger zum fliegen?“
Lilly
tätschelte eine der beiden massiven Kieferzangen und trat an Philipp
heran.
„Diese
Dinger sind lebendige Wesen, sie tragen uns auf ihrem Rücken wenn
sie es möchten. Wir halten sie nicht wie ihr eure Pferde zum
Beispiel. Ooku und ich sind mit Uri seit vielen Jahren
befreundet.“
Plötzlich wirbelte sie herum als der Scarsaluc mit den Flügeln zu schlagen begann und in die Luft stieg. Er schoss von dannen und war sofort über den dichten Baumkronen verschwunden.
Plötzlich wirbelte sie herum als der Scarsaluc mit den Flügeln zu schlagen begann und in die Luft stieg. Er schoss von dannen und war sofort über den dichten Baumkronen verschwunden.
„Uri!
Nein! Ich wollte ihn bitten mich zurück zu fliegen.“ Lilly atmete
tief durch und legte beide Hände an ihre Stirn, ungeduldig ging sie
auf und ab.
„All
das kann ich noch gar nicht glauben. Gestern dachte ich noch die
Faulvaruls wären unser schlimmstes Problem, jetzt haben wir es noch
mit einer Hexenmeisterin zu tun. Was will sie nur mit Morendras und
mir?“
Nervös starrte sie in den Himmel und faltete die Hände vor der Brust als sie unablässig auf und ab marschierte.
Nervös starrte sie in den Himmel und faltete die Hände vor der Brust als sie unablässig auf und ab marschierte.
„Wir
hätten Ooku nicht allein lassen dürfen! Mit so etwas wird selbst er
nicht fertig!“
Zum
ersten Mal sah Philipp so etwas wie einen zornigen Ausdruck in Lillys
Gesicht als diese zu Xii herum wirbelte.
Diese
zeigte sich reichlich unbeeindruckt und stemmte die Hände in die
Hüften, herausfordernd reckte sie das Kinn hervor.
„Habt
Ihr seine Worte nicht gehört? Er wird schon zurecht kommen, er ist
erfahren und hätte uns nicht fort geschickt wenn er nicht glauben
würde die Situation unter Kontrolle bringen zu können.“
„Zurecht kommen? Die Situation unter Kontrolle bringen? Was ist los mit dir Xii?! Wir standen einer Hexenmeisterin gegenüber die ihre Seele verkauft hat, dazu noch ein Rudel Faulvaruls. Er kam aus dem Nichts und soll die Situation richtig eingeschätzt haben wenn er denkt er schafft das allein? Bist du auf den Kopf gefallen?“
„Zurecht kommen? Die Situation unter Kontrolle bringen? Was ist los mit dir Xii?! Wir standen einer Hexenmeisterin gegenüber die ihre Seele verkauft hat, dazu noch ein Rudel Faulvaruls. Er kam aus dem Nichts und soll die Situation richtig eingeschätzt haben wenn er denkt er schafft das allein? Bist du auf den Kopf gefallen?“
„Wenn
wir nicht in der Nähe sind kann er seinen Kräften freien Lauf
lassen, wir wären nur hinderlich gewesen.“
Lillys
zierliche Hände ballten sich zu Fäusten, vor Wut und Verzweiflung
begannen sie zu zittern, Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln.
Sie war so aufgebracht das sie sich auf die Unterlippe beißen musste
um die Ruhe zu bewahren.
Philipp
hatte sie noch nie so gesehen, dieser Ooku musste ihr viel bedeuten.
Unruhig leckte er sich über die Unterlippe und trat zwischen die
beiden, für ihm hatte es in den letzten Tagen schon genug
Streitereien gegeben.
„Beruhigt
euch, wir sollten einen kühlen Kopf bewahren und zusehen das wir
hier weg kommen.“
Wie auf Kommando drehten beide ihren Kopf zu ihm und zeterten aus einem Mund: NEIN!
Wie auf Kommando drehten beide ihren Kopf zu ihm und zeterten aus einem Mund: NEIN!
Ohne
ein weiteres Wort ging er lieber auf Sicherheitsabstand. Bei
erhitzten Frauengemütern zog man sich besser direkt zurück, vor
allem wenn es durchgeknallte Wesen aus einer anderen Welt waren die
Freundschaften mit riesigen Insekten schlossen.
Zu
seiner Rettung durchdrang die Luft ein summender Laut und über ihnen
zog ein Schatten über den Himmel.
Uri
setzte zur Landung an. Doch dieses Mal trug er einen Passagier auf
seinem Rücken der sich an den beiden Fühlern festhielt und sie wie
eine Art Lenkung nutzte.
„Ooku!“
Der Ellydre rutschte von Uris Rücken, kaum das dieser auf dem Boden
aufgesetzt hatte. Seine Hand drückte auf eine Wunde an seinem
Unterbauch, an seinen Fingern klebte frisches Blut, und auch sonst
hatte er einige Schrammen und Schnittwunden davon getragen.
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