Nachdem
Xii Lilly von sich geschoben hatte und mehrmals unterstreichen musste
das es ihr gut ging, sprang Lilly auf und begrüßte ihren Freund
mit einer überschwänglichen Umarmung.
„Kannst
du mir einen Gefallen tun? Dich in nächster Zeit vielleicht etwas
weniger gefangen nehmen lassen?“
Das
Gesicht hatte Lilly in Philipps Halsbeuge vergraben und kicherte
leise bei seiner Bitte.
„Versprochen.
Zumindest gebe ich mir Mühe.“
Mit
einem Grinsen, das über sein gesamtes Gesicht ging, betrachtete
Mervan wie der dürre Kerl, für Schattenelfenverhältnisse,
unbeholfen die Umarmung erwiderte. Langsam ging er in die Hocke, die
Hand ausstreckend um Xii beim Aufstehen behilflich zu sein. Statt die
Hilfe anzunehmen schlug Xii die Hand fort und warf dem Fremden einen
Blick zu der töten könnte. Mühsam kam sie allein wieder auf die
Beine und zeigte nicht das ihr Gesicht vor Schmerz brannte wo er sie
geschlagen hatte.
Mervan
seufzte laut, legte den Kopf leicht schief und stemmte die freie Hand
in die Hüfte.
„Ganz
ehrlich, es tut mir leid. Aber vor Magie habe ich Respekt. In unserem
Volk... ist sie ein zweischneidiges Schwert.“
Xii
ignorierte den Elfen und blickte Lilly entgegen die Philipp an einer
Hand hinter sich her zog.
„Seid
nett zueinander. Mervan hat mich gerettet! Diese Menschen waren nicht
sehr freundlich zu mir.“
„Ja,
und ich wüsste gerne wieso ein Dunkler Schlächter sich da
eingemischt hat und Euch rettete.“
Xiis
eisblaue Augen bohrten sich misstrauisch in Mervan, als wollte sie
die Gedanken hinter seiner Stirn lesen. Diesem verging sein Lächeln
und er verdrehte genervt die Augen.
„Dunkle
Schlächter. So vieles verliert sich mit den Jahrhunderten, aber
dieser nette Titel für unser Volk scheint sich bis in alle Ewigkeit
etabliert zu haben.“
Nach
einem tiefen Atemzug fand er wieder zu völliger Entspanntheit zurück
und schmunzelte Xii amüsiert an.
„Eure
Skepsis kann ich nachvollziehen, aber seid beruhigt, es geschah ohne
Hintergedanken. Lilly befand sich meiner Meinung nach grundlos in
Gefangenschaft. Gegen solche Maßnahmen hege ich großen Groll.“
„Woher
wusstet Ihr das sie in dem Lager gefangen war?“ Xii verengte
misstrauisch die Augen.
„Nachdem
ich die Faulvaruls beseitigt hatte die den Kleinen hier verfolgten,
hörte ich wütende Schreie und ging dem auf den Grund. Ich sah aus
der Ferne wie Ihr vor den Soldaten floht und sie den Menschen
gefangen nahmen.
Neugierig
wie ich bin stattete ich dem Lager einen Besuch ab und entnahm dem
Getuschel der Soldaten das sie eine Ellydre gefangen hatten, und wie
der Kleine hier immer wieder besorgt zu ihrem Zelt sah.“
„Mein Name ist Philipp.“ Murrte dieser gekränkt.
„Mein Name ist Philipp.“ Murrte dieser gekränkt.
„Entschuldige.
Also habe ich Eins und Eins zusammen gezählt und dachte mir das ihr
drei zusammen gehört und ihr sie befreien wolltet. In der Nacht
verließ ich das Lager als ich merkte das Ihr es auskundschaftet.“
Er deutete auf Xii. Sie schien nicht erfreut darüber das er sie
gesehen hatte.
„Ich
wollte nicht dazwischen stehen wenn ihr angreift, ich muss noch
wichtige Gespräche mit dem König führen. Es wäre eine schlechte
Grundlage gewesen wenn ich seine Soldaten verprügle.“
„Moment
mal, aber du bist zurück gekommen um Lilly zu retten, aber mich
nicht? Was hätte das für einen Sinn?“ Nun funkelte auch Philipp
ihn wütend an. Mervan seufzte aufgrund von so viel
Begriffsstutzigkeit.
„Nun
gut. Denkt mal nach. So war ich aus dem Schneider. Hätte ich dich
auch befreit, wüssten Brockler und seine Männer auf jeden Fall das
ich da mit drin hänge. Da aber Xii Stunden nachdem ich fort war,
dich rettete und versuchte auch Lilly zu retten, fällt kein Verdacht
auf mich.
Lilly habe ich einfach schon zuvor befreit und die vier Wachen an ihrem Zelt ausgeschaltet weil ich neugierig war.
Lilly habe ich einfach schon zuvor befreit und die vier Wachen an ihrem Zelt ausgeschaltet weil ich neugierig war.
Da
die meisten in dem Lager schon schliefen dachte ich mir, ihr Fehlen
fällt keinem so schnell auf.“
„Neugierig?“
Philipp starrte zu Lilly und wieder zurück zu Mervan der wieder über
das ganze Gesicht grinste und die Schultern hoch zog.
„Hey!
Ellydren gelten seit Jahrzehnten als ausgestorben! Wer lässt sich da
entgehen eine Überlebende dieses wunderbaren Volkes kennen zu
lernen. Ich habe viel über sie in meiner Jugend gelesen und war
fasziniert.“
Seine
Worte nahmen Xii nicht wirklich das Misstrauen, aber so wie Lilly ihn
mit ihren Blicken anhimmelte musste sie das erst einmal so
akzeptieren. Außerdem musste sie eingestehen das seine Worte einen
gewissen Sinn ergaben, so wie er sie erzählte, und sein Plan war
auch noch aufgegangen. Feste packte sie ihre Freundin am Oberarm und
zog sie an sich heran.
Grimmig
betrachtete sie den Bindungsring um den Hals der Ellydre.
„Wir
müssen noch Morendras holen, in dem Zelt wo sie Euch gefangen
hielten habe ich ihn nicht gesehen. Wisst ihr wo sie ihn versteckt
halten? Ich gehe allein zurück und werde ihn unbemerkt holen.“
Xii
gefiel ganz und gar nicht wie die Farbe aus Lillys Gesicht wich und
sie nicht mehr in der Lage war ihr in die Augen zu sehen. So fest,
das sie Blut schmeckte, biss sich Xii auf die Unterlippe und
Flüsterte leise. Das tat sie immer wenn ihre Wut den höchsten Punkt
erreicht hatte, denn Schreien mochte sie nicht gern, aber ihr war nun
mehr als je zuvor danach.
„Lilly.
Wo ist Morendras?“
„Das
war ganz komisch weißt du...“
„Lillaraya.
Wo ist Morendras?“
„Faulvaruls
haben mich angegriffen, ich konnte einen von ihnen ausschalten, aber
dann umzingelten sie mich. Ein anderer schnappte sich Morendras und
erwischte mich mit seinem Schwanz. Mir wurde von dem Hieb schwarz vor
Augen.“
Lilly
traute sich ganz vorsichtig den Blick wieder zu heben und schluckte
laut als sie sah das Xiis rechtes Augenlid nervös zuckte. Fast kamen
ihr die Tränen so fest bohrten sich die Finger ihrer Leibwache und
Freundin in ihren Oberarm.
„Die
Faulvaruls haben ihn mitgenommen? Unmöglich. Das entspricht
keinerlei Logik. Faulvaruls sind Geschöpfe der Unterwelt, sie sind
von dem primitiven Bedürfnis getrieben zu töten. Sie verfolgen
keine Pläne! Sie hätten gar keinen Nutzen davon Morendras mit sich
zu nehmen!“
Ein
dunkles Brummen folgte ihren Worten und Mervan kratzte sich
nachdenklich am Kinn.
„Vielleicht
hat sie jemand dazu beauftragt?! Wie ihr schon sagtet, sie sind
Kreaturen der Unterwelt, was wenn jemand sie gerufen hat, und sie
kontrolliert? Ein Hexenmeister könnte vielleicht dazu in der Lage
sein.“
„Redet
keinen Unsinn! Warum sollte ein Hexenmeister Interesse an Morendras
haben? Nur Ellydren können seine Magie beschwören, für jeden
Anderen ist er nutzlos. Außerdem war unsere Ankunft hier sehr
spontan, davon konnte niemand etwas wissen.“
Mervan
hob abwehrend eine Hand als Xii ihn anfauchte und seine Mutmaßungen
in den Wind jagte, er beschloss sich da besser heraus zu halten. Bei
der Gelegenheit fiel ihm auf das der Menschen Jüngling sich kaum
noch auf den Beinen halten konnte und reichte ihm einen
Wasserschlauch den er an seinem Reiserucksack befestigt hatte.
Dankbar
riss Philipp ihm den Schlauch aus den Händen und leerte ihn mit
einem Zug, anerkennend nickte der Elf langsam mit dem Kopf, wenn der
Kleine einen Krug Met ebenso schnell leeren konnte, würde es sicher
belustigend sein mit ihm einen heben zu gehen. Das laute Fluchen von
Xii riss ihn aus seinen Gedanken.
„Wir
müssen diese Faulvaruls finden, schnell, bevor ich ihre Spur nicht
mehr wahr nehmen kann. Gehen wir zurück zu der Stelle wo sie dich
überfallen haben. Erst aber müssen wir diesen Bindungsring los
werden, wenn wir auf ein ganzes Rudel von ihnen stoßen kann ich es
nicht mit allen auf einmal aufnehmen und noch auf euch beide
aufpassen.“
Lilly
verzog bitter den Mund und fuhr mit den Fingerspitzen über den
goldenen Ring um ihren Hals, schon mehrmals hatte sie versucht den
Schnappverschluss zu öffnen, es war hoffnungslos. Ein Bindungsring
ließ sich immer nur von dem passenden Schlüssel öffnen, es gab
keinen anderen Weg.
Unter
einem geknickten Senken ihres Kopfes seufzte sie leise.
„Die
Männer haben über den Schlüssel gesprochen, er befindet sich in
der Stadt Algarafiell, zwei Tagesmärsche fort von hier. Dazu noch im
Süden, die Faulvaruls aber sind gen Norden gelaufen.“
„Nach
Algarafiell bin ich unterwegs, Friedensverträge erneuern. Ich könnte
sicher genug in Erfahrung bringen um den Schlüssel für euch zu
finden.“ Alle sahen überrascht zu dem Schattenelfen auf, hinter
jeder Stirn konnte man förmlich das Rattern vernehmen. Xii fuhr sich
mit beiden Händen in ihr schwarzes Haar und schloss die Augen, was
sollte sie tun?
„Nein!
Wir haben keine Zeit, wir verfolgen die Varuls. Dann müssen wir eben
später den Schlüssel holen. Wer weiß in wessen Hände Morendras
sonst gelangen könnte.“
Xii biss sich auf die Unterlippe schloss für einen Moment die Augen, ehe sie zu dem Elfen aufblickte.
Xii biss sich auf die Unterlippe schloss für einen Moment die Augen, ehe sie zu dem Elfen aufblickte.
„Mervan.
Ich traue euch nach wie vor nicht, ihr tragt keinen Nutzen aus der
Hilfe die ihr bisher geleistet habt. Dennoch möchte ich Euch
inständigst bitten... begleitet uns. Wir brauchen Eure
Hilfe.“
Philipp klappte die Kinnlade hinunter, das Xii einmal einen anderen um Hilfe beten würde war so abwegig für ihn gewesen wie auf einem anderen Planeten zu landen. Dies schien eine Zeit der Wunder, in der absolut nichts mehr unmöglich war.
Philipp klappte die Kinnlade hinunter, das Xii einmal einen anderen um Hilfe beten würde war so abwegig für ihn gewesen wie auf einem anderen Planeten zu landen. Dies schien eine Zeit der Wunder, in der absolut nichts mehr unmöglich war.
Mervan
nickte ohne zu zögern und wollte sich zu Wort melden als Lilly ihm
ihre Hand auf den kalten Stahl seines Brustpanzers legte.
„Nein.“
Ihre Worte sorgten für die nächste Welle der Überraschung, erneut
begann das untere Augenlid von Xii zu zucken, ein Hauch von Mordlust
lag in der lauwarmen Sommernacht.
„Ihr
habt eine Mission von größter Wichtigkeit vor Euch! Das dürfen wir
nicht behindern. Jeder der den Frieden bewahren möchte, sollte auf
seinem Weg nicht aufgehalten werden. Bitte erfüllt Euren Auftrag!“
Mervan
riss die Brauen in die Höhe, ihm war, nach dem was im Lager
geschehen war, und nach dem Disput mit Kommandant Brockler, klar das
er am besten noch vor dem Trupp in Algarafiell ankam. Wer weiß was
die Soldaten bis dahin gegen sein Ankommen ausrichten könnten, aber
diese kleine Gruppe schien in ernster Not zu sein den verlorenen
Gegenstand wiederzufinden. Zudem erwarteten sie ein Rudel Faulvaruls,
und wer wusste was sonst noch.
Für
ihn war es gar keine Frage welche Mission größeres Gewicht hatte.
Lilly schien seine Gedanken zu erahnen.
„Keine
Widerrede. Ihr scheint mir ein Mann von Ehre, die Bitte einer Dame
könnt ihr doch nicht ablehnen!
Wenn
ihr uns helfen wollt, hätte ich eine andere Bitte an Euch!“ Sie
legte beide Handinnenflächen aneinander.
„Die da wäre?“
„Die da wäre?“
„Entfernt
mir diesen Halsring. Diese Rüstung verbirgt unverkennbar einen
muskulösen Körper! Die Stärke von euch Schattenelfen ist legendär
und überall bekannt. Wenn es einer schaffen könnte dann ihr! Bitte
versucht es zumindest!“
Irgendwie
missfiel Philipp ihre Bitte und er musterte den großgewachsenen
Elfen neben sich finster, ja es war keine Frage das er ziemlich
muskulös zu sein schien, aber was fanden Frauen daran einmal so
toll? Der Sympathiewert gegenüber Mervan landete abrupt im Keller.
Diesem
schien ihre Bitte ebenso merkwürdig zu erscheinen, schließlich
musste er aber doch leise lachen und zwinkerte Lilly sogar zu.
„Zuerst
sollte ich Euch wohl für das Kompliment danken. Dennoch kann ich
Euch versichern das nichts einen Bindungsring öffnen kann, außer
der entsprechende Schlüssel, dagegen hilft auch keine Muskelkraft.
Ein Versuch kann allerdings nicht schaden. Vielleicht gelingt es mir
ja doch, und ich kann vor meinem König gewaltig angeben.“
Lilly kicherte amüsiert, außer ihr schien niemand gerade genug Humor zu besitzen um sich dem Lachen anzuschließen.
Lilly kicherte amüsiert, außer ihr schien niemand gerade genug Humor zu besitzen um sich dem Lachen anzuschließen.
„Hier,
halte das mal Kleiner.“ Murrend nahm Philipp die Laterne entgegen
die ihm der Elf in die Hand drückte.
Mit
Daumen und Zeigefinger fuhr Mervan den Rand des Ringes entlang und
versuchte seine Hand darum zu schließen.
Seine
Finger passten nicht in den schmalen Spalt zwischen Metall und dem
Hals von Lilly, also streifte er sich seine Handschuhe ab und warf
sie in das weiche Moos zu seinen Füßen. Philipp konnte die leichte
Erschütterung spüren und betrachtete die Handschuhe skeptisch. Mit
seinem Fuß versuchte er einen davon zu verschieben, aber er hatte
mehr das Gefühl seine Fußspitze gegen einen Felsen zu drücken als
gegen einen Handschuh.
Mit
großen Augen ging er in die Hocke und versuchte den Handschuh
anzuheben, doch das Gewicht war so enorm das er ihn nicht einmal
einen Zentimeter hoch bekam. Mervan begann zu lachen.
„Das
ist Schwarzstahl, Kleiner. Er entstammt einem Erz das nur in meiner
Heimat vorkommt, und unserem Volk vorenthalten ist. Aus gutem Grund
wie mir scheint.“
Philipp
starrte den Handschuh ehrfürchtig an, er verstand immer besser wieso
die Menschen und Xii diesem Elfen mit Vorsicht entgegen getreten
waren. Er wollte sich nicht vorstellen was dieser Kerl mit seinen
Händen anrichten könnte.
Mervan
ließ seine Finger laut knacken und umfasste den massiven Goldring
mit beiden Händen und drehte den Schnappverschluss mittig
dazwischen. „Dann wollen wir mal.“
Lilly
lächelte ihn an und war voller Zuversicht dass dieses Unterfangen
sicher die Früchte des Erfolges tragen würde.
Der
Schattenelf atmete tief durch und spannte seine Muskeln an, dann
begann er kräftig an den Enden des Ringes zu ziehen.
Schnaufend
kapituliere er als der Ring nicht einmal die kleinsten Anzeichen
machte sich zu verformen.
Er
wollte seine Finger heraus ziehen um sie vor einem zweiten Versuch zu
strecken, doch er bekam sie nicht mehr frei, irgendwas stimmte nicht.
Lilly
umfasste seine beiden Handgelenke und riss ihre Augen weit auf, er
konnte die aufkommende Panik darin erkennen bevor auch er es spürte.
Der Bindungsring zog sich zusammen.
Sofort
versuchte er erneut den Ring auseinander zu ziehen, doch auch dieses
Mal geschah nichts.
Aus
Lillys Kehle drang ein Röcheln und ihre Knie begannen zu zittern,
hätte Mervan versucht seine Finger zurück zu ziehen, es wäre ihm
nicht gelungen, sie waren eingeklemmt zwischen Metall und dem Hals
der Ellydre. Doch Mervan dachte nicht einmal daran, er versuchte noch
immer den Ring auseinander zu drücken.
„Was
ist los? Nimm deine Hände von ihr!“ Xii hob ihre Arme in die Luft
und um ihre Klauen entflammte wieder Feuer.
„Xii
nein! Irgendwas stimmt nicht.“
Philipp
hob eine Hand und stellte sich Xii in den Weg bevor sie die
Feuerbälle auf den Elfen schleudern konnte.
Auf
Mervans Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen und er presste die
Worte angestrengt zwischen seinen Zähnen hervor.
„Der
Ring! Er zieht sich zusammen! Es scheint ein Schutzmechanismus zu
sein! Ich kann ihn nicht aufhalten.“
Lillys
Knie zitterten kraftlos, ihr Gesicht nahm bereits eine bläuliche
Farbe an.
„Nein!
Nein! Nein!“ Xii versuchte ebenfalls ihre Finger um den Ring zu
legen, aber er hatte sich schon zu fest zusammen gezogen, Tränen
schossen ihr in die Augen. Sie konnte doch nicht mitansehen wie ihre
Freundin starb!
Auch
Philipp umrundete die drei panisch, er wusste nicht wie er helfen
sollte.
Das
Knirschen von Mervans Zähnen war deutlich zu hören und eine Ader
pulsierte auf seiner Stirn. Die Muskeln seines gesamten Körpers
begannen vor Anstrengung zu zittern, das Gefühl in seinen Fingern
hatte er längst verloren.
Ein
dunkler Schrei durchdrang die Nacht als er all seine Kraft in einen
letzten Versuch mobilisierte.
Als
hätten alle Götter die in den letzten Augenblicken angerufen
wurden, die Hände von den Ohren genommen, geschah das erhoffte
Wunder keine Sekunde zu spät. Grelle Blitze stoben auseinander als
der massive Bindungsring zerbarst.
Lilly
fiel in die Arme ihrer Leibwache und ging hustend und japsend zu
Boden, Philipp stürzte neben ihr auf die Knie und sah erleichtert zu
wie die Farbe in ihr Gesicht zurück kehrte.
Auch
Mervan sank erschöpft hinab und versuchte seine Finger vergebens zu
strecken, eine Schweißperle tropfte von seinem Kinn. Er hob den
Blick als vor ihm ein grünes Licht erschien. Der Körper der jungen
Frau glühte auf und merkwürdige Wucherungen bildeten sich auf ihrer
Stirn. Dort wo die ersten Haare sprossen. Erstaunt sah er zu wie sie
zu Ästen heranwuchsen an denen sich kleine Blätter bildeten.
„Du
dämliche Närrin! Die Borkenkäfer sollen dich holen! Hör doch
einmal im Leben auf das was ich sage!“
Noch
immer japste Lilly nach Luft, aber bei den Worten von Xii musste sie
kurz Lachen, das rasch von einem Husten erstickt wurde. Ihre Stimme
war nicht mehr als ein raues Krächzen.
„Ist
doch alles gut gegangen...“
Es
fiel Lilly nicht leicht sich aus dem Klammergriff von Xii zu
befreien, aber ihr Dickkopf gewann abermals. Sie lächelte Mervan
dankbar an und nahm seine beiden Hände in die ihren.
„Der
Segen unserer Mutter Morendras soll ewiglich über euch liegen Mervan
Yarveal. Ihr habt mein Leben gerettet. Wusste ich doch das ich Euch
und euren Muskeln vertrauen konnte.“
Ihr
herzliches Lächeln schien sein Herz zu erwärmen, zumindest fühlte
es sich wirklich so an. Plötzlich spürte er wie das Gefühl in
seine Hände zurück kehrte und seine Finger sich ohne Probleme
wieder bewegen ließen. Ein breites Grinsen überzog seine Züge.
„Dabei dachte ich heute Mittag noch das würde wieder einer dieser
langweiligen Tage werden.“
Es
bedurfte noch vieler Worte die mit Nachdruck gesprochen wurden um
Mervan schließlich davon zu überzeugen sie nicht auf ihrem Weg zu
begleiten. Philipp war der einzige der diesen Entschluss zu bedauern
schien, auch wenn es ihm nicht gefallen hatte dass er ihn immer
„Kleiner“ nannte, war er ihm für alles was er getan hatte
äußerst dankbar. Wer weiß was diese Soldaten sonst mit ihm gemacht
hätten.
Lilly
empfand noch immer das er sich von seiner wichtige Mission nicht
abbringen lassen sollte, wenn auch Mervan immer wieder erklärte das
diese freundschaftliche Beziehung zu dem Königreich Nawenn für die
Schattenelfen nicht von solch enormer Wichtigkeit war. Man wollte
einfach nur die bequemen Handelsrouten pflegen. Die Ellydre aber sah
mehr dahinter, ohne zu ahnen das sie Recht hatte, und Xii wäre am
liebsten sowieso anscheinend allein weiter gereist, nachdem Lilly
außer Lebensgefahr war, verfiel sie wieder in ihre notorisch
schlechte Laune.
Mutig
reichte Philipp dem Elfen zum Abschied die Hand, er bereute es
zugleich, ertrug es dennoch wie ein heranwachsender Mann. Der
Händedruck war so fest das er noch am nächsten Tag etwas davon
haben würde.
„Pass
gut auf deine Freundin auf Kleiner. Eine Frage hätte ich allerdings
noch.“
Mervan
beugte sich hinab und nahm den Zipper von Philipps Sweatjacke
zwischen zwei Finger und grinste ihn breit an. Der Blick seiner
goldgelben Augen jagte ihm noch immer einen kalten Schauer über den
Rücken.
„Du
kommst nicht wirklich aus diesem Buxtehude oder?“
„Nein.
Aber du... ich meine Ihr würdet mir niemals die Wahrheit glauben.“
Der
Elf schmunzelte amüsiert und ließ anschließend die herzliche
Verabschiedung von Lilly über sich ergehen. Ihre Begegnung war von
kurzer Dauer gewesen, in seinem Leben war er schon auf einige
Personen gestoßen die ihm lange im Gedächtnis blieben, aber er
würde diese kleine merkwürdige Gruppe niemals vergessen.
Er
blickte ihnen nach bis sie selbst für ihn im dunklen Dickicht der
Wälder nicht mehr zu sehen waren. Mervan schüttelte langsam den
Kopf und machte sich selbst auf den Weg.
Als
Lilly endlich aufgehört hatte sich ständig umzudrehen und energisch
zu Winken, blieb Xii stehen und blickte über ihre Schulter hinweg zu
Philipp.
„Ehe
ich es vergesse. Für einen Menschen hast du dich heute in dem Zelt
gar nicht so nutzlos angestellt.“
Alles
hätte Philipp erwartet, aber wahrlich kein Lob von ihr. Zumindest
hielt er es für eines.
„Danke
für deine äußerst herzlichen Worte. Mir geht das Herz auf.“
Eigentlich
war er ganz froh das Xii ihre folgenden Worte so leise murmelte das
er es nicht verstand. Plötzlich wurde ihr Körper in einen
bläulichen Dunst gehüllt und ihre Statur verformte sich. Nur einen
Augenblick später stand sie in der Gestalt eines viel zu großen
Fuchses vor ihnen und schüttelte ihr rostrotes Fell.
„Lilly,
du hast deine Kräfte wieder, und wir haben keine Zeit zu verlieren.
Ich werde an dem Ort wo die Faulvaruls dich angegriffen haben ihre
Spur aufnehmen und dort wieder zu euch stoßen wenn ihr dort
ankommt.“
Nachdem Lilly ihr zugenickt hatte, sprintete die Füchsin schnell wie der Wind davon und war im Nu verschwunden. Neben Philipp war ein lauter Seufzer zu hören.
Nachdem Lilly ihr zugenickt hatte, sprintete die Füchsin schnell wie der Wind davon und war im Nu verschwunden. Neben Philipp war ein lauter Seufzer zu hören.
„Xii
ist stinksauer auf mich. Sonst würde sie mich nicht mit dir allein
lassen. Kaum wenige Minuten weicht sie mir sonst von der Seite.“
„Vielleicht
liegt es daran das du es geschafft hast in nicht mal einem Tag deinen
Stab wiederzufinden und gleich wieder zu verlieren. Dazu hätte dich
anschließend irgendein magischer Halsring beinah erdrosselt.“
Sogleich
spürte er ihren grimmigen Blick auf sich ruhen. Unbeholfen kratzte
er sich am Kopf und sprach rasch weiter. „Im Übrigen wäre ich
auch ganz froh wenn du dich zur Abwechslung mal nicht gefangen nehmen
lassen würdest. Langsam wird es lästig. Außerdem bin ich nicht nur
des Rennens müde, und wo wir beim Thema sind, ich könnte ein wenig
Schlaf vertragen.“
Verwundert
sah er hinunter zu seiner Hand, denn Lillys Finger schlossen sich
sanft darum. Es gefiel ihm nicht wie sie ihn anlächelte, und das er
sich alles andere als unwohl dabei fühlte. Mit grimmiger
Entschlossenheit blickte er wieder nach vorn, doch ein Zerren an
seiner Hand brachte ihn abrupt zum stehen. Bevor er auf irgendwas
reagieren konnte, stellte sich Lilly auf die Zehenspitzen und küsste
seine Wange.
„Wa-
Was soll das denn?“
„Ein
Dankeschön das du dich in Gefahr gebracht hast um mich zu retten. Du
musst großes vollbracht haben wenn Xii dir gegenüber ein Lob
ausspricht. Das weiß ich wirklich zu schätzen.
Ich
verspreche dir auch das wir so schnell wie möglich einen Weg finden
werden dich nach Hause zu schicken, sobald wir Morendras
wiedergefunden haben.“
Das
er sie aus weit aufgerissenen Augen anstarrte brachte sie zum
Grübeln, nachdenklich legte sie einen Finger an ihre Lippen. Dann
fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
„Oh!
Das war nicht höflich genug, richtig?“ Eilig stellte sie sich
wieder auf die Zehenspitzen und spitzte die Lippen als sie seinen
näher kam. In letzter Sekunde erwachte Philipp aus seiner Starre und
bedeckte ihren Mund mit seiner Hand und drückte sie energisch fort.
„Hey! Hör auf damit. Was ist denn los mit dir?“
Verwundert
blinzelte sie ihn an und legte den Kopf leicht schief.
„Ich
wollte mich bedanken und meine Zuneigung dir gegenüber ausdrücken.
Das war doch richtig oder etwa nicht? Im Krankenhaus hast du dich
doch schließlich auf selbe Weise bei mir bedankt.“
Grob
zerrte er sie hinter sich her als er mit großen Schritten wieder los
marschierte, er senkte die kleine Laterne die er in der anderen Hand
hielt ein Stück damit sie nicht erkennen konnte wie rot sein Gesicht
wurde.
„Das
war ein Versehen! Aus dem Affekt heraus! Das hatte gar nichts zu
bedeuten. Vergiss das am besten wieder, und hör endlich auf so zu
kichern!“
„Aber
es ist witzig wie du versuchst wütend zu sein, es aber eigentlich
gar nicht bist. Das merke ich daran das deine Stimme etwas schwankt.“
Grob
blaffte Philipp sie noch eine Weile lang an während er sie hinter
sich her zog, sie dachte nicht einmal daran das Kichern einzustellen.
Mit ihrer Hand betastete sie ihren Hals, der ihr noch immer starke
Schmerzen bereitete, dennoch war sie einfach nur glücklich in diesem
Moment neben ihm her gehen zu können. Fast hätte sie diesen
Augenblick nicht mehr erleben können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen