Die Ellydre brachte
nur leise ein Flüstern zustande und zeigte mit zittriger Hand auf
den bewusstlosen Körper von Lauenstein.
„Er hat ein
Notizbuch in seiner Brusttasche. Und auf seinem Tisch sind auch
Notizen. Wir müssen alles mit uns nehmen was er über mich in
Erfahrung gebracht hat.“
Sie schaute sich in
dem vollkommen verwüsteten Zimmer um und fuhr sich durch ihr Haar,
wie war das alles nur geschehen? Wie war der Faulvarul hier in diese
Welt gelangt?
Philipp kam mit allem zurück was sie ihm aufgetragen hatte und stopfte alles in einen Beutel der neben den Trümmern des Tisches lag. Gerade als er ihr wieder aufhelfen wollte verdrehten sich Lillys Augen, plötzlich ging ein Ruck durch den Raum und alles was sie herbei gerufen hatte, war verschwunden. Die riesigen Stechmücken, die Ranken und auch die tote Bestie, sowie der unerträgliche Gestank in der Luft.
Philipp kam mit allem zurück was sie ihm aufgetragen hatte und stopfte alles in einen Beutel der neben den Trümmern des Tisches lag. Gerade als er ihr wieder aufhelfen wollte verdrehten sich Lillys Augen, plötzlich ging ein Ruck durch den Raum und alles was sie herbei gerufen hatte, war verschwunden. Die riesigen Stechmücken, die Ranken und auch die tote Bestie, sowie der unerträgliche Gestank in der Luft.
„Lilly!“ Er
rüttelte an ihr, doch sie reagierte nicht. Jetzt erst als er sie
berührte, merkte er wie trocken ihre Haut war, überall lösten sich
feine Schuppen von ihr.
Xii fauchte ihn
wütend an und sprang aufgeregt hin und her. „Sie braucht Wasser!
So schnell wie möglich! Sonst stirbt sie!“
Er schob eine Hand
unter ihren Kniekehlen durch, die andere schlang er um ihren Rücken,
hob sie empor und rannte im nächsten Augenblick schon los.
Zwei Stufen der
Kellertreppe nahm er auf einmal und wollte sich gerade auf die Suche
nach dem Badezimmer machen, als er in der Ferne das Martinshorn
vernahm. Natürlich, der Tumult und all die Schreie waren der
Nachbarschaft mit Sicherheit nicht verborgen geblieben, er bleckte
die Zähne und stürmte zu einer gläsernen Hintertür die er am
anderen Ende des Erdgeschosses erblickt hatte.
Zumindest einmal war
heute das Glück scheinbar wieder auf seiner Seite, die Tür war
nicht abgeschlossen, und führte in einen dunklen Garten. Ungesehen
quetschte er sich durch die dichte Hecke und rannte die wenigen Meter
zu seinem Auto. Lilly platzierte er vorsichtig auf der Rückbank und
startete den Motor.
So normal wie möglich
fuhr er um die Kreuzung und kam am Haupteingang des schicken
Einfamilienhauses vorbei. Etliche Nachbarn standen schon auf den
Bürgersteigen und diskutierten miteinander. Ein Polizeiwagen parkte
gerade am Straßenrand, er hörte wie einer von den beiden Polizisten
die Anwohner fragte, wer denn wegen der Ruhestörung angerufen hatte.
Ein Stein viel ihm
vom Herzen als er die Stadt endlich hinter sich lassen konnte, das
Gaspedal drückte er nun ganz durch und der Motor des alten
Kleinwagens rebellierte laut. Tief atmete er aus und drückte den
Hinterkopf in die Stütze seines Sitzes.
„Als ich die Sachen
zusammen gesucht habe, habe ich bei dem Kerl kurz geprüft ob er noch
Puls hatte. Auf jeden Fall hat er noch gelebt, dann haben wir
vielleicht nicht so viel Ärger am Hals. Auf der anderen Seite...“,
nervös kaute er auf seiner Unterlippe herum, „...wird er mich doch
meiner Schwester zuordnen können. Unsere Adresse hat er auf jeden
Fall. Ich weiß nicht was ich deshalb machen soll!“
Schweigen breitete sich in dem Innenraum des Autos aus, kurz warf er einen Blick über seine Schulter und sah wie Xii sich an die Wange von Lilly gekuschelt hatte und ihr vorsichtig über das Gesicht leckte.
Schweigen breitete sich in dem Innenraum des Autos aus, kurz warf er einen Blick über seine Schulter und sah wie Xii sich an die Wange von Lilly gekuschelt hatte und ihr vorsichtig über das Gesicht leckte.
Wieder biss er sich
auf die Unterlippe und sendete ein Stoßgebet nach dem anderen
hinauf. Ihm wurde bewusst dass das erst einmal seine kleinste Sorge
sein würde.
Nicht mal eine halbe
Stunde war vergangen, dann bog er bereits in die Einfahrt seines
Elternhauses ein, an diesem Tag hatte er genug von Autofahrten in der
sich jede Minute wie eine Stunde zog.
Die Haustür trat er
hinter sich so feste in das Schloss dass das ganze Haus erbebte, auf
dem schnellsten Weg rannte er hinauf in das Badezimmer und legte
Lilly in die Wanne.
Xii war erstaunlich
ruhig geworden und verfolgte ohne Einwände sein Handeln. Das
Rauschen des Wassers als er den Hahn aufdrehte war wie Musik in ihren
Ohren, sie hoffte inständig das es noch nicht zu spät war. Besorgt
wanderte ihr Blick zu dem Fenster, die Nacht war erst angebrochen und
die Sonne würde viel zu lange auf sich warten lassen.
Philipp setzte sich
auf den Rand der Wanne und schöpfte immer wieder Wasser über das
Gesicht von Lilly.
Behutsam strich er
über den kleinen Ast auf ihrem Kopf der deutlich kürzer war als der
andere. An der von Harz verklebten Schnittstelle hoben sich kleine
Splitter ab. Sein Herz schmerzte als er sich vorstellen musste was
dieser Kerl ihr angetan hatte. Ihm wurde schlecht vor Wut als er
daran dachte mit welcher Euphorie er gesprochen hatte, als er von
seinen Plänen erzählte. Das sie in die Hände eines solchen Teufels
gelangen konnte, hätte er sich nie ausmalen können. Er scholt sich
einen Narren so unaufmerksam gewesen zu sein, das er nicht gemerkt
hatte das jemand die Heilung von Lilly hätte sehen können. Viel zu
sehr hatte er sich an die Hoffnung geklammert seine Schwester retten
zu können.
Bis zum oberen Rand
war die Wanne voll gelaufen und er drehte den Hahn wieder zu. Eine
Hand hatte er die ganze Zeit in ihrem Nacken liegen um sie über
Wasser zu halten. Nichts tat sich.
Verzweifelt sah er
Xii an, die sich bereits auch auf den Rand gesetzt hatte und Lilly
stumm betrachtete.
„Gibt es nichts was
ich noch für sie tun kann?“
„Nein... nun hilft nur noch abwarten. Abwarten und hoffen.“
„Nein... nun hilft nur noch abwarten. Abwarten und hoffen.“
Minute um Minute
vergingen ohne das die Ellydre sich regte. Heiße und kalte Schauer
liefen über Philipps Rücken, zu allem Überfluss meldete sich auch
jetzt noch sein schlechtes Gewissen. Von Anfang an wollte er sie
einfach nur noch los werden, er wollte seinen langweiligen monotonen
Alltag wieder haben. Auch in den letzten Wochen hatte sie ihn von
früh bis spät genervt mit all ihren tausend Fragen, immerzu wollte
sie irgendwas unternehmen.
Aber ein Teil von ihm
hatte diese Abwechslung auch mit der Zeit gefallen, es hatte gut
getan mal wieder unter Menschen zu kommen, was anderes zu sehen. Ihre
heitere und unbeschwerte Art hatte alles so leicht gemacht.
Plötzlich bemerkte
er wie sich etwas unter ihren geschlossenen Lidern bewegte, gespannt
hielt er den Atem an bis sie endlich ihre grünen Augen wieder
aufschlug.
Benebelt blinzelte
Lilly einige Male und rollte mit dem Kopf zur Seite. Mit einem
Lächeln nahm sie die vertrauten Gesichter um sich herum wahr.
„Ihr könnt euch
gar nicht vorstellen was ich für einen schrecklichen Traum hatte.“
„Du bist wieder
wach!“
Im nächsten Moment schlangen sich zwei Arme um ihren Hals und Philipp drückte sie fest an sich. Erst jetzt wurde sie sich all dem Wasser um sich herum bewusst, und auch das der Traum sich mehr nach einer realen Erinnerung anfühlte.
Im nächsten Moment schlangen sich zwei Arme um ihren Hals und Philipp drückte sie fest an sich. Erst jetzt wurde sie sich all dem Wasser um sich herum bewusst, und auch das der Traum sich mehr nach einer realen Erinnerung anfühlte.
Ihre Stimme war so
rau das es mehr wie das Krächzen eines Raben klang.
„Über deine
Zuneigung freue ich mich sehr, aber ich habe einen unsagbaren
Durst...“
Sofort sprang Philipp
auf die Beine und eilte zur Tür hinaus, im Rennen rief er noch das
er ihr etwas zu trinken holen würde.
Etwas perplex
betrachtete sie die Badewanne voll mit Wasser, das war doch schon
mehr als sie trinken konnte. Gierig schöpfte sie ein paar Hände
voll und stürzte es hinunter. Kurz schloss sie ihre Augen und atmete
tief durch. Obwohl das Wasser lebensnotwendig war, schmerzte ihre
ganze Kehle so sehr das es kaum zum aushalten war wenn sie auch nur
einen Schluck nahm.
Etwas flauschiges
schmiegte sich vom Wannenrand an ihre Wange, lächelnd blickte sie
hinüber zu ihrer besten Freundin.
„Xii. Geht es dir
gut? Dieser Mann hat dir einen üblen Tritt verpasst, ich hatte
solche Angst um dich.“
„Ihr hattet in
eurer Situation auch noch Angst um mich? Ihr seid wirklich unmöglich.
Als ich euch
angekettet an diesen Stuhl sah, haben sich mir alle Haare
aufgestellt. Am liebsten hätte ich diesen Menschen in Stücke
gerissen.“ Betroffen senkte sich leicht ihr Kopf und sie schmiegte
sich wieder an Lillys Wange.
„Vergebt mir das
ich euch nicht befreien konnte, als eure Leibwache habe ich kläglich
versagt, obwohl ich einst einen Eid ablegte um Euch vor jedem Übel
zu bewahren.
Diese Welt hat mir diese jämmerliche Statur gegeben und mich all meiner Kräfte beraubt.“
Diese Welt hat mir diese jämmerliche Statur gegeben und mich all meiner Kräfte beraubt.“
Eine nasse Hand
streichelte ihr dankbar den Kopf und Lilly wollte gerade zu ein paar
Worten ansetzten als Xii einen kleinen Sprung zurück machte.
„Ihr hättet auf
mich hören sollen! Dieses Mädchen zu retten war eine Torheit, Ihr
habt dadurch viel Zeit eures eigenen Lebens aufgebraucht, schlimmer
noch, Ihr hättet es beinahe diese Nacht verloren.
Ihr solltet langsam
genug Eindrücke dieser Welt gesammelt haben und Euch wieder auf die
Suche nach Morendras Stab konzentrieren.“
„Xii... sei doch
nicht immer so verärgert. Es ist meine Entscheidung wen ich heile,
und wen nicht. Außerdem glaube ich noch immer das der Stab nicht
gefunden werden will, und er es ist der zu mir kommt.“
Der kleine Fuchs plusterte sein Fell auf und fauchte leise.
Der kleine Fuchs plusterte sein Fell auf und fauchte leise.
„Das kann nicht
Euer Ernst sein! Diese Menschen sind schlecht, Ihr habt es am eigenen
Leib erfahren! Er hätte Euch getötet aus lauter Gier! Das könnt
Ihr nicht einfach so abtun! Wo ist Euer Pflichtgefühl, Eure
Verantwortung eines ganzen Volkes gegenüber? Ihr flüchtet Euch in
Träumereien statt den Stab zu suchen, so langsam glaube ich Ihr
wollt gar nicht mehr zurück, sondern amüsiert euch viel lieber mit
diesem dreckigen Menschenabschaum.“
Mit einem Satz sprang
sie über das Wasser hinfort und landete anmutig auf den Badezimmer
Fliesen, wütend starrte sie hinauf zu Lilly die lieber müde den
Kopf in den Nacken legte statt eine Antwort zu geben. Das Schweigen
machte Xii noch zorniger und sie nutzte die Gelegenheit um weiter zu
wettern.
„Na, wenn es Euch
hier so gut gefällt dann bleibt! Bleibt in einer Welt die um euch
herum stirbt und zugrunde gerichtet wird, das war nämlich das, was
ich gesehen habe. Dieser Planet wird bis zum letzten Gut ausgeraubt,
bis diese Menschen erkennen das sie all ihr Geld nicht essen können.
Doch dann wird es zu spät sein!
Ich für meinen Teil
werde den Stab Morendras suchen und dann dorthin zurück kehren wo
ich hin gehöre.“
Kaum hatte der letzte Ton ihre Lippen verlassen, sprintete Xii los und warf keinen Blick mehr zurück. Da die Haustür nicht abgeschlossen war, war es für sie ein leichtes die Klinke mit einem Sprung zu erreichen und hinunter zu drücken. Ihre Kleine Gestalt verschwand in der Dunkelheit der Nacht.
Kaum hatte der letzte Ton ihre Lippen verlassen, sprintete Xii los und warf keinen Blick mehr zurück. Da die Haustür nicht abgeschlossen war, war es für sie ein leichtes die Klinke mit einem Sprung zu erreichen und hinunter zu drücken. Ihre Kleine Gestalt verschwand in der Dunkelheit der Nacht.
Philipp, der sich
oben im Flur an eine Wand gelehnt hatte, war stumm dem Streit
gefolgt. Lauschen war normal nicht seine Art, aber er wollte die
beiden auch nicht stören. Langsam ging er wieder hinunter um die Tür
zu schließen, zurück im Bad fand er Lilly noch immer völlig
schweigsam vor. Sie hatte den Kopf an den Badewannen Rand gelehnt und
starrte an die Decke, man sah ihr die Erschöpfung der Nacht deutlich
an.
Als er ihr die
Wasserflasche hin hielt schenkte sie ihm ein dankbares Lächeln und
seufzte bei seinem betroffenen Gesichtsausdruck.
„Xii ist nicht
immer so. In ihrer Brust schlägt ein gutes Herz, und ich muss ihr
Recht geben. In der letzten Zeit habe ich immer weniger an die Suche
nach dem Stab Morendras gedacht. Eure Welt kennen zu lernen war so
aufregend, das ich alles was wichtig war vergessen habe. Oder seien
wir ehrlich, ich habe es verdrängt.“
Philipp kniete sich
neben der Wanne nieder und legte seine Arme in einer ineinander
verschränkten Position auf dem Rand ab. Nach einer Weile der Stille
schüttelte er den Kopf.
„Ich weiß dass ihr
viel an dir liegt, sie hatte sich auf der Suche nach dir große
Sorgen macht. Sie erzählte mir das du für die Heilung meiner
Schwester einen Teil deiner eigenen Lebensenergie hergegeben hast.
Warum hast du mir das
nicht selbst vorher gesagt?“
„Hätte ich es dir
gesagt, hättest du dich dann anders entschieden?“
Ihre Gegenfrage, und der gelassene Blick mit dem sie ihn betrachtete, warf ihn völlig aus der Bahn. Fast schon beschämt senkte er den Blick, eine Antwort wollte er ihr darauf nicht geben, denn wenn er ehrlich war, wäre diese ein Nein gewesen.
Ihre Gegenfrage, und der gelassene Blick mit dem sie ihn betrachtete, warf ihn völlig aus der Bahn. Fast schon beschämt senkte er den Blick, eine Antwort wollte er ihr darauf nicht geben, denn wenn er ehrlich war, wäre diese ein Nein gewesen.
„Siehst du, es
hätte deine Entscheidung nicht geändert, aber du hättest sie mit
einem schlechten Gewissen fällen müssen, und dir unnötig Gedanken
darüber gemacht. Das wollte ich eigentlich vermeiden.
Wen ich heile, und
wofür ich meine Lebensenergie hergebe ist allein meine
Entscheidung.“
Unbeholfen schob er
seine Hände in die Taschen seiner Sweatjacke, wieder verging eine
ganze Weile in der sie einfach nur still dasaßen. Philipp erhob sich
langsam, und kratzte sich flüchtig an der Brust während er zu dem
kleinen Fenster blickte, er war einfach niemand der sich gern mit
langen Reden aufhielt, und schon gar nicht wenn sie so emotional
waren wie diese.
„Besser ich gehe
Xii mal suchen...“
Bevor er sich weg drehen konnte umfasste Lilly sein Handgelenk, Wasser platschte auf die weißen Fliesen, in ihren Augen lag etwas flehendes.
Bevor er sich weg drehen konnte umfasste Lilly sein Handgelenk, Wasser platschte auf die weißen Fliesen, in ihren Augen lag etwas flehendes.
„Bitte bleib. Sie
wird schon zurück kommen wenn sich ihr Gemüt abgekühlt hat.“,
müde senkten sich ihre Lider und ein tiefer Atemzug erschütterte
ihren Körper, „Heute möchte ich nicht mehr allein sein.“
Ohne ein weiteres
Wort nickte er ihr zu und setzte sich wieder auf den Rand der Wanne,
als er sicher war das sie einen tiefen Schlaf gefunden hatte, zog er
sich den Sitzsack aus seinem Zimmer heran und ließ sich hinein
fallen.
Für seinen Geschmack
war das eindeutig wieder einer dieser Tage an denen viel zu viel
geschehen war, und den man einfach nur vergessen wollte. Dennoch
dauerte es eine ganze Weile bis auch seine Gedanken sich beruhigt
hatten, und er nicht mehr alle paar Minuten nachsah ob Lillys Kopf
noch oberhalb des Wassers war.
Sein Schlaf sollte
alles andere als erholsam sein, Bilder von seiner mit Bandagen
bedeckten Schwester, und Reißzähnen von denen giftiger Speichel
troff, verfolgten ihn die nächsten Stunden.
Ganz langsam dämmerte Philipp dem
Wachsein wieder entgegen, einige Zeit war vergangen, das Licht des
Morgens erhellte den Raum bereits vollkommen, dennoch kam es ihm vor
als wären nur Minuten vergangen.
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