Mit beiden Händen bedeckte er
sein Gesicht. Nein, neue Klamotten würde er ihr sicherlich nicht
kaufen, im Traum dachte er nicht mal daran! Soll sie doch rumlaufen
wie sie will, sollen die Leute doch denken was sie wollen.
Träge sackte er auf einer Bank
direkt am Ufer zusammen und spürte nicht einmal Erleichterung als er
den Türkisfarbenen Schopf wieder auftauchen sah. Lilly winkte
freudestrahlend und meinte er soll ihr doch Gesellschaft leisten.
Trotz des verlockenden Angebotes lehnte er dankend ab.
Nach der kurzen Erfrischung
stapfte sie wieder aus dem Wasser heraus, ihre Kleidung hing schwer
an ihr herab.
„Eure Kleidung ist wirklich sehr
unpraktisch. Sie lässt kaum Licht durch und zum schwimmen eignet sie
sich ebenfalls nicht.“ Nass wie sie war ließ sie sich neben ihm
auf der Bank nieder, doch er würdigte sie keinen Blickes und starrte
hochkonzentriert in eine andere Richtung.
„Bist du nicht auch mit Kleidung
her gekommen? Viel war es nicht, aber es war auch Stoff oder?“
Vorsichtig drehte er seinen Kopf in ihre Richtung, entschied sich
dann aber doch lieber wieder den Blick ins Grüne schweifen zu
lassen.
In dem Ton ihrer Antwort konnte er
unmissverständlich eine Art von Kränkung hören.
„Das hat meine Mutter für mich
hergestellt! Weil ich noch sehr jung bin und meinen Körper noch
nicht so beherrsche wie es andere können!“
Xii, die am Ufer saß und grimmig
ihr Spiegelbild in der Wasseroberfläche betrachtet hatte wandte ihr
den Kopf zu und sah sie skeptisch an. Lilly drohte ihr mit dem
Zeigefinger sich nicht diesen Momentes dazu zu entscheiden ihre
Sprache in Gegenwart des Menschen wieder zu finden, und zu offenbaren
das sie sich einfach zu blöd anstellte und keine Lust zu üben
hatte.
Nun hatte sie doch seine
Aufmerksamkeit, und er musste alle seine Konzentrationsfähigkeiten
darauf verwenden nur ihr Gesicht zu fixieren. Nicht etwa den
wohlgeformten Körper, der durch die nasse Kleidung die an ihr
klebte, viel zu sehr betont wurde. Ganz langsam nahm er seine Brille
ab und hing einen Bügel in den Kragen seines T-Shirts. Diesen Kampf
konnte ein junger Mann einfach nicht gewinnen, gestand er sich ein.
„Wie meinst du das: Du kannst
deinen Körper noch nicht beherrschen?“
„Wir Ellydren benötigen
eigentlich keine Kleidung wie ich sie getragen hatte. Da unser Körper
und unser Geist mit der Natur verbunden sind, können wir die
Eigenschaften unseres Endosymbionten mit dem wir auf die Welt kommen,
nutzen um unseren Körper zu formen.“
Lilly deutete auf ihre Haarknoten
unter denen die Wucherungen ihrer Äste verborgen lagen, anschließend
tippte sie auf den gelben, ovalen Stein der etwas unterhalb ihres
Schlüsselbeines in die Haut eingewachsen war.
„Das ist was wir „Seele“
nennen. Mit ihr können wir die Gabe unseres Symbionten steuern.
Meiner ist eine Sturmeiche, doch in eurer Welt kann ich seine Kraft
kaum spüren und sie nicht verwenden.
Ellydren die ihre Seele
beherrschen, können sich alle möglichen Eigenschaften ihres Inneren
bemächtigen und ihren Körper mit Ästen, Blätter, Blüten, oder
was auch immer ihnen gegeben wurde, schmücken.“
Sie stockte als Philipp die Hand
hob und sie ungläubig anblinzelte.
„Endo...symbionten?“
Lilly zuckte nur fragend mit den
Schultern. „Diese Bezeichnung habe ich in deinem Wortschatz
entnommen als ich deinen Verstand berührte um eure Sprache zu
lernen.“
Für diese Enthüllung stand er
wieder in Versuchung ihren Hals herum zu drehen, und hoffte einfach
das sie seinem Verstand nur die Sprache entnommen hatte.
„Ihr geht also mit einer Pflanze
eine Symbiose ein? Verstehe ich das richtig?“, als sie nickte
sprach er zögerlich weiter. „Könnt ihr euch diese Pflanze
aussuchen oder muss sie euch erwählen? Wie soll das funktionieren?“
Lilly überlegte kurz und
schüttelte den Kopf. „Nein, wir werden mit ihr geboren, ich weiß
nicht ob sie uns erwählt. Wir können sie auf jeden Fall nicht
aussuchen, oder sie im Laufe unseres Lebens ändern.“
„Aber wenn du dann sozusagen der Wirt bist, was bist du dann? Der Optik nach ein Mensch oder nicht?“
Seiner Frage folgte langes, schweres Schweigen, ihr Blick wich in die Ferne ab und sie wirkte unnatürlich ernst. Als er schon dachte keine Antwort mehr zu bekommen nahm sie das Wort wieder auf. „Diese Frage kann ich dir nicht ehrlich beantworteten denn ich weiß es selbst nicht. Es gibt eine Legende die erzählt wie wir Ellydren entstanden sind, doch sie wurde einst verboten, weil viele meines Volkes nicht hören möchten das in uns das gleiche Blut wie das des Menschen fließen könnte.“
„Aber wenn du dann sozusagen der Wirt bist, was bist du dann? Der Optik nach ein Mensch oder nicht?“
Seiner Frage folgte langes, schweres Schweigen, ihr Blick wich in die Ferne ab und sie wirkte unnatürlich ernst. Als er schon dachte keine Antwort mehr zu bekommen nahm sie das Wort wieder auf. „Diese Frage kann ich dir nicht ehrlich beantworteten denn ich weiß es selbst nicht. Es gibt eine Legende die erzählt wie wir Ellydren entstanden sind, doch sie wurde einst verboten, weil viele meines Volkes nicht hören möchten das in uns das gleiche Blut wie das des Menschen fließen könnte.“
Philipp brauchte sie nicht bitten
diese Legende zu erzählen, sie konnte seinen neugierigen Blick auf
ihrer Haut spüren. Ohne den Blick von der Ferne abschweifen zu
lassen berichtete was sie einst gehört hatte.
„Artham, war ein Mensch, geboren
vor vielen hundert Jahren. Sein Herz gehörte der Natur, er studierte
sie und lernte von ihr auf eine ganz andere Art und Weise wie es
sonst die Menschen taten um ihren Wissensdurst zu stillen. Er besaß
die Gabe der Geduld und lauschte dem was der Wind ihm zuflüsterte,
was die Pflanzen ihm erzählten wenn er nur gut genug zuhörte. Er
nahm sich nie auch nur eine Frucht der Bäume und Sträucher ohne um
Erlaubnis zu fragen, seine Ehrfurcht galt jeder Pflanze, jedem Tier,
war es auch noch so klein.
Artham war der erste der Druiden,
und lehrte viele seinem Pfad zu folgen.
Dennoch zog er die Einsamkeit der
Wälder vor, und suchte immer mehr die Stille, bis er schließlich
keine Lehrlinge mehr aufnahm und verschwand. Man sagte er folgte
einem Flüstern, das immer lauter zu ihm sprach.
Es dauerte viele Jahre lang bis
seine Suche ein Ende fand. Er gelangte an einen Ort wohin noch nie
ein Mensch gegangen war. Dort im Herzen der Wälder fand er den
Ursprung der Stimme die ihn angetrieben hatte. Tief bis in die Erde
reichten die Wurzeln des ersten Baumes der je existiert hatte.
Morendras.
Sie hatte zu ihm gesprochen, weil
sie sah wie sehr er die Natur liebte und achtete. Morendras wollte
ihm ein Geschenk machen und bot ihm an von ihrer Frucht zu kosten die
ihm ewiges Leben schenken sollte. Doch Artham lehnte ab.
Er sagte ihr dass der Tod ein Teil
des Lebens sei, oft wurde neues Leben erst durch den Niedergang eines
anderen geboren. Obwohl sie beide so unterschiedlich waren wie das
Leben selbst, verband sie eine tiefe Liebe. Artham wich nicht mehr
von ihrer Seite, mehr und mehr wurde er ein Teil Morendras, bis beide
für alle Zeit miteinander verbunden waren.
Im folgenden Frühjahr wuchsen
neue Knospen an Morendras Ästen, sie trugen neues Leben in sich. Aus
ihnen entstanden wir, die Ellydren.“
Lilly riss ihren Blick los und blickte in das staunende Gesicht neben sich.
Lilly riss ihren Blick los und blickte in das staunende Gesicht neben sich.
„So lautet die Legende, ob sie
nun wahr ist, oder nicht, darüber streiten wir noch heute. Niemand
weiß es ganz genau.
Ich jedenfalls glaube das an jeder
Legende etwas wahres dran sein muss. Wie du bereits erkannt hast, ist
unsere Ähnlichkeit mit den Menschen nicht abzustreiten.“
Philipp runzelte die Stirn,
etliche Videospiele hatte er in seinem Leben schon gespielt, immer
wieder tauchten verschiedene Legen, Mythen und Sagen auf. All das
hier wirkte so real wie auch surreal zugleich. „Morendras, so heißt
doch auch der Stab den du finden sollst oder?“
Lilly presste ihre Lippen fest
aufeinander und nickte. Fast schon verlegen kratzte sie sich an der
Wange und druckste herum.
„Dieser Stab ist aus ihrem Holz
gefertigt. Morendras selbst ist vergangen. Doch in diesem Relikt ruht
ihre Kraft inne, daher ist sie für unser Volk von großem Wert.“
„Und du... hast dieses Relikt
verloren.“
Deutlich war zu spüren wie sehr
seine Worte sie getroffen hatten. Bevor er sich auch nur mit einer
Silbe bei ihr entschuldigen konnte, war unter ihm ein Knurren zu
vernehmen und Xii hatte sich in seinem Hosenbein verbissen. Ihren
kleinen Kopf riss sie hin und her um dem robusten Stoff den Gar
auszumachen und an sein Fleisch heran zu kommen.
„Xii! Lass gut sein, er hat ja
Recht.“ Traurig ließ Lilly den Kopf sinken und seufzte leise, ihre
Leibwache hatte derweil ein Stück Stoff herausgerissen und gab sich
fürs Erste zufrieden. Teils zum Bedauern, teils zur Erleichterung
des Besitzers der Hose.
Nachdenklich kratzte er sich an
der Schläfe und versuchte die Flut an Fragen in seinem Kopf zu
ordnen.
„Diese Welt aus der du kommst,
wie heißt sie, und... ist sie weit weg von hier? Weißt du
das?“
„Der Name unserer Welt lautet Dravasuum. Aber ob sie weit weg liegt...“ Sie richtete den Blick nach oben und betrachtete den blauen Frühlingshimmel. „...ich weiß es nicht. Euer Mond gleicht keinem der unseren Drei. Auch die Tage hier kommen mir kürzer vor.“
„Der Name unserer Welt lautet Dravasuum. Aber ob sie weit weg liegt...“ Sie richtete den Blick nach oben und betrachtete den blauen Frühlingshimmel. „...ich weiß es nicht. Euer Mond gleicht keinem der unseren Drei. Auch die Tage hier kommen mir kürzer vor.“
Langsam sank ihr Kopf nieder bis
ihr Kinn fast ihre Brust berührte, doch bevor das Heimweh zu ihr
zurück kehren konnte drang seine Stimme wieder zu ihr durch.
„Dravasuum? Habe ich noch nie
gehört. Gibt es dort nur euch und die Menschen?“
Ihr Blick formulierte die
unausgesprochene Frage ob er denn noch alle Tassen im Schrank hatte
allein schon solch einen absurden Gedanken zu haben. „Nein! Es gibt
so viel mehr Völker! Die Aktar, Schattenelfen, Lichtelfen,
(Unterwelt), (Naturgeister), Drachen... um nur einen Bruchteil zu
nennen. Die Menschen sind auf allen Kontinenten zu Hause und sind
vielleicht das am meisten verbreitete Volk. Wie ist das denn auf
diesem Planeten?“
Drachen... Elfen... Drei Monde... eine Welt mit dem Namen Dravasuum, und weiß der Henker noch alles, das klang immer mehr wie in einem völlig abgedrehten Film. Das konnte doch nicht real sein, aber dieses Mädchen neben ihm war sehr deutlich real. Mit beiden Händen massierte er seine Stirn und atmete die frische Luft tief ein.
Drachen... Elfen... Drei Monde... eine Welt mit dem Namen Dravasuum, und weiß der Henker noch alles, das klang immer mehr wie in einem völlig abgedrehten Film. Das konnte doch nicht real sein, aber dieses Mädchen neben ihm war sehr deutlich real. Mit beiden Händen massierte er seine Stirn und atmete die frische Luft tief ein.
Jemand zupfte ihn an seinem Ärmel
und blickte ihn mit großen, erwartungsvollen Augen an. „Was? Ah,
nein. Ich meine in dem Sinne gibt es nur uns Menschen, Tiere und
Pflanzen. Elfen und Drachen kennen wir auch, aber nur aus Fantasie
Geschichten, sie waren nie real.“
„Wer sagt das?“ Philipp hob
ruckartig seinen Kopf und starrte Lilly völlig perplex an.
„Wie meinst du das wer sagt
das?“ Sie zuckte belanglos mit den Schultern und machte eine
ausdehnende Handbewegung. „Wer behauptet denn in eurer Welt gibt es
nur euch? Was wenn ihr nicht richtig gesucht habt?“ Mit Gram in der
Stimme erklärte er ihr das es völlig unmöglich sei, es gab kaum
noch Plätze auf dieser Welt die unerforscht waren. Die Wissenschaft
war so weit entwickelt, die Möglichkeiten gleich Null ein vollkommen
anderes Volk könnte sich irgendwo auf dieser Welt verstecken.
Sicher, man fand heute noch neue Tierarten, neue Pflanzen und
Organismen, aber doch keine Fantasie Wesen wie Zwerge und Orks.
Noch einmal zuckte Lilly mit den
Schultern und erhob sich schwungvoll von der Bank, das sanfte Lächeln
auf ihren Zügen wirkte fast schon geheimnisvoll.
„Dann wollen sie vielleicht
nicht gefunden werden. Wir Ellydren haben seit mehr als hundert
Jahren keinen Kontakt zu anderen Wesen gehabt. Für jene mit einer
kurzen Lebensdauer ist mehr als eine Generation vergangen, und wir
sind für sie nicht mehr als ein Mythos den es nie gegeben hat.
Außerdem, denk einmal darüber
nach. Auch ihr kennt Drachen und Elfen. Das kann doch kein Zufall
sein! Vielleicht sind unsere Welten irgendwo miteinander verbunden,
wie sonst konnte ich hier her gelangen?“
Euphorisch ballte sie die Hände
zu Fäusten und wirbelte zu Philipp herum, ein Feuer der Leidenschaft
brannte in ihren Augen das man fast knistern hören konnte.
„Zeig mir eure Welt! Ich will
alles kennen lernen! Alles Wissen! Vielleicht will Morendras nicht
gefunden werden weil sich mein Wunsch noch nicht erfüllt hatte! Ich
wollte die Menschen kennen lernen, und bisher kenne ich ja nur dich.“
Nun war der Funke ihrer Euphorie
auch auf ihn übergesprungen und er erhob sich schwungvoll von der
Bank. Allerdings waren seine Wangen nicht Rot vor Erregung, sondern
viel mehr blasser geworden. „Mooooooment mal! Ich bin doch kein
Hotel, das geht nicht. Ich muss in die Uni, arbeiten und das machen
was ich nun mal mache. Um dich in der Weltgeschichte herum zu führen
habe ich gar keine Zeit, und ganz besonders auch keine Lust!“
Kaum hatte er das letzte Wort
gesprochen, war er gefangen in einem festen Klammergriff und riesige,
grüne Augen blickten voller Sehnsucht zu ihm auf. „Jetzt sei nicht
wieder so ein Griesgram! Wir werden sicher viel Spaß haben, und
vielleicht hebt das ja auch deine Laune wieder. Ich werde mich auch
bemühen dir keinen Ärger mehr zu machen.“ Sie legte ihren Kopf
auf seine Brust und schmiegte sich an ihn, er musste ihr einfach
alles zeigen, und dann mit in ihre Welt kommen. Seine magischen
Fähigkeiten würden ihr sicher helfen, das Exil ihres Volkes zu
beenden. „Bitte Philipp.“
Doch seine Reaktion war alles
andere als jene, die sie sich erhofft hatte. Grob packte er sie an
den Schultern und drückte sie fort von sich, sein Blick war so
zornig wie sie ihn zuvor noch nie gesehen hatte.
„Hör auf damit. So war das
nicht abgemacht, ich sollte dir helfen deinen dämlichen Stab zu
finden, und nicht deinen Babysitter zu spielen. Außerdem habe ich
dir gesagt du sollst mich nicht ständig anfassen!“ Ohne ein Wort
von ihr abzuwarten drehte er ihr den Rücken zu und stapfte den
schmalen Weg zurück den sie zuvor gekommen waren. Vorhin noch hatten
in seinem Kopf tausende von Fragen gekreist die er ihr über diese
mysteriöse Welt hatte stellen wollen, doch nun waren es nur zwei
Worte die alles andere in den Hintergrund stellten. Bitte Philipp.
Das letzte Mal als er diese Worte in einem lieblichen Sopran
vernommen hatte, wollte er jemanden überraschen. Sogar ein Geschenk
hatte er ihr mitgebracht, ein Strauß rosafarbener Gerbera die sie so
liebte.
Doch leider missglückte seine
Überraschung und er tauchte etwas ungelegen in ihrer Wohnung auf,
sie hatte bereits Besuch.
Die Blätter über ihr raschelten
leise im sachten Wind, kleine Grashalme kitzelten ihre Knöchel und
hinter ihr schnatterten zwei Enten die sich gemütlich auf der
Wasseroberfläche des kleinen Sees niedergelassen hatten. All das
nahm sie nicht wahr, ihr Blick folgte der kleiner werdenden Gestalt
im Grün des idyllischen Wäldchens.
Nachdenklich kaute sie auf ihrer
Unterlippe herum, warum er plötzlich so empfindlich reagiert hatte
war ihr ein Rätsel. War sie ihm doch zu sehr mit ihren Bitten auf
die Nerven gegangen? Aber er musste doch auch sehen das alles was in
den letzten Tagen geschehen war, zusammen hängen konnte. Gerade als
Lilly ihre Starre lösen wollte um ihm zu folgen sprang ihr Xii vor
die Füße und mahnte sie in strengem Ton. „Ihr hättet ihm die
Legende von Artham und Morendras nicht erzählen dürfen! Selbst
unter eurem Volk ist sie streng verboten und ein Geheimnis das kaum
einer kennt. Ihr seid zu nachlässig, auch wenn er Euch wohlgesonnen
erscheint, Ihr wisst nicht was er im Schilde führen könnte.“
Das letzte Wort war noch nicht
völlig verklungen als alle viel Pfoten des kleinen Fuchses in der
Luft baumelten und sie lautstark gegen diesen Umgang mit ihr
Protestierte. „So oft sage ich dir das du dich nicht über derlei
Kleinigkeiten aufregen sollst. Wem soll er es denn erzählen? Meiner
Mutter vielleicht?“ Lilly seufzte schwer und packte sich Xii unter
den Arm, ihr gefiel die neue Gestalt ihrer Leibwache immer besser.
Noch immer wurde sie von ihr bevormundet und bekam ständig
Ratschläge, aber ihre kleine, niedliche Gestalt konnte ihr physisch
nicht viel anhaben. Insgeheim wünschte sie sich sogar Xii würde
auch nach ihrer Rückkehr nach Dravasuum diese Gestalt beibehalten.
Im Laufschritt holte sie Philipp
gerade noch ein bevor er das Auto erreichen konnte, sie war sich
nicht sicher ob er sie allein hier zurück gelassen hätte, aber in
diesem Punkt wollte sie dieses mal kein unnötiges Risiko eingehen.
„Philipp, wenn ich etwas
aufdringlich war, tut es mir leid. Ich wollte nur...“ Mit einer
Handbewegung brachte er sie zum schweigen und schüttelte mit
finsterer Miene den Kopf während er ihr die Beifahrertür öffnete.
„Lass einfach gut sein, in den letzten Tagen hatte ich aus
irgendwelchen dubiosen Gründen wenig Zeit zum schlafen und mich zu
erholen. Meine Nerven liegen blank. Steig ein, wir fahren wieder nach
Hause, schließlich muss ich noch für die Uni lernen.“
Wortlos stieg sie ein und traute
sich auch während der ganzen Fahrt keinen Ton mehr von sich zu
geben, sie spürte das irgendwas ihn aufgewühlt hatte, doch konnte
sie ihn im Moment schlecht danach befragen ohne das er sie bei voller
Fahrt aus dieser müffelnden Maschine warf.
Als die drei wieder zu Hause
ankamen, und erfolgreich seinen neugierigen Eltern entgangen waren,
drückte er ihr wieder dieses Ding mit der Bezeichnung
„Fernbedienung“ in die Hand.
„Benutze das wenn du was von der
Welt sehen willst, irgendwo läuft bestimmt eine Dokumentration. Dir
wird alles erklärt und ich kann in Ruhe lernen.“ Der
Schreibtischstuhl aus schwarzem Lederimitat knarzte leise als er sich
auf ihm nieder ließ. Mit einer Handbewegung schob er sämtlichen
Unrat beiseite der sich auf der Arbeitsplatte angesammelt hatte.
Leere Getränkeflaschen, Bücher, Stifte, zerknüllte Papiere und
noch etliche weitere Dinge. Irgendwas fiel polternd zu Boden doch er
scherte sich nicht darum und schlug ein dickes Buch über Informatik
auf. Noch bevor er sich seinen Notizblock bereit legte, stülpte er
zwei große Hörmuscheln über seine Ohren. Leise konnte sie den
Klang der Musik wahrnehmen der von den Kopfhörern ausging.
Im Schneidersitz ließ sie sich
auf dem Boden nieder. Auch hier lagen Kleidungsstücke,
Getränkeflaschen und allerlei Krimskrams verstreut. Nach nur wenigen
Versuchen hatte sie nun sogar geschafft dieses schwarze Fenster in
Gang zu bringen und betrachtete eine Frau die ihr Ratschläge gab wie
sie ihre Figur für den nahenden Sommer in Form bringen konnte.
Flüchtig warf sie einen Blick über die Schulter und musste zu ihrer
Enttäuschung feststellen das Philipp sie nicht mehr beachtete und
sich irgendwelche Notizen zu machen schien.
Der Fernseher zog ihre
Aufmerksamkeit wieder auf sich als eine dunkle Männerstimme die
wichtigsten Ereignisse des Tages noch einmal zusammen fasste.
Wie paralysiert starrte sie auf
vorbeihuschende Bilder die Krieg, Tod, Leid und Zerstörung zeigten.
Menschen die Menschen aus Gier und Macht töteten, wie die perfekte
Gurkenform auszusehen hatte und wieso man die missratenen
selbstverständlich beseitigen musste. Im Anschluss ein paar wenige
Bilder von hungernden Kindern und was die Mode der kommenden Saison
zu bieten hatte. Alles scheinbar belanglos aneinander gereiht, im
stetig gleichbleibenden Ton eines unsichtbaren Mannes vorgetragen.
Ihr glitt die Fernbedienung aus der Hand und mit einem Ruck drehte
sie sich zu Philipp herum. „Was hat das alles zu bedeuten? Ist
das... wirklich passiert? Das können die Menschen doch nicht
zulassen!“
Doch der junge Student hörte sie
kaum durch seine Kopfhörer hindurch, winkte desinteressiert ab und
murmelte er habe jetzt keine Zeit.
Eine andere Stimme erschallte
hinter ihr, und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf eine beginnende
Dokumentration mit dem Titel „Der Mensch und sein Konsum“. Lilly
rührte sich in der nächsten Stunde keinen Millimeter von ihrem
Platz, viel zu sehr bannten sie die Bilder und die Eindrücke die ihr
vermittelt wurden. Fassungslosigkeit breitete sich in ihr aus und
ihre Hände begannen zu zittern als sie mitansehen musste wie Stück
für Stück Regenwald weichen musste um Ackerland zu schaffen.
Schließlich mussten alle Tiere die für den Verzehr gezüchtet
wurden ja auch mal irgendwann etwas zum essen haben. Ihr Herzschlag
beschleunigte sich mit jeder Minute die sie diese Sendung verfolgte,
Tränen brannten in ihren Augen als das letzte Thema langsam ausklang
und ihr gezeigt wurde wohin das Wasser der Großindustrien
verschwand.
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