Fachidiot 2. Kapitel Teil 2

Erinnerst du dich noch an Punkt Drei? Runter da! Vergiss es, ich bin schon so barmherzig und helfe dir bei deiner Suche, aber mein Bett ist mir Heilig!“
Die Kissen und die Decke drapierte er vor seiner eigenen Matratze zu einem mehr oder weniger gemütlichen Schlafplatz und deutete mit dem Finger darauf. „Hier wirst du schlafen!“
Sichtlich enttäuschte musterte Lilly das kleine Lager das für sie errichtet wurde und krabbelte von seinem Bett herunter. Zu ihrer vollen Größe konnten die beiden sich nicht aufrichten, dafür war es unter der Dachschräge zu niedrig und sie mussten die Köpfe schief legen.
Gut, mache ich.“
Als er auch wirklich sicher war das sie sich auf IHREM Platz niedergelassen hatte stieg er die Treppe wieder hinunter.
Ich brauche jetzt dringlichst eine Dusche und dann werde ich schlafen. Leg du dich am besten schon einmal hin und versuch die Augen zu schließen...“
Lilly sah dem Griesgram nach und seufzte leise als er die Tür geschlossen hatte. Als Xii von ihrer Schulter gesprungen war und kurz an der Decke schnüffelte, flüsterte die Ellydre leise mit einem Schmunzeln auf den Zügen.
Ich hätte nie gedacht im Leben noch auf ein schlecht gelaunteres Wesen als auf dich zu treffen Xii.“
Der kleine Fuchs drehte sich mit einem Ruck zu ihr um, und sprach zum ersten mal wieder seit sie dem Menschen begegnet waren.
Findest du diese Situation hier etwa noch amüsant? Morgen müssen wir alles dran setzen um Morendras zu finden. Keinen Tag länger will ich in dieser Welt und vor allem in dieser Gestalt hier bleiben! Außerdem stinkt es überall entsetzlich!“
Bevor sie ihrem Unmut noch stärker Luft machen konnte tätschelte Lilly mit ihrem Fuß den kleinen Rotschopf und grinste.
Sei nicht immer so empfindlich! Meckern macht die Situation auch nicht besser. Genieße doch einfach unseren kleinen Ausflug! Wir lernen Neues kennen! Endlich mal ein Abenteuer. Und was Morendras betrifft, den werden wir morgen schon finden. Der Wald ist nicht sehr groß, und er muss ja irgendwo in der Nähe von der Stelle sein wo wir... nun ja... gelandet sind.“

Der Mond schien hell am Firmament und strahlte auf die kleine Galerie hinab.
Es war nicht das Mondlicht das sie um die Ruhe beraubte, es war viel mehr das was sie schon den ganzen Tag in ihrem Inneren versperrt gehalten hatte. Alles um sie herum schlief. Xii zusammen gerollt in ihrer Achselhöhle, und einen halben Meter über ihr Philipp in diesem bequemen Bett.
Vorsichtig damit der kleine Fellball nicht wach wurde stützte sie sich auf ihren Unterarmen ab und erhob sich Stück für Stück ganz vorsichtig. Lautlos kroch sie auf allen Vieren auf die bequemen Laken ihres neuen Freundes bis sie sich auf seiner Höhe, und direkt unter dem Dachfenster befand.
Neugierig betrachtete sie sein schlafendes Gesicht, es wirkte ganz komisch ohne all die Zornesfalten.
Rasch fand sie gefallen daran wie weich sich die Menschen betteten, zuvor hätte sie sich nie vorstellen können es gäbe etwas bequemeres als das Moos das ihr in ihrer Heimat als Nachtlager diente, aber auf diese Matratze wurde sie schon ein wenig neidisch.
Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden ob Philipp sie nun hier dulden würde oder nicht, schlüpfte sie mit unter seine Decke. Ihr Blick lieb auf den Sternen und dem hellen Mond hängen. Bei dem fremden Anblick war ihr Herz so schwer und zum ersten Mal wurde sie sich der Ferne ihrer Heimat bewusst. Warum nur hatte Morendras sie zwar zu den Menschen gebracht, aber auf so einen fernen Planeten. Er musste fern sein, denn dieser Mond glich keinem der Drei die sie kannte.
Noch lange schaute sie hinauf zum Sternenzelt und kämpfte mit ihrem Heimweh.

Irgendwas kitzelte ihn unter seiner Nase und ließ sich einfach nicht durch ein Wedeln mit der Hand vertreiben.
Immer mehr reizte es seine Nerven, und er dämmerte unsanft dem Zustand des Wachseins entgegen.
Plötzlich wurde ihm bewusst das hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
Blind tastete er nach seiner Brille und setzte sie auf bevor er träge seine Augen öffnete. Bei dem Anblick der sich ihm bot blähten sich seine Nasenflügel vor aufwallender Wut.
Da lag tatsächlich diese Verrückte, unter seiner Decke, kuschelte sich mit einem selbstzufriedenen Lächeln an ihn und machte ihm klar das der gestrige Tag kein Traum gewesen sein konnte, noch bevor er diese Hoffnung hätte haben können.
Einer ihrer Arme lag über seiner Brust und ihr Kopf schmiegte sich dreist an seine Schulter. Ihm entging nicht ihr angenehmer Duft nach Frühlingswiese und ihr weicher, menschenähnlicher Körper so dicht an seinem. Viel zu dicht.
Mit einem Satz fuhr er hoch und stieß sich fast den Kopf an der Dachschräge.
Was soll das? Ich glaube ich hatte dir gesagt du sollst auf deinem Platz bleiben!“
Müde rieb sich Lilly ihre Augen und seufzte leise. „Hmmm? Was ist passiert?“
In geduckter Haltung marschierte Philipp auf den Rand der Galerie zu und kletterte die Leiter unter leisen Flüchen hinab.
Für solche Spielchen am Morgen war er definitiv zu lange Single...
Von draußen hörte er schon hektische Schritte, wohl jemand der durch sein lautes Rufen angelockt wurde.
Noch bevor er auf das knappe Klopfen an seiner Tür reagieren konnte, wurde sie von seinem Vater geöffnet.
Ist alles in Ordnung Phil? Ich war gerade auf der Treppe und habe dich brüllen gehört.“
Ja... ich habe nur... schlecht geträumt. Es wäre dennoch zu freundlich von dir wenn du nicht einfach in mein Zimmer platzen würdest.“
Mit einem Ruck wandte er seinen Blick ab und suchte mit seinen Augen hektisch das Zimmer ab, ganz nebenbei während er Stoßgebete gen Himmel sandte das hier nichts von Lilly herum lag das die Aufmerksamkeit seines Vaters erregen könnte.
Eigentlich war Metthew gekommen um seinen Sohn zu fragen ob er an diesem Wochenende nicht etwas mit ihm unternehmen wollte. Er machte sich nicht so viele Sorgen wie seine Frau, aber ihm wäre es auch lieber wenn sein Spross weniger Zeit vor diesen Videospielen verbringen würde. Etwas Abwechslung würde ihm sicher gut tun.
Seine Lippen öffneten sich bereits als er zum Sprechen ansetzten wollte, als er eine Bewegung aus dem Augenwinkel registrierte.
Sein Blick wanderte hinauf zu der Galerie, und gegen alle seine Erwartungen sah er ein Paar leuchtend, grüner Augen die über den Rand direkt auf ihn hinab blickten. Kurz weiteten sich diese Augen ehe sie wieder verschwanden.
Ihm klappte ja fast die Kinnlade runter als ihm bewusst wurde das er da tatsächlich gerade ein Mädchen gesehen hatte.
Moment, waren das türkisfarbene Haare gewesen?
Um sich selbst aus der Starre zu befreien schüttelte Metthew den Kopf und blickte wieder zu seinem Sohn der gerade dabei war sich eine Jeans über zu ziehen. Ganz langsam bildete sich ein breites Grinsen auf seinen Zügen.
Alle seine Befürchtungen waren mit einem Mal fortgeblasen. Mit seinem Sohn war alles in bester Ordnung.
Philipp zuckte kurz zusammen als er eine Hand auf seiner Schulter spürte die ihn anerkennend tätschelte.
Mit zwei Fingern richtete er seine Brille und blickte in das Gesicht seines Vaters. Warum er dort ein ausgiebiges Schmunzeln entdeckte und dieser ihm auch noch zunickte, verstand Philipp nicht und runzelte skeptisch die Stirn.
Was... wolltest du von mir?“
Ach nichts mein Junge, ach nichts. Genieße deinen Tag. Vielleicht werde ich deine Mutter noch schick zum Abendessen ausführen damit du deine Ruhe hast.“
Deutlich übertrieben zwinkerte er seinem Söhnchen noch zu und verschwand wieder aus dem chaotischen Zimmer.
Eine ganze Weile lang stand Philipp nur da und starrte auf die Tür wo sein Vater hinausgetreten war. Hatte diese Ellydre irgendwas angerichtet von dem er noch nichts wusste? Hatte sie seinen Eltern, gar ihm, etwas eingepflanzt das ganz langsam sein Gehirn verzehren würde.
Erst die Stimme der besagten Dame riss ihn aus seiner Paralyse.
Kann ich jetzt runter kommen?“
„Ja... kannst du. Und deine Ohren kannst du direkt auch mal spitzen.“
Feste schlug er sich die Hand vor den Kopf als Lilly ihn fragend ansah und wissen wollte wieso sie denn ihre Ohren spitzen sollte, und vor allem mit was denn? Was um alles in der Welt hatte er eigentlich verbrochen?
„Hör einfach zu. Ich werde jetzt einkaufen gehen damit du etwas zum anziehen hast. Es liegt nicht in meinem Interesse noch mehr Aufsehen als nötig zu erregen. Falls das mit deiner Haarfarbe überhaupt möglich ist. Und wenn ich wieder da bin werden wir deinen Stab suchen. Du wirst solange hier in meinem Zimmer bleiben und es nicht verlassen! Verstanden? Fass am besten auch nichts an... atme einfach nur und sitz still.“
Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe herum, hatte er auch keinen Befehl vergessen? Nach der Sache gestern mit seiner Schwester wollte er unbedingt vermeiden das sie für noch mehr Unruhe sorgt.
Nachdem er Lilly alles nochmals erklärt hatte, in der Hoffnung sie würde verstehen wie wichtig ihm seine Anweisungen waren, machte er sich samt Stein im Magen auf den Weg.

Wieso sollte sein Plan sich auch als derart einfach erweisen? Ein junger Mann der für eine junge Frau Kleidung einkaufen geht. Was kann daran schwer sein? Diese Frage würde er sich ab dem heutigen Tag nie wieder stellen.
Als er so dahinschlenderte, durch die Vielfalt der Damenbekleidungsabteilung, und sich die Auslagen genauer ansah, entging ihm natürlich nicht das etliche neugierige Augen auf ihm ruhten.
Zusehens machte ihn die Gewissheit beobachtet zu werden immer nervöser. Rasche Blicke huschten umher, die Handinnenflächen wurden feucht und verschwanden in seinen Hosentaschen weil das weniger auffällig wirken sollte, und dazu führte ihn noch seine unorthodoxe Laufrichtung in die Damenunterbekleidungsabteilung.
Hektisch wanderten seine Blicke von einem Spitzendessous zum anderen.
Eine der Verkäuferinnen wurde sichtlich entschlossener diesen Lustmolch auf frischer Tat zu ertappen und schlich sich immer näher an ihn heran, wie ein Raubtier das seine Beute umkreiste.

Ein paar wenige Stunden später rollte sein schwarzer Kleinwagen, den er sich mit einem Nebenjob im Altenheim finanzierte, die Einfahrt seines Elternhauses entlang und kam leise klappernd zum Stillstand.
Nachdem er seine Stirn fast blutig an dem Lenkrad geschlagen hatte, sackte er schlaff im Sitz zusammen. Für solche Aktionen fühlte er sich definitiv zu alt.
Als er versucht hatte ein paar der Damenschlüpfer unter einem Pullover zu verstecken den er sich über den Arm geworfen hatte, und endlich die peinliche Aktion an der Kasse hinter sich bringen wollte, hatte das Raubtier ihn erwischt.
Es hatte nicht gelangt ihn von hinten anzuspringen und auf die Knie zu zwingen, so laut zu rufen das auch der letzte Kunde des gesamten Einkaufscenters gehört hatte wie er Mädchen Slips versteckte, nein, man musste auch noch einen Security rufen lassen. Noch immer hatte er das Gefühl diese groben Hände überall zu spüren.
Vier verschiedene Geschäfte hatte er durchkämmen müssen, bis er den Dreh raus hatte, wie man sich als Mann unauffällig in der Damenbekleidungsabteilung bewegte.
Wütend schnappte er sich die Tüte mit der Ausbeute welche auf dem Beifahrersitz gelegen hatte und stieg seufzend aus dem Wagen aus. Bevor er sich sicher sein konnte das dieser Tag nicht noch schlimmer werden würde, riss ihn die Realität hart
auf den Boden zurück.
Links neben dem Haus, befand sich ein kleiner, aber mit Mutterliebe bepflanzter Garten, der durch eine dichte Hecke vom Bürgersteig getrennt wurde. Genau an dieser Hausecke, in passender Nähe zu dem erblühenden Garten war eine Regentonne angebracht. Alles in allem völlig normal, würde dort nicht eine junge Frau an besagter Tonne stehen, vornübergebeugt und dessen Inhalt trinkend.
In letzter Minute gelang es ihm nicht die Beherrschung zu verlieren und die ganze Nachbarschaft von seiner Fassungslosigkeit durch lautes Schreien zu informieren. Stattdessen rannte er die wenigen Meter zu ihr herüber und zischte wie eine Schlange als er in ihrer Hörreichweite angekommen war.
Was um alles in der Welt machst du denn da??? Ich hatte dir doch gesagt du sollst im Haus bleiben! Kannst du nicht einmal machen was ich dir sage?! Du bringst mich noch in Teufelsküche! Hast du eine Ahnung was ich wegen dir heute schon wieder durchgemacht habe?“
Bevor er seinen Ärger weiter auf sie niederhageln lassen konnte, zerrte etwas unter wütendem Knurren an seiner Hose.
Xii, dieser kleine grantige Wolf im Schafspelz biss in sein Hosenbein und warf den Kopf nach Rechts und nach Links.
Die nette Begrüßung ließ Lilly die Stirn in Falten legen, und sie gar nicht daran denken Xii zurück zu rufen. Mit einer Hand wischte sie sich die letzten Wassertropfen von ihrem Kinn und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust.
Du hast auch nicht dein Versprechen gehalten! Bald wolltest du zurück sein, Stunde um Stunde habe ich gewartet, bedacht darauf keinen Laut von mir zu geben. Außerdem hattest du mir kein Wasser da gelassen, ich brauchte dringend welches. Meine Haut wurde schon ganz knittrig.“
Während er versuchte Xii los zu werden indem er sein Bein kräftig ausschüttelte, taxierte er Lilly mit tödlichen Blicken. „Knittrige Haut? Was... nein, ich will es gar nicht wissen. Zieh dich einfach um damit wir los können. Ich will diesen Morschdas so schnell wie möglich finden damit du wieder nach Hause kannst.“
Lilly freute sich sehr das er so darauf bedacht war ihr zu helfen, rasch waren ihre Zornesfalten beseitigt, und es brauchte auch nicht viel Aufwand Xii von seinem Bein zu pflücken. Feste presste sie den kleinen Fuchs an ihre Brust und begann scheinbar mühelos den alten Walnussbaum empor zu klettern um durch einen beherzten Sprung wieder in sein Zimmer zu gelangen. Noch während sie empor kletterte rief sie Philipp zu. „Morendras. Er heißt Morendras!“
Mit offenem Mund verfolgte er die gesamte Kletteraktion und betete im Stillen darum das dieser Tag nicht so lang werden würde wie der letzte. Immerhin hatte sie eine seiner Bitten befolgt und sich darum gekümmert das die Äste auf ihrem Kopf nicht mehr jedem ins Auge stechen würden. Sie hatte sich ganz simpel die Haare drum herum gewickelt, was zwar nicht weniger auffällig war, man aber viel eher auf einen Fabel für verrückte Frisuren schieben konnte.

Die untergehende Sonne färbte den Horizont schon in ein seichtes orange, als Philipp endlich aufhörte an seiner Hoffnung fest zu halten. Auch dieser Tag neigte sich dem Ende ohne das sie das magische Relikt gefunden hatten.
Unter einem verzweifelten Aufstöhnen musste er wohl oder übel akzeptieren das sie wieder eine Nacht bei ihm verbringen würde. Kurz machte sich die Angst in ihm breit sie würden diesen Stab vielleicht nie finden, und was dann? Würde er sie für immer am Hals haben?
Philipp, du bist so blass. Ist alles in Ordnung?“
Die Stimme der Ellydre riss ihn aus seinen Gedanken, ihre Frage tat er mit einem Kopfschütteln ab und rückte sich mit dem Mittelfinger die Brille zurecht.
Mein Magen knurrt und die Sonne wird bald unter gehen... Wir sollten uns auf den Weg machen, und beten das wir morgen deinen Stab finden. Ewig kann ich dich nicht bei mir verstecken.“
Mit einem schweren Herzen sammelte Lilly ihre treue Begleiterin Xii ein, und erntete gleich einen wütenden Blick von dieser. Vor dem Menschen wollte sie nicht sprechen, aber das brauchte sie auch nicht, ihr war bewusst welche Standpauke sie sonst über sich ergehen hätte ergehen lassen müssen.
Schweigend folgte sie Philipp und versuchte sich nicht anmerken zu lassen das auch in ihr die Sorge wuchs Morendras nie wieder zu finden. Im Gegensatz zu den beiden wusste sie das er sich beim Sturz vom Himmel in einen einfachen Stock verwandelt hatte. Was wenn er all seine magische Kraft ebenfalls verloren hatte und sie nun für immer hier fest saß?!
Energisch schüttelte sie ihren Kopf um die düsteren Gedanken zu vertreiben. Nein, an solch eine Gegebenheit wollte sie nicht einmal denken.
Als das ungleiche Trio wieder zu Hause ankam, nahm sie wie immer den Weg durch das Fenster hinein um nicht gesehen zu werden. Ihm stellten sich noch immer die Nackenhaare auf wenn sie zum Sprung ansetzte, aber er musste sich auch eine gewisse Bewunderung für ihre wachsende Zielsicherheit eingestehen.
Mit dem Fuß schob er ein paar Kleidungsstücke fort und ließ sich hart auf den Boden fallen. Müde rieb er sich das Gesicht, eigentlich müsste er dringend für eine Klausur in der nächsten Woche lernen, aber nach den letzten zwei Tagen stand ihm eher der Sinn nach ein wenig Abschalten.
Kaum hatte er den Fernseher angemacht, klebte Lilly auch schon wieder an seiner Seite und beäugte staunend die bunten Bilder in diesem merkwürdigen Fenster. Ihr Verstand war deutlich überfordert und er musste ihr immer und immer wieder erklären wie das funktionierte und wofür man das brauchte. Geschehnisse aus der ganzen Welt verfolgen, sehen was andere Menschen tun, nicht tun, besser tun sollten, Menschen die anderen zeigen wie man die köstlichsten Gerichte kocht, ja sogar Menschen die komische Fragen beantworteten und dafür bedrucktes Papier erhielten. Diese Freude darüber erschloss sich ihr auch nach einer eingehenden Erklärung von ihm nicht, wieso man sein Glück von ein wenig Papier abhängig machte. Oder wieso andere ihr Hab und Gut für dieses Papier hergaben. Besonders interessant fand sie diese sogenannte Werbung in der einem vermittelt wurde was man unbedingt benötigte.
Hier gab es so viele Dinge die einem das Leben erleichtern sollten, Dinge von denen sie nie etwas gehört hatte, und sie hatte viele Gerüchte über die Menschen gehört. Diese Welt hier schien viel weiter entwickelter zu sein als die ihre.
Xii hingegen interessierte sich für all diese Themen kein bisschen, es ärgerte sie dass Lilly immer mehr Gefallen an diesem Ort hier zu finden schien. Morendras ist das Allerheiligste was ihrem Volk noch geblieben war, und gerade sie sollte sich mehr bemühen ihn zu finden. Was sollte aus den Ellydren werden nachdem sie schon so viel verloren hatten.
Zornig kaute sie dieses ekelhafte Obst was der Mensch ihr hingestellt hatte, den Gedanken das er irgendeine giftige Substanz hinein gegeben hatte, verlor sie nicht ganz. Sie schmeckte etwas das sich falsch anfühlte, aber von irgendwas musste sie ja leben.
Philipp war schon bald ihre Fragen leid und nahm ein anderes, komisch aussehendes Gerät in die Hand. Nach ein paar Knopfdrücken veränderte sich der Bildschirm und merkwürdige Symbole erschienen überall. Aus dem Augenwinkel musterte er Lilly argwöhnisch und presste kurz die Lippen zusammen bevor er bemüht um Freundlichkeit seine Bitte an sie richtete.
Du kannst mir gern zusehen, ist vielleicht ganz interessant für dich. Aber ich will jetzt auch mal etwas entspannen ja, also halte dich bitte mit deinen tausend Fragen zurück!“
Nach kurzem Zögern nickte sie ihm zu und verfolgte gespannt das weitere Geschehen auf dem Bildschirm.
Ein Krieger, gekleidet in eine beeindruckende Rüstung erschien. Sie glaubte zumindest das es ein Krieger sei, denn er trug ein breites Schwert auf dem Rücken.
Ihre Augen wurden immer größer als dieser kleine Mensch durch düstere Wälder streifte und sie beängstigende Laute aus allen Richtungen wahr nahm. Instinktiv versuchte sie die Umgebung zu erforschen und nach dem zu tasten was sie vernahm. In den Wäldern ihrer Heimat lauerten viele wilde Geschöpfe, friedlich gesinnt oder hungrig. Wenn eines ihr zu Nahe kam, besänftigte sie diese immer und vermittelte ihnen das von ihr keine Gefahr ausging.
Aber hier spürte sie gar nichts. Plötzlich kam eine Kreatur aus dem Unterholz gesprungen und attackierte den kleinen Krieger.
Unter einem leisen Aufschrei zuckte sie zusammen und beobachtete weiter wie die Kreatur im Nu blutend am Boden lag nachdem das breite Schwert es niedergestreckt hatte.
Was... was ist das? Ich habe dieses Tier nicht gespürt! Wie konnte...“
Philipp hob knapp die Hand und rollte mit den Augen.
Das ist ein Videospiel. Ich steuere den Kerl da hier mit dem Controller.“ Er fuchtelte kurz mit diesem kleinen, merkwürdigen Objekt vor ihrer Nase herum. „Nichts besonderes. Wenn ich hier drücke kann ich schlagen, damit ausweichen und hier habe ich ein paar Heiltränke wenn ich mal zu viel abbekomme. Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Drachen den ich besiegen muss.“ Plötzlich stockte er als sein Gegenüber ihn mit weit aufgeklappten Mund anstarrte, und er fast schon Angst bekam sie hätte aufgehört zu atmen.
Du... du bist das da?“ Ungläubig deutete sie auf den Bildschirm. „Dann bist du ja ein wahrer Held!!! Diese Kreatur hast du ohne Probleme besiegt!“
Bevor er ihr erklären konnte das er das gar nicht wirklich war, packte sie ihn fest an den Schultern und rüttelte ihn ordentlich durch.
Ich bitte dich! Komm mit mir wenn wir Morendras gefunden haben! Vielleicht kannst du unser Volk von dem Joch der Menschen befreien! Wenn sich einer der Ihren ihnen in den Weg stellt, werden sie sich bestimmt nicht mehr trauen zu uns zu kommen!“
Als sie denn endlich aufhörte ihn durchzuschütteln, hatte er arge Probleme seine Brille wieder zu richten. Ihre Worte ergaben für ihn keinen Sinn, wovon redete diese Irre? Doch als er in ihr Gesicht blickte, erstarrte er förmlich vor all der aufrichtigen Hoffnung in ihren Augen. Ihre Hände waren wie zu einem Gebet gefaltet und sie rutschte ganz nah an ihn heran, sodass er ihren warmen, weichen Körper deutlich spüren konnte. Er hätte ihr einen dickeren Pullover kaufen sollen.
Hastig rutschte er ein Stück von ihr fort und hob abwehrend beide Hände.
Moment! Du missverstehst das! Ich bin kein Held... das ist einfach nur ein Videospiel. Es ist nicht real! Ich kann mich nicht in diese Figur verwandeln oder sonst was in der Art.“
Irgendwie war ihm als könnte er sehen wie seine Worte in ihr Ohr eindrangen und aus dem anderen wieder heraus rieselten.
Aber du besitzt große Fähigkeiten wenn du dazu in der Lage bist!“ Aufgeregt deutete sie auf den Bildschirm und robbte wieder nahe an ihn heran. Mit beiden Händen klammerte sie sich an sein T-Shirt und sah flehend zu ihm auf.
Gerade als er kurz davor war die Geduld zu verlieren und ihr womöglich noch den Hals herum gedreht hätte, klopfte es an seiner Tür. Noch bevor er auch nur einen Ton sagen konnte, war seine Mutter bereits mit beiden Füße über die Schwelle getreten.
Kyara traute ihren eigenen Augen nicht. Dort saß ihr Sohn, auf dem Boden seines furchtbar unordentlichen Zimmers und ein junges Mädchen mit sehr merkwürdig aussehenden Haaren, klammerte sich fest an ihn. Das Leuchten in ihrem Gesicht deutete auf einen leidenschaftlichen Augenblick hin, das sah sie ganz unmissverständlich.
Ma! Verdammt kannst du nicht anklopfen und warten bis ich geantwortet habe?!“ Eilig zupfte er Lillys Hände von seinem T-Shirt und rutschte ein gutes Stück von ihr fort.
Ich... wusste ja nicht das ich euch... störe. Mir war gar nicht bewusst das du Besuch hast. Hättest du sie, wie es sich gehört, vorgestellt, wäre ich nicht rein geplatzt.“ Kyara legte sich eine Hand auf die Wange und betrachtete verträumt ihren Jungen. Sie hatte sich schon Sorgen gemacht das er sich nach seiner letzten Freundin gar nicht mehr zusammen reißen würde, und ihn nun so innig mit diesem Mädchen zu sehen ließ ihr mütterliches Herz aufgehen.

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