Fachidiot 1. Kapitel Teil 3

Du suchst schon eine ganze Weile oder?“
Wie lange weiß ich gar nicht. Es war Nacht als wir gefallen sind, aber es dauerte eine Weile bis ich wieder zu mir gekommen war.“
Skeptisch schoss eine seiner Brauen in die Höhe und seine Gereiztheit nahm wieder zu als seine Schuhspitze in einer Wurzel hängen blieb.
Gefallen? Vom Himmel oder was?“
Mit großen Augen bestaunte sie ihn und nickte knapp.
Ja, hast du uns gesehen?“
Verächtlich zuckte seine Oberlippe bevor er einmal tief durchatmete. Auf dem Absatz machte er kehrt und stapfte wütend in die Richtung aus der sie gekommen waren. Zornig herrschte er sie im Gehen noch über die Schulter an und ärgerte sich über seine eigene Dummheit.
In Ordnung Mädel. Ich wollte dir helfen! Aber wenn du nichts besseres zu tun hast als mich an der Nase herum zu führen, dann mach deinen Kram alleine. Ich bin doch nicht blöd.“
All die vergeudete Zeit schürte seine Wut über die gesamte Situation. Ihre Verwirrten Fragen was er denn meinte oder ihre Bitte nicht wieder zu gehen, ignorierte er nun vollkommen.
In seiner steigenden Rage merkte er gar nicht das er den falschen Weg zurück einschlug und noch tiefer in das Unterholz eindrang. Diesmal konnte sie mit ihm nicht mehr Schritt halten und rief immer wieder nach dem unbekannten Helfer.
Sein Fuß blieb wieder an etwas hängen, verhedderte sich so sehr das er so schnell nicht reagieren konnte, und zu Boden fiel.
Fast hätte er all seinen Frust in einem wütenden Schrei entladen als er sich wieder auf die Seite drehte und versuchte seinen Fuß frei zu bekommen.
Xiiiiiiiii!“
Die Verrückte rief laut den Namen ihrer Freundin und ging direkt neben ihr auf die Knie. Entsetzt starrte sie auf das kleine Wesen das wimmernd alle Viere von sich streckte. Der linke Hinterlauf hatte sich in einer Drahtschlinge verfangen und war bereits blutig gescheuert als sie sich anscheinend versucht hatte zu befreien.
Ungläubig richtete er seine Brille und starrte den kleinen Fuchs an. Es machte den Anschein das es noch ein Jungtier sein musste, doch er konnte sich nicht dran erinnern je einen Fuchs gesehen zu haben dessen Fell so leuchtend rot war.
Völlig perplex richtete er sich langsam wieder auf, ließ dabei die beiden aber keine Sekunde aus den Augen. Nachdem er wieder näher gekommen war, erblickte auch er das blutverkrustete Fell. Der Draht hatte sich tief in das Fleisch gegraben und jagte ihm bei dem Anblick des leidenden Tieres einen kalten Schauer über den Rücken.
Das sieht nicht gut aus. Wir sollten es zu einem Tierarzt bringen.“
Behutsam strich die junge Frau dem Fuchs über den Kopf, die Sorge in ihren Augen war deutlich zu erkennen. Ganz vorsichtig befreite sie ihre treue Begleiterin von der Schlinge und zog sie auf ihre Knie.
Xii... Ein Großteil meiner Kraft ist fort. Ich spüre es. Aber es muss reichen...“
Mit einem tiefen Atemzug schloss sie ihre Augen und legte beide Hände auf den kleinen pelzigen Körper.
Ihm erschien es wie eine Ewigkeit dass sie dort so saß, still und konzentriert bis ihre Stimme als leises Flüstern erklang.
Ewiglich das Grün, klar und reich dein Atem.
Wohlbehütet im finsteren Grunde, ruht immerdar dein Garten.
Kehre ein, mein Geist ist frei.
Auf das es gibt keine Macht, die uns entzwei.
Borge mir, Leib und Seele nun.
Kenne den Preis, in deinen Armen werde ich ruhn.“
Während sie die Worte wie einen Singsang ertönen ließ, dessen Rhythmus ihn schier hypnotisiert hatte, begann ein grünliches Licht sich um ihre Hände zu manifestieren.
Wie kleine durchsichtige Tentakeln schlängelte sich das Licht ihre Unterarme bis zu den Ellenbogen hinauf bis es auf den Körper des kleinen Fuchses begann überzugreifen.
Seine Füße schienen wie festgewurzelt, verweigerten ihm jeden Befehl sich in Bewegung zu setzen und bis ans andere Ende der Welt zu rennen.
Zur gleichen Zeit versuchte sein Verstand krampfhaft zu verstehen was seine Augen dort gerade wahr nahmen.
Die blutigen Wunden verheilten und die Hinterläufe zuckten als würden sie mit neuem Leben erfüllt.
Er blinzelte ein paar Mal heftig und riss seinen Blick hoch, zu dem Gesicht der jungen Frau.
Es gelang ihm ebenso wenig seinen Mund zu schließen, als auch seinen Füßen endlich wieder befehligen zu können.
Stattdessen kippte er bei dem Anblick der sich ihm bot nach hinten in das weiche Laub und gab ein paar unverständliche Laute von sich.
Vorhin waren ihm, etwas hinter ihrem Stirnansatz, in ihrem Haar zwei Knubbel aufgefallen die wie zusammen geschrumpfte, knorrige Ansätze von Ästen aussahen. Er hielt sie für einen passenden Kopfschmuck für ihr zerlumptes Kostüm, aber nun waren sie gewachsen. Gewaltig gewachsen.
Auf ihrem Kopf waren die zwei Knubbel zu stolzen Ästen ausgewachsen die sich in alle Richtungen feingliedrig erstreckten.
Innerhalb weniger Augenblicke bildeten sich kleine Blätter die heran wuchsen und an einer Stelle entstand eine Knospe.
Mit den letzten Worten die diese merkwürdige Frau sprach, erblühte die Knospe. Strahlend weiß öffnete sie sich in dem Zwielicht des Waldes und wirkte genau so fremd wie alles in diesem Moment, was sich an diesem Platz befand.
Völlig erschöpft sanken ihre Schultern nach vorn und ihr Kinn neigte sich mit einem Ruck auf ihre Brust, als würde sie sich jetzt erst dem Gewicht das auf ihr thronte bewusst werden.
Feine Schweißperlen rannten ihr Gesicht hinab und benetzten ihre zitternden Hände von denen sich das mysteriöse grünliche Licht wieder gelöst hatte, und verschwunden war.
Wa-Was … um... alles in der Welt... war das?!“
Viel zu schrill krächzte er die Worte hervor und begann am ganzen Leib zu zittern.
Er träumte noch! Das musste es sein. Er war über seiner Tastatur eingeschlafen und träumte diesen ganzen verrückten Schwachsinn nur!
Endlich fand er die Kraft wieder sich von dem kühlen Waldboden zu erheben. Viel zu schnell, denn er schwankte als hätte er zu tief ins Glas geschaut.
Ein paar vereinzelte Blätter lösten sich von seinem Hosenboden und schwebten hinab während er mit einer zitternden Hand auf die immer noch kniende Frau zeigte.
Das ist gerade nicht passiert! Damit das klar ist!
Verdammt noch eins!“
Überfordert raufte er sich die Haare und bleckte wütend die Zähne. Als hätte ihn etwas gestochen, wirbelte er herum und rannte so schnell er nur konnte davon.
Irgendwohin, nur weit genug fort von dieser Irren!

Von seinen Worten bekam sie kaum etwas mit, sie konzentrierte sich noch viel zu sehr auf die sanfte Berührung die ihr diese fremde Präsenz geschenkt hatte.
Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie hauchte leise nur ein einzelnes Wort.
Danke.“

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